Bahn SNCF

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Frankreich: 70 bis 90 % der Kontrolleure bei der Bahn im Streik

Nach mehrtägigen Verhandlungen riefen die Gewerkschaften CGT Cheminots und Sud Rails die Kontrolleure vom 16. bis 18. Februar zum Streik auf. Es geht um die Sicherheit an Bord der Züge, die Gehälter und die beschränkten Karriereaussichten bei der französischen Bahn SNCF.

Korrespondenz aus Paris

Der Streik hat große Wirkung, da mitten in den Winterferien an diesem Wochenende zahlreiche Züge übervoll waren. Jeder zweite Hochgeschwindigkeitszug TGV stand still. Der neue Premierminister Attal reagierte autoritär und zitierte das Vorwort der französischen Verfassung: "Es gibt ein Recht zu streiken, aber auch eine Pflicht zu arbeiten." Der Text stammt von 1946, als es nach dem Zweiten Weltrkieg um den Wiederaufbau einer Republik mit sozialen Rechten ging. Attals Beliebtheit unter Arbeitern hat das nicht gefördert.

Hohe Kampfbereitschaft und berechtigte Forderungen

Nach 2022 ist das der zweite große Streik der SNCF-Kontrolleure. Die Abkommen von damals wurden für die Streikenden nicht oder nur ungenügend eingehalten. Sie fordern die Anerkennung des Berufs des Schaffners als Fahrpersonal, mit einer dauerhaften Erhöhung der Prämien - um mindestens 500 € pro Monat -, die in die Rentenberechnung einfließt, und nicht mit Sonderprämien, wie von der Geschäftsleitung vorgeschlagen. Sie wollen auch eine bessere Berücksichtigung der Härte durch wechselnde, versetzte und entkoppelte Arbeitszeiten. Einige Zugeständnisse der SNCF-Führung, den Streik zu vermeiden, blieben ohne Erfolg.

 

Die streikenden Gewerkschaften CGT und SUD protestieren dagegen, dass "die SNCF die öffentliche Meinung gegen die Kontrolleure aufwiegelt, um sie als verwöhnte Kinder darzustellen". Die Direktion argumentiert, dass die Löhne der Eisenbahner in den letzten drei Jahren um durchschnittlich 17 % gestiegen seien. Doch vorher waren die Löhne über acht Jahre lang eingefroren und die Inflation liegt für diese drei Jahre offiziell bei 13 %, in Wirklichkeit weitaus höher. Die Forderungen der Streikenden sind voll berechtigt!

Ein Facebook-Streik?

Eine Facebook-Gruppe mit fast 4000 Mitgliedern steht hinter dem Streik der Kontrolleure der SNCF. Sie kann auf die Unterstützung der Gewerkschaften zählen, die sich dem Streik anschließen und ihn unterstützen. Diese Facebook-Methode ist sehr zwiespältig. Zwar kommen darin die Selbstorganisation und Kampfbereitschaft zum Ausdruck und auch eine Kritik an der reformistischen Gewerkschaftsführung, aber der Streik ist stark auf die speziellen Forderungen einer einzelnen Berufsgruppe ausgerichtet und beschränkt. Die Gruppe ist nicht berechtigt, Streiks auszurufen und benötigt die Gewerkschaften zum Schutz der Streikenden und ihrer Anführer, die die Bewegung begleiten. Die Gewerkschaften als Kampforganisationen zur Förderung der Einheit der gesamten Arbeiterklasse in Wirtschaft und Politik sind unerlässlich, so die ICOR-Organisation Union Prolétarienne ML in ihrem Programmentwurf. Organisiert Euch, macht die Gewerkschaften zu Kampforganisationen! Schaffen wir auch die politische Arbeiterpartei für die Interessen und die Zukunft aller Arbeiter.