Internationalismus Live: „Die Welt brodelt!“

Internationalismus Live: „Die Welt brodelt!“

„Eine Veranstaltung, die Mut macht!“

Ca. 120 Veranstaltungsteilnehmer erlebten im Kultursaal der Horster Mitte eine sehr bewegende, informative und lehrreiche Reise um die halbe Welt - geprägt von einem revolutionären Optimismus im gemeinsamen Kampf für den Sozialismus. Zur Veranstaltung geladen hatte die ICOR (International Coordination of Revolutionary Parties and Organisations). Ihre Hauptkoordinatorin, Monika Gärtner Engel, führte durch den Abend.

Von jz
„Eine Veranstaltung, die Mut macht!“
Das Podium (von links): Adib Abdesselam, Jovino Nunez, Monika Gärtner-Engel, Hatem Laouini, Jeroen Toussaint und Gabi Fechtner (rf-foto)

Auf dem Podium gaben sich Adib Abdesselam, Gewerkschafter und Menschenrechtsaktivist aus Marokko, Jovino Nunez von der Partido Comunista (Marxista Leninista) (PC(ML)) aus der Dominikanischen Republik als ICOR-Koordinator von Amerika, Hatem Laouini von der Parti Patriotique Démocratique Socialiste (PPDS) aus Tunesien als ICOR-Koordinator von Afrika, Jeroen Toussaint vom Rode Morgen aus den Niederlanden als ICOR-Koordinator von Europa und Gabi Fechtner als Parteivorsitzende der MLPD und Gastgeberin die Ehre. Dazu gab es einen nicht persönlich vorgetragenen Bericht der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei Türkei / Kurdistan (MLKP).


Alle drei Lieder, welche die Veranstaltung würdevoll einrahmten, sagten schon viel über den hauptsächlichen Inhalt der Veranstaltung aus. „We will not go down!“ als ein Lied über den Widerstand in Palästina, das bekannte Lied „Todo Cambia!“ (alles verändert sich) aus Südamerika und zum Schluss gemeinsam die „Internationale“.

 

Im Bericht der MLKP stand der Widerstand gegen das faschistische Erdoğan-Regime im Mittelpunkt, das weiterhin versucht, in der Türkei eine "Friedhofsruhe" herzustellen. Doch die Massen lassen sich nicht "ruhig" stellen. Im Gegenteil, vorne dran steht das Industrieproletariat in den Gewerkschaften, wo mehr und mehr die kämpferischen Kräfte an Einfluss gewinnen. Außerdem kritisierte die MLKP die "imperiale" Außenpolitik der Türkei.  Sie fordert eindringlich internationale Solidarität für Rojava/Kurdistan, als das fortschrittlichste Zentrum im Kampf gegen das Erdoğan-Regime.


Adib Abdesselam aus Marokko berichtete über eine starke Belebung des Klassenkampfes im letzten Jahr. Lehrer und Schüler setzten sich in einem viermonatigen Kampf gegen die Pläne der Regierung durch, die nur noch befristete Zweijahresverträge für Lehrer und Professoren zulassen wollten. Seit Ende des letzten Jahres werden diese Kämpfe im Gesundheitsbereich weitergeführt. Trotz harter Polizeirepression schließen sich immer mehr Arbeiter diesen Kämpfen an.

 

In der Dominikanischen Republik besetzen Bauern im Widerstand gegen die maßlose Ausbeutung durch die Großgrundbesitzer Ländereien, um bessere Lebensbedingungen durchzusetzen. Jovino Nunez sprach von einem großen Potential für den gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Bauern, mit dem Ziel einer nationaldemokratischen Revolution - auch im Kampf gegen den herrschenden Einfluss des US-Imperialismus.

 

Hatem Laouinie aus Tunesien hielt eine flammende Rede für die internationale Solidarität mit dem palästinensischen Befreiungskampf und gegen den Völkermord, den das israelische Militär an den Palästinensern in Gaza verübt. "Es ist weltweit das bedeutendste Ereignis im antiimperialistischen Kampf! Wir dürfen niemals einen Kampf für sich alleine lassen!", so Hatem Laouinie.


Ein Gast aus dem Publikum berichtete in diesem Zusammenhang über erschütternde Zustände im Norden von Gaza. Das Militär schießt dort gezielt auf jede Menschenansammlung und die Bewohner essen Gras, um nicht zu verhungern. Angesichts dieser Zustände ist es ein Skandal, dass die Banken aktuell Geldüberweisungen von Hilfsgeldern in den Gazastreifen verweigern!

 

In den Niederlanden setzen sich - nach dem Vorbild italienischer Gewerkschafter von SI Cobas - niederländische Hafenarbeiter für einen Boykott von Waffenlieferungen nach Israel ein. Darüber hinaus berichtete Jeroen Toussaint über politische Arbeit gegen den faschistoiden Einfluss der PPV von Gerd Wilders und über den Charakter der Auseinandersetzungen unter den Massen: "Es gibt keine Asylantenkrise, es gibt nur eine Krise des Kapitalismus!".


Gabi Fechtner zeichnete ein lebendiges Bild von der aktuellen politischen Gärung in Deutschland - mit Millionen von Demonstranten gegen Faschismus und Rechtsentwicklung sowie wachsenden gewerkschaftlichen Kämpfen. Alte Bindungen lösen sich, die Kämpfe bekommen immer mehr einen politischen Charakter. Die Kapitalismuskritik wächst und der Antikommunismus als herrschende Staatsreligion gerät mehr und mehr in die Defensive. Eindringlich wies sie aber auch darauf hin, den Einfluss der völkischen Ideologie ernst zu nehmen. Die rasanten weltweiten Entwicklungen verursachen bei vielen ein Wechselbad der Gefühle, die erst einmal bewusst und differenziert verarbeitet werden müssen.

 

Einige ICOR-Vertreter berichteten von einer wachsenden Offenheit für den Sozialismus als gesellschaftliche Alternative, in der aber auch noch viele Fragen geklärt werden müssen.

 

In der anschließenden Diskussion bereicherten viele Veranstaltungsgäste die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Berichten aus den Betrieben, dem Umweltkampf sowie der Jugend- und Frauenbewegung.


Eine besondere Stärke der Veranstaltung lag darin, dass es zwar offensichtlich durchaus unterschiedliche Meinungen unter den Kontinentalvertretern gibt - vor allem zur Rolle der Hamas in Palästina. Doch diese werden solidarisch, auf Augenhöhe, bei gleichzeitigem uneingeschränkten Vertrauen und in uneingeschränkter Solidarität mit dem palästinensischen Befreiungskampf weiter ausgetragen. Monika Gärtner-Engel qualifizierte in diesem Zusammenhang die ICOR nicht nur als eine revolutionäre Organisation der internationalen Zusammenarbeit, sondern auch als eine zukunftsweisende "Internationale der proletarischen Streitkultur".


Eine Spendensammlung für die ICOR brachte über 600 Euro zusammen.


Die gesamte Veranstaltung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck im Geiste der internationalen Solidarität. Ganz im Sinne einer Bemerkung von Jeroen Toussaint: "Wir befinden uns nicht am Ende der Welt, sondern am Beginn der Massenkämpfe weltweit!".