Spielunterbrechungen am laufenden Meter

Spielunterbrechungen am laufenden Meter

Fanproteste zeigen Wirkung

Woche für Woche steigerten sich Fanproteste gegen den geplanten Einstieg eines milliardenschweren Investors bei der Deutschen Fußball Liga. Spielunterbrechungen bis zu 40, 50 Minuten in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga häuften sich, herbeigeführt von Tennisbällen, Schokotalern oder anderen Wurfgeschossen in die Strafräume - dem Einfallsreichtum der Fans scheinen keine Grenzen gesetzt: sogar kleine ferngesteuerte Flugzeuge oder Autos kamen zum Einsatz.

Von hk

Was hat zu dieser zugespitzten Situation geführt, die so manchen Kommentator dazu bewog, von der „größten Krise seit dem Bundesligaskandal 1971“ (1) zu sprechen?

 

Auslöser für das Aufbegehren der Fans war die im Dezember 2023 erneute Entscheidung der DFL, sich mit der Unterstützung eines Milliardeninvestors das nötige Kapital zu beschaffen, um mit dem Geld den deutschen Profifußball im Ausland besser, sprich profitabler zu präsentieren. Von der Milliarde sollen allein 600 Millionen Euro in die Digitalisierung, Internationalisierung und Vermarktung gesteckt werden. Damit erhoffen sich die DFB– und DFL-Oberen eine dreifache Steigerung der Einkünfte aus den Übertragungsrechten. Der Deal hat also nichts mit einer Steigerung der Qualität des deutschen Profifußballs zu tun, der sich bekanntermaßen  - auch durch das verheerend schlechte Abschneiden bei den großen internationalen Turnieren - momentan in der Krise befindet. Nein, die „Entwicklung“ des deutschen Fußballs bezieht sich nur auf die Steigerung der Gewinne.

 

Nachdem sich vergangene Woche der US-Finanzinvestor „Blackstone“ aus dem Bieterkreis wegen der Proteste verabschiedet hat, ist jetzt nur noch „CVC“ im Rennen. Das Übermonopol aus Luxemburg gehört zu den zehn größten Beteiligungsgesellschaften (Private Equity Fonds) der Welt. Deren Geschäft besteht darin, Kapital zu sammeln, zu verwalten und in Unternehmen zu investieren, deren Aktien nicht an Börsen oder anderen Märkten gehandelt werden. Nach eigenen Angaben verwaltet CVC aktuell 188 Milliarden Euro und ist an mehr als 100 Unternehmen weltweit beteiligt.

 

Wenn, wie erwartet, CVC die Beteiligung an der DFL eingeht und eine Milliarde Euro an die erste und an die zweite Bundesliga zahlt, erwartet der Finanzkonzern natürlich ein Vielfaches dieser Summe im Laufe der 20-jährigen Vertragsdauer zurück. Auch unter den Profi-Ligen hat sich in den letzten Jahren der Konkurrenzkampf gewaltig verschärft und nur der hat die Nase vorn, der den größten Profit erzielt. So ist das eben im Kapitalismus.

 

Der massive Protest der Fans ist von daher nur allzu berechtigt, denen die wachsende Kommerzialisierung und Unterordnung des Profifußballs unter die Geschäftsinteressen schon länger ein Dorn im Auge ist. So mischen sich in die Fanproteste zunehmend kapitalismuskritische Töne. In einem offenen Brief schreiben die „Fanszenen Deutschlands“ im Februar 2024: „Immerhin geht es sowohl Blackstone wie auch CVC um reine Gewinnmaximierung, nicht um den Erhalt des basisorientierten Profifußballs in Deutschland.“(2)

 

Auch wenn, wie zu erwarten ist, DFB und DFL demnächst zurückrudern und Zugeständnisse machen, um eine weitere Steigerung der Proteste zu vermeiden – die erhoffte Ruhe wird dadurch auch im Fußball nicht eintreten – da sei der Kapitalismus vor.