15 Prozent mehr Lohn

15 Prozent mehr Lohn

Warnstreiks im Einzel- und Großhandel: Die Beschäftigten kämpfen seit zehn Monaten um höhere Löhne

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat am Freitag zu Warnstreiks in den meisten Bundesländern aufgerufen. 10.000 Beschäftigte beteiligten sich. Die Kolleginnen und Kollegen haben die Nase voll davon, dass die Handelsverbände seit zehn Monaten ihre Forderungen ignorieren.

Von wb

Ver.di fordert im Einzel- und Versandhandel 15 Prozent mehr Lohn, mindestens 2,50 Euro die Stunde und im Groß- und Außenhandel 13 Prozent, mindestens 400 Euro im Monat; mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Der Verband in Baden-Württemberg bot bisher im Einzelhandel gerademal eine tabellenwirksame Lohnerhöhung von 6 Prozent ab Juli 2023 und 4 Prozent ab dem 1. April 2024 sowie eine Inflationsausgleichsprämie an. Er hält damit an einer 24-monatigen Laufzeit fest, weshalb das Angebot weit unterhalb der Ver.di-Forderung liegt.

 

Doch der Tarifgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Steven Haarke, hat seine eigene Wahrheit, wenn er behauptet, dass der HDE sein Angebot „mehrfach deutlich nachgebessert“ hätte. Dies hätte zu Reallohnzuwächsen geführt, wenn Ver.di ihre Verweigerungshaltung aufgeben und ihr mieses Angebot schlucken würde. [1]

 

Das ist die Methode des ertappten Diebes, der ruft: „Haltet den Dieb!“ Der HDE will davon ablenken, dass die tonangebenden Handelskonzerne Edeka, Rewe, Kaufland/Lidl, IKEA und die Otto Group zu den Preistreibern und Hauptprofiteuren der Inflation gehören. „Diese großen Konzerne lassen sich ihre Gewinne durch die Gesellschaft subventionieren, wenn Löhne und Rente mit Sozialleistungen aufgestockt werden müssen“, sagt Silke Zimmer vom Ver.di-Bundesvorstand. Denn „der weit überwiegende Teil der im Einzelhandel beschäftigten Menschen ist in den beiden unteren Entgeltgruppen eingruppiert, das bedeutet, je nach Region, ein Stundenlohn von zwischen 12 und 17,44 Euro brutto.“ [2] Die Handelskonzerne kassieren über die Lebensmittelpreise und ihre Maximalprofite die gesamte Bevölkerung ab!

 

Es ist deshalb genau richtig, dass Ver.di den Druck aufrechterhält und die Streiks auf die Konzernzentralen und Einkaufszentren konzentriert. Dadurch ist die spalterische Taktik der Handelsverbände mit freiwilligen Vorab-Lohnerhöhungen für einzelne Konzernbelegschaften oder der Hetze gegen die Streikenden nicht aufgegangen. Aus der Tatsache, dass diese jedoch weiter an ihrer Blockadepolitik festhalten können, sollten jetzt an der Gewerkschaftsbasis Schlüsse für die weitere Streiktaktik gezogen werden: für bundesweite Streiks im Handel und den Schulterschluss mit den im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen stehenden kommunalen Bus- und Straßenbahnfahrern (Ver.di) den Lokführern (GDL) und der Frauenbewegung, die gerade den 8. März vorbereitet.