Leserbrief

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Sozialismus und Naturheilkunde

Vor einigen Tagen erschien auf "Rote Fahne News" der Hinweis auf einen Beitrag von Stefan Engel, dem Leiter der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, auf der Webseite des Revolutionären Weg: „Naturheilkunde nicht einfach in Bausch und Bogen verdammen! – Eine dialektisch-materialistische Beurteilung.“

Von gsch/Rostock
Sozialismus und Naturheilkunde
„Vorsorge ist die Hauptsache“: unter diesem Motto betrieben ausgebildete Jugendliche im sozialistischen China Mao Zedongs medizinische Aufklärung auf dem Land, hier zur Verbesserung des Trinkwassers. Das trug zur Ausrottung verheerender Seuchen bei. (Foto von 1976)

Auf diesen Beitrag bezieht sich der Leserbrief aus Rostock.

 

Zur dialektisch-materialistischen Einschätzung der Naturheilkunde fand ich eine sehr interessante Passage im kürzlich gelesenen Bericht des Wiener Arztes Walter Freudmann mit dem Titel „Tschi-Lai! - Erhebet Euch!“ (1947). Als einer von zwanzig Ärzten der Internationalen Brigaden reiste er freiwillig direkt von Spanien nach China zur antifaschistischen und antiimperialistischen Front, um dem Land bei der Verteidigung gegen die japanische Aggression zu helfen. Von 1939 bis zum Kriegsende 1945 war er dort im Sanitätsdienst des chinesischen Roten Kreuzes bei der chinesischen Regierungsarmee tätig. So konnte er auch die altchinesische Medizin studieren, die er folgendermaßen beurteilte:

 

„Die altchinesische Medizin ist ein Teil des Kulturerbes des alten Chinas. Sie birgt eine gewaltige Fülle von Erfahrungen über Arzneiwirkungen verschiedener Pflanzen und anorganischer Substanzen. Erfahrungen, die noch einer geordneten Überprüfung und schriftlichen Niederlegung bedürfen. Der offizielle Gesundheitsdienst der chinesischen Regierung pflegt ausschließlich die naturwissenschaftliche Medizin des Westens … Das flache Land, die große Masse des Volkes, war aber immer noch fast ausschließlich auf die Hilfe des altchinesischen „Doktors“ angewiesen. Ihm stehen eine Unmenge von Heilkräutern zur Verfügung, die er sich zum Teil selbst aus örtlich gesammelten Kräutern und Pflanzen zubereitet. ...

 

In Jenan, der Hauptstadt der von den Kommunisten geführten Gebiete, die seit Beginn des Krieges von der Zufuhr moderner Westmedikamente abgeschnitten waren, wurde zum ersten Mal ein eingehendes Studium vieler alter chinesischer Heilmittel durchgeführt, ihre chemische Zusammensetzung untersucht und ihre Verwendung in Übereinstimmung mit naturwissenschaftlich-medizinischen Prinzipien bestimmt, sowie ihre Herstellung auf genossenschaftlicher Basis organisiert. Zweifellos wird die moderne Medizin von den Ergebnissen dieser Arbeiten und der Anwendung dieser Medikamente überaus viel zu lernen haben. ...

 

Die chinesische Medizin ist aber, wie das bei einer aus der vornaturwissenschaftlichen Periode stammenden Heilkunst nicht anders erwartet werden kann, zu einem großen Teil mit einem Wust mystischer, wissenschaftlich haltloser Symbolismen und Formalismen belastet und entspricht in dieser Beziehung etwa der Medizin des europäischen Mittelalters, der Alchemie und der Kunst des Paracelsus. ...

 

Wie gesagt, die moderne Medizin wird über vieles von der Medikamentur der chinesischen Medizin zu lernen haben, aber auch z.B. die Methode der Hautstichbehandlung wird wohl einer modernen Kritik standhalten können… Ein großer Teil der Patienten, die zu uns kamen, hatten sich bereits dieser Behandlung unterzogen… Die verstärkte Durchblutung, die durch diese Behandlung erreicht wird, mag in manchen Fällen eine Besserung des Allgemeinbefindens des Kranken bewirken.“

 

Das Buch ist leider nur noch antiquarisch zu erhalten, jedoch äußerst interessant und lesenswert.