Rüstungsindustrie

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Aus alt mach neu: Heckler & Koch Sturmgewehr ersetzt Heckler & Koch Sturmgewehr bei der Bundeswehr

Heckler & Koch verdient an der Ausmusterung der eigenen Waffe nach Berichten über mangelhafte Präzision durch die Bundeswehr, indem es nun die neue Standardwaffe liefert – für knapp eine Viertelmilliarde Euro. Dabei setzte sich die Waffe von Heckler & Koch nicht durch bei der Erprobung.

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Aus alt mach neu: Heckler & Koch Sturmgewehr ersetzt Heckler & Koch Sturmgewehr bei der Bundeswehr
Der Hauptsitz von Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar (Bild: Aspiriniks)

Das Sturmgewehr G36 hatte bei der Bundeswehr einen durchwachsenen Ruf. Viele Unteroffiziere, die noch mit dem G3 ausgebildet worden waren, kritisierten die Waffe schon bei ihrer Einführung 1996 als störanfällig, zu empfindlich. Einige nannten es „Schönwetter-Schießstandwaffe“. Das G36 war 1996 übrigens die erste Waffe der Bundeswehr im „neuen“ NATO-Kaliber 5,56 x 45 mm (als Standard 1980 eingeführt).

 

Das frühe Urteil dieser Unteroffiziere fand allerdings erst 2015 die Zustimmung des Verteidigungsministeriums. Da war die Waffe öffentlich in die Kritik geraten, weil die Präzision bei heißem Wetter und nach kurzem Gebrauch abnahm.

 

Der Hersteller, Heckler & Koch (H&K) aus Oberndorf am Neckar, wehrte sich gegen die Vorwürfe und letztlich auch Schadensersatzansprüche vor Gericht und gewann 2016: Das Landgericht Koblenz wies Forderungen des Verteidigungsministeriums nach Ausgleichszahlungen zurück. Dazu reichte H&K das HK416 als Nachfolger für das G36 bei der Ausschreibung des Verteidigungsministeriums ein.

Rüstungsmonopol der Infanteriewaffen

 

H&K beliefert mindestens 88 Staaten direkt mit Waffen, darunter die Polizei-Einheiten und Armeen der meisten NATO-Staaten. In mindestens 92 Staaten sind Sicherheitskräfte mit HK-Waffen ausgerüstet.

 

Im Bild (unten im Vordergrund, gemeinfrei) ist das "neue" Sturmgewehr der Bundeswehr 2006 im Einsatz bei der US Army im Irak zu sehen.

H&K interveniert

Die Ausschreibung für den Nachfolger des G36 gewann 2020 dann aber die Thüringer Firma C. G. Haenel GmbH mit dem MK 556. „Die Waffe von Haenel habe sich in den Tests als technisch etwas besser erwiesen, zugleich auch im Angebot ‚wirtschaftlicher’“, berichtete der SPIEGEL.

 

Der damalige Mehrheitsgesellschafter Andreas Heeschen soll nach SPIEGEL-Informationen noch am Abend der Entscheidung eine verbitterte Mitteilung nach Berlin geschickt haben, dass "das Bundesministerium der Verteidigung Heckler und Koch nach rund 60 Jahren den Zuschlag für die Lieferung des zukünftigen Sturmgewehres der Bundeswehr verweigern wird". Er „bedauere (ich) diese Entwicklung zutiefst“. H&K-Vorstandschef Jens Bodo Koch erklärte sodann, die Entscheidung "juristisch ausführlich prüfen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen" zu wollen.

 

Das Ministerium gehorchte prompt und zog im Oktober die geplante Vergabe an Haenel wieder zurück, weil es mögliche Patentrechtsverletzungen zulasten von H&K gäbe. Es folgte eine „Neubewertung der Angebote unter Berücksichtigung aller Aspekte“. Eine externe Patentanwaltskanzlei stellte eine Patentverletzung fest, so dass das Verteidigungsministerium seinerseits erleichtert feststellen konnte „Die Wiederholung der Angebotswertung ist damit abgeschlossen“.

 

Da kann der Bundeswehr-Soldat beruhigt sein: Wenn schon nicht die beste Technik, so steckt in seiner Waffe doch die beste Lobby der Branche!