Märchen der rechten Klimaleugner

Märchen der rechten Klimaleugner

Ist die Wetterkarte manipuliert?

Neulich hatte ich eine intensive Diskussion mit einem Kollegen, der stark von den ultrarechten Klimaleugnern beeinflusst ist. Es ging streitbar hin und her. Am Ende kaufte er das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ und will sich darüber weiter auseinandersetzen. Aber jetzt zur strittigen Debatte.

Von pw

Er meinte, dass uns das Fernsehen doch völlig manipuliere. Ich stimmte zu, dass es eine Manipulierung der öffentlichen Meinung im Interesse der Herrschenden gibt. Ich: Klar, sie ist aber viel umfassender und differenzierter und bezieht sich gerade auch auf die sogenannten „alternativen Quellen“ wie bei Telegram oder YouTube. Man muss schon seinen eigenen Kopf gebrauchen, einen Arbeiterstandpunkt einnehmen und sich wissenschaftlich mit den Fragen beschäftigen, um nicht jeder Ente nachzulaufen.

 

Er: „Aber wusstest du eigentlich, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen seit einiger Zeit die Wetterkarte umgestellt wurde? Hier wird ganz gezielt manipuliert, um die Klimaentwicklung drastischer darzustellen, als sie ist. Erst seit einiger Zeit werden die Temperaturen in immer röteren Farben dargestellt.“ Ich diskutiere das natürlich kritisch, aber konkret musste ich passen, was die angebliche Veränderung der Wetterkarten im öffentlichen Fernsehen angeht.

„Geheimer Wetterkartenaustausch“

Zu Hause recherchierte ich. Schon seit 2019 behauptet die faschistoide AfD, die Wetterkarten im öffentlichen Fernsehen wären gezielt manipuliert (Beleg 1). Angeblich hätte es einen geheimen Wetterkartenaustausch gegeben, bei dem die Farbe Rot für warme Temperaturen eingeführt wurde, um irreale Panik zu verbreiten. Das ist aber frei erfunden. Auch früher gab es im TV Wetterkarten mit roter Färbung.

 

Zum Beleg ihrer freien Erfindung blendet die AfD dann neuere Karte mit Rottönen ein, und ältere ohne solche Färbungen. Diese zwei Arten Wetterkarten gab es aber z.B. bei der Tagesschau bereits seit Jahrzehnten. Es geht um zwei unterschiedliche Kartentypen. Zum einen wird für die Wettervorhersage teils eine topographische Karte verwendet, die ihre Farben nicht ändert. Bei dieser Karte geht es nicht nur um die Temperatur, sondern auch um die Windverhältnisse, Regen o.ä. Hier kann man die Farbe natürlich nicht einfach an einen der Faktoren anbinden. Dann gibt es eine Karte über die Temperaturen, die hat sich auch schon in den früheren Jahren je nach Wärme verändert und hatte natürlich auch früher schon die rote Einfärbung (Beleg 2 „Das Geheimnis der Roten Wetterkarte!“).

Wird die Wetterkarte immer röter?

Dann wird noch gerne behauptet, dass heute die Temperaturen auf den Wetterkarten röter dargestellt werden als früher. Hier werden dann gerne neuere Karten aus dem Frühjahr älteren Karten aus dem Hochsommer gegenübergestellt. Aber: Es kommt eben bei der farblichen Darstellung darauf an, auf welchen Zeitraum sie sich beziehen. Denn sonst würde bei einer Bullenhitze alles in den dunkelsten roten Tönen erscheinen, während man in kälteren Jahreszeiten relativ höhere Temperaturen kaum mehr erkennen könnte. (Beleg 3).

 

Natürlich gab es im Detail konkrete Anpassungen bei den Wetterkarten. Gezielt manipulierte Wetterkarten sind aber schlicht eine Ente, die jetzt seit mittlerweile 25 Jahren durchs Internet geistert. Dennoch wird sie bis heute wider besseren Wissens besonders von der AfD verbreitet. Sie spekuliert darauf, dass man "den Etablierten" nichts glaubt, ihr aber jeden Unsinn, wenn er nur mir Pseudo-Belegen „bewiesen“ wird.

Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen

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Man kann natürlich nicht jeder Ente der Klimaleugner nachlaufen. So einige Klassiker sollte man im Laufe der Zeit kennen lernen und das sollte auch mehr bei Rote Fahne News behandelt werden. Vor allem muss man die positivistische, willkürliche Methode, bei der Äpfel mit Birnen verglichen werden, entlarven. Das dient nur dem, scheinbar aufklärerisch den größtmöglichen Unsinn zu verbreiten. Wir müssen den Leuten mehr helfen, selbst einen kritischen Standpunkt einzunehmen, sich auch von den Rechten kein X für ein U vormachen zu lassen, dialektisch heranzugehen.