Solingen

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"In den Strudeln der Zeit"

In einer Korrespondenz vom 7. Februar auf "Rote Fahne News" wurde eine Sonderausstellung des Solinger „Zentrums für verfolgte Künste“ beworben.

Korrespondenz aus Herne
"In den Strudeln der Zeit"
(rf-foto)

Es hieß dazu: "Unter dem Titel 'In den Strudeln der Zeit' werden Bilder von überwiegend unbekannten, unterdrückten, verfemten oder vergessenen Künstlern gezeigt, die dramatischen Wendepunkten der Geschichte des letzten Jahrhunderts in Deutschland künstlerische Gestalt gegeben haben. Zu Recht bezeichnen die Ausstellungsmacher Künstler oft als Seismographen ihrer Zeit."

 

Das Thema hat uns brennend interessiert und zu dritt machten wir uns am Sonntag auf in die Klingenstadt. Für 15 Uhr hatte die MLPD Solingen einen gemeinsamen Besuch organisiert. Wir waren 17 Interessierte aus verschiedenen Städten, viele aus dem Ruhrgebiet.

 

Zu Beginn gab es vom Vertreter der MLPD eine spannende Einführung über das Wesen und die Entwicklung der Kunst von der kommunistischen Urgesellschaft bis heute.

 

Darin heißt es unter anderem: „Die hier in der Sonderausstellung ... gezeigten Künstler wurden gerade deshalb 'vergessen' und verdrängt, weil sie zum einen nicht den vorherrschenden Zeitgeist widerspiegeln und auch nicht davor flohen – und weil sie zum andern nüchtern die für die einfachen Leute grausame Realität der Weltkriege, der Unterdrückung im Faschismus, aber auch den Widerstand dagegen widerspiegeln. Das macht all diese Künstler so wertvoll: Unabhängig von ihrer individuellen künstlerischen Form, den gewählten Mitteln, der künstlerischen Qualität und auch der - oft schwankenden - politischen Standpunkte. In ihnen werden die tatsächlich umwälzenden 'Strudel' des letzten Jahrhunderts in Deutschland in künstlerischer Form veranschaulicht und verdichtet.“

 

Und dann gings los. Eine Fülle von Bildern in den verschiedensten Techniken gestaltet, vom Holzschnitt über Kohlezeichnungen bis Aquarell und Ölmalerei erwartete uns. Das zeitliche Spektrum der Ausstellung reichte vom Ersten Weltkrieg über die Novemberrevolution, die Weimarer Republik, die Zeit des Faschismus und über den Zweiten Weltkrieg bis zum Mauerbau.

 

Hier einige „highlights“: Betroffen standen wir vor dem Holzschnitt von Käthe Kollwitz zur Grablegung des ermordeten Karl Liebknecht. Arbeiter in Waffen zeigen die Revolutionszeit 1918/1919. Die Gräuel der faschistischen KZs kommen in Zeichnungen eines Künstlers zum Ausdruck, der das KZ Theresienstadt überlebte ...

 

Die Zeit reichte kaum, um alles zu betrachten und sich damit auseinanderzusetzen. Manch einer zeigte sich als kompetender Erklärer und es wurden schon Pläne geschmiedet, wen man alles für dieses einzigartige Museum begeistern könne. Der Besuch zeigte uns Kunst der Unterdrückten und Ausgebeuteten und machte klar, dass sie ein Spiegel der herrschenden Verhältnisse ist. Wie sagte der bekennende Kommunist Pablo Picasso: „Nein, die Malerei ist nicht dazu da, die Appartments zu schmücken. Sie ist eine Waffe zu Angriff und Verteidigung gegen den Feind.“

 

Leider war unser Besuchstag gleichzeitig der letzte Tag dieser Sonderausstellung. Aber: Auch die Dauerausstellung im „Zentrum für verfolgte Künste“ ist sehenswert und es gibt noch eine zweite Sonderausstellung, die bis Dezember 2024 geöffnet ist: „und laut zu sagen nein!“ über die Zeit des Faschismus in Solingen und den antifaschistischen Widerstand. Darin befindet sich auch eine öffentliche Würdigung von Willi Dickhut.