Netzpolitik
Dominiert die AfD die sozialen Medien?
Wer auf YouTube, Twitter oder Tiktok unterwegs ist, kommt an der AfD kaum noch vorbei. Woran liegt das und ist die AfD wirklich so dominant im Netz?
Wie die AfD für sich die sozialen Medien ausnutzt
Vergleicht man die Abonnenten und Follower der AfD mit denen der anderen Parteien, so liegt die AfD deutlich vorne. Auf Tiktok hat die AfD mehr Follower als alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien zusammen. Auf YouTube hat die AfD mehr als zehnmal so viele Abonnenten wie die CDU, FDP oder die SPD.
Nicht überall sind die Kräfteverhältnisse so extrem, aber kein Wunder, dass einem immer wieder AfD-Inhalte im Netz angeboten werden. Dabei profitiert die AfD massiv von den Algorithmen der sozialen Netzwerke. Inhalte, die Reaktionen hervorrufen, egal ob positiv oder negativ, werden auf allen Social-Media-Plattformen noch viel stärker verbreitet. Die AfD wird von hochkarätigen Werbeagenturen¹ und sogar vom Verfassungsschutz unterstützt. So berichtet die Süddeutsche Zeitung am 18.2., dass "zusätzlich zu den V-Leuten noch mehrere Hundert hauptamtlicher Verfassungsschutzmitarbeiter im Einsatz sind, die den sozialen Netzwerken mit gefälschen Accounts als Rechtsextreme posieren"².
Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda
Während es auf der Straße und in den Betrieben immer mehr Widerstand gegen faschistische Propaganda gibt, wird es den Faschisten in den sozialen Medien deutlich leichter gemacht. Keine der großen Social-Media-Plattformen geht wirklich konsequent gegen solche Hetze vor. Erst massive Proteste haben Facebook, YouTube oder Instagram zum Handeln bewegt. Während YouTube bei Urheberrechtsverletzungen sehr schnell reagiert, ist dies bei reaktionärer Hetze und Lügen nicht unbedingt der Fall. So werden Hetzvideos oft nur von den Werbeeinnahmen ausgeschlossen, aber im Netz belassen. Aber auch solche Inhalte bleiben nicht unkommentiert, überall im Netz gibt es auch Widerstand und Kritik gegen solche Posts.
Die Faschisten dieser Welt haben erkannt, dass sie in den sogenannten sozialen Medien ein leichtes Spiel haben. Sie setzen dafür seit vielen Jahren erhebliche finanzielle und personelle Mittel ein. So war eines der Themen des bekannt gewordenen Geheimtreffens die Gründung einer Influencer-Agentur, die rechte YouTuber unterstützt und finanziert.³
Wie X (Twitter) nach rechts rückte
Seit der Übernahme durch Elon Musk wurden zahlreiche Accounts reaktiviert, von rechten Verschwörungstheoretikern bis hin zu offenen Faschisten. Dazu wurde der größte Teil des Personals, das für die Moderation der Inhalte zuständig war, entlassen. Wie die Algorithmen der Social-Media-Plattformen genau funktionieren, behalten die Unternehmen meist für sich. Es scheint aber nicht undenkbar, dass solche Firmen auch bewusst reaktionäre Inhalte auf ihren Plattformen bevorzugen. Bei X (Twitter) kann man sich die bevorzugte Behandlung seiner Inhalte jedoch einfach mit einem kostenpflichtigen Account erkaufen. Für AfD-Politiker ist das kein Problem, aber viele fortschrittlich denkende Menschen lehnen es ab, X finanziell zu unterstützen und viele sind gar nicht mehr auf der Plattform aktiv. So hat reaktionäre Hetze viel mehr Raum bekommen als noch vor einigen Jahren.
X ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass solche Entwicklungen nicht überall akzeptiert werden. So hat X inzwischen die Hälfte seiner Werbekunden verloren. Sicher nicht, weil Konzerne wie VW, Mercedes, RWE, Apple oder Disney das Herz am rechten Fleck haben. Vielmehr befürchteten sie einen Imageschaden, da sich immer mehr Menschen über diese Entwicklung empören.
Wird Instagram jetzt unpolitisch?
Einen anderen Weg geht der Konzern Meta, zu der die beiden Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram gehören. Meta hat die Plattform Threads entwickelt, die sehr ähnlich wie Twitter funktioniert. Allerdings sollen hier die politischen Inhalte von der Plattform verschwinden. So sollen politische Inhalte auf Threads und auch bei Instagram in Zukunft nicht mehr algorithmisch ausgespielt werden und nur noch angezeigt werden, wenn man dem Kanal direkt folgt.⁴
Soziale Medien haben das lineare Fernsehen als wichtigste Informationsquelle für Jugendliche abgelöst. Wenn die derzeit größte Social-Media-Plattform Instagram politische Inhalte bewusst von ihrer Plattform verdrängt, ist das sicher keine positive Entwicklung.
Was können wir tun?
Gegen die AfD auf die Straße zu gehen ist sicherlich absolut richtig und sinnvoll. Auch mit einem Verbot der AfD hätte man gerade im Internet ganz andere Möglichkeiten, gegen die AfD vorzugehen. Am besten ist es natürlich, sich zu organisieren, um wirklich etwas an den gesellschaftlichen Verhältnissen zu ändern.
Auch die MLPD ist im Netz aktiv. Diese Arbeit könnt ihr hier unterstützen.