Zahlreiche Streiks bei Lufthansa

Zahlreiche Streiks bei Lufthansa

Immer mehr Flugzeuge bleiben am Boden

Allein in Frankfurt am Main musste die Lufthansa gestern 500 Flüge streichen. Auch in München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di die 25.000 Beschäftigten des Bodenpersonals zu einem 27-stündigen Warnstreik aufgerufen. Sollte der Vorstand sein bisheriges Tarifangebot nicht deutlich nachbessern, "können wir auch länger streiken", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinksy. Die Streikbereitschaft am Boden sei so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.“¹

Von wb
Immer mehr Flugzeuge bleiben am Boden
Bild vom Ver.di-Warnstreik am Flughafen Frankfurt am Main im letzten Jahr (rf-foto)

Ver.di fordert: 12,5 Prozent bzw. mindestens 500 Euro mehr Lohn und Gehalt im Monat sowie 250 Euro mehr Ausbildungsvergütung. „Zusätzlich soll es eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro, eine neue monatliche Schichtzulage von 3,6 Prozent des Grundgehalts sowie schnellere, jährliche Stufensteigerungen und eine Erhöhung des Zuschlags zum Urlaubsgeld um 12,5 Prozent geben. 'Unsere Forderungen sind das Mindeste, wenn der Personalmangel und das Chaos im Luftverkehr beendet werden sollen', so Reschinsky“.²

 

Denn das Lufthansa-Management glaubte, die Belegschaft mit einem Angebot von weniger als zwei Prozent und einem spalterischen Angebot mit unterschiedlichen Inflationsausgleichsprämien für die verschiedenen Beschäftigtengruppen abspeisen zu können - damit der für 2023 erwartete Rekordprofit von 2,6 Milliarden Euro weiter sprudelt. Doch dabei hat sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht: die streikbereiten Beschäftigten und ihre Gewerkschaften.

 

„Mit unserer aktuellen Vergütung wird es immer schwieriger das ganz normale Leben zu bestreiten. Einige wissen nicht, wie sie weiter Miete, Auto und Lebensmittel bezahlen sollen – und das, obwohl wir bei einem erfolgreichen Weltkonzern arbeiten“, berichtet Udo Stoye, Crew-Busfahrer am Standort Frankfurt. Und Christine Springl, Flugzeugmechanikerin am Standort München: „Wir haben während der Corona-Krise unter widrigsten Umständen dafür gesorgt, dass die Lufthansa betriebsbereite Flugzeuge hat. Dabei haben wir schmerzhafte Einschnitte mitgetragen. Jetzt leiden wir unter einem großen Personalmangel. Das heißt Überstunden und ständig ausgebrannt sein“.¹

 

Bei der Mitteldeutschen Flughafen AG geht es beim Streik der Beschäftigten der Flughäfen Leipzig-Halle und Dresden um die Angleichung der niedrigen Löhne und längeren Arbeitszeit und damit um die Überwindung der Spaltung zwischen Ost und West.


Bemerkenswert ist auch, dass die Spaltungsstrategie des Lufthansa-Vorstands bei den laufenden Streiks der Luftsicherungskräfte (Ver.di), der Piloten (VC) und des Kabinenpersonals (Ufo) nicht aufgeht. Dies drückt sich auch in steigenden Mitgliederzahlen der Gewerkschaften aus. Denn die Lufthansa wollte insbesondere mit der Gründung von Billiglohngesellschaften und der Aufspaltung der Belegschaft ihre Position als Nummer eins in Europa und als viertgrößter Luftfahrtkonzern der Welt auf dem Rücken der Beschäftigten ausbauen. Eine Konsequenz muss deshalb sein, dass die verschiedenen Gewerkschaften und ihre Mitglieder gemeinsam streiken und arbeiten: Ein Betrieb - eine Gewerkschaft!

 

Die MLPD tritt darüber hinaus dafür ein, dass die Streikenden an den Flughäfen den Schulterschluss mit ihren Kolleginnen und Kollegen in den aktuellen Tarifauseinandersetzungen im Handel, bei den Kommunen im öffentlichen Nahverkehr oder bei den Ärzten an den Unikliniken suchen. Auch sie kämpfen für Reallohnerhöhungen, die angesichts der spekulationsgetriebenen Inflation dringend notwendig sind. Dazu sind auch selbständige Streiks für Lohnnachschlag notwendig, wie die sich abzeichnende neue Runde der Preistreiberei im Energiebereich unterstreicht, mit der die Monopole unter anderem die Erhöhung der Netzentgelte auf die Massen abwälzen wollen. Und überall geht es um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal, was auch im Interesse der Patienten, Pendler oder Kunden ist.

 

Und warum sollten Gewerkschafter ihren Kampf auf ökonomische Verbesserungen beschränken? Ihre sozialen Probleme sind doch Folgen der „neuen Prioritätensetzung“ zugunsten der Forderungen der Monopolverbände von Regierung und Staat. Diese Politik muss angegriffen werden, deshalb sollte auch der Schulterschluss mit großen Teilen der antifaschistischen Massenbewegung gesucht werden, die die Rechtsentwicklung oder das Versagen von Regierung und Monopolparteien in der Umweltpolitik von links angreifen. Ein solches Zusammengehen von Arbeiter-, Umwelt- und antifaschistischer Bewegung wird von den Herrschenden gefürchtet, wenn schon davor gewarnt wird: „Das Gebaren der Tarifparteien verkommt zunehmend zum Klassenkampf“.¹