Demonstration und Kundgebung der Lokführergewerkschaft GDL in Stuttgart
„Nicht Weselsky legt das Land lahm, sondern wir mit unserem Streik“
An die 300 Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL und mit dem Streik sympathisierende Gewerkschafter, S21-Gegner und andere Menschen demonstrierten heute für die Forderungen der GDL durch die Stuttgarter Innenstadt.
Mit dabei waren auch Genossinnen und Genossen der MLPD, die eine Solidaritätserklärung des Kreises Stuttgart- Sindelfingen übergaben, sowie Literatur verkauften. Bereits bei der Aufstellung der Demonstration und in Interviews mit Aktivisten wurde deutlich, dass diese selbstbewusst und sehr überzeugt von ihren Forderungen und ihrem Streik sind. „Wir sind hier, weil wir bessere Löhne brauchen, aber auch bessere Arbeitsbedingungen. Denn die derzeitigen machen viele Kolleginnen und Kollegen kaputt. Deshalb kämpfen wir für die 35-Stunden-Woche, um uns zu entlasten, aber auch um den Beruf wieder attraktiver zu machen“. Den meisten ist auch bewusst, dass sie „dafür sorgen können, dass mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene kommt“.
Die meisten zeigten sich deshalb auch wenig beeindruckt davon, dass ihr Streik in den bürgerlichen Medien jetzt zunehmend diffamiert wird. „Dann bin ich gerne böse“, meinte einer grinsend. Richtig wiesen einige darauf hin, dass auch gute Interviews – unter anderem von Aktivisten vor Ort - kommen. Oder dass der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky nur umsetzt, dass sich 97 Prozent der Mitglieder für einen unbefristeten Streik entschieden haben.
Von den bürgerlichen Medien und Politiker wird jetzt auf die „kompromisslose Gangart“ der GDL eingeschlagen, um den konsequenten Kampf für Arbeiterforderungen schlecht zu machen. Für die interviewten Kollegen ist dagegen der Bahnvorstand kompromisslos, wenn er über ihre Forderungen nicht wirklich verhandeln will.
Breit zurückgewiesen werden auch die Angriffe auf das tarifliche Streikrecht. Neu war aber für die angesprochenen Kollegen, dass wir insbesondere das Recht auf politische Streiks haben sollten, weshalb die MLPD ein allseitiges, vollständiges und gesetzliches Streikrecht fordert.
Zum politischen Aspekt ihres Kampfes gehört natürlich auch die ökologische Seite. Das sehen die meisten GDL-Mitglieder auch, beschränken es aber auf die Forderung nach der Stärkung der Bahn, als wirkliche Alternative zum Autoverkehr. „Wie sollen wir das machen, wenn halt zu wenig investiert wird, in die Bahn“, meinte einer. Dass die politische Prioritätensetzung der Bundesregierung falsch ist und wir Arbeiter mit unseren Kämpfen darauf Einfluss nehmen müssen, war ihm ein neuer Gedanke. Allerdings wirkten bei ihm auch die Demagogie der AfD, dass das Geld von uns Steuerzahlern im Ausland investiert würde. Das stimmt aber nur in Bezug auf die Subventionen der deutschen Konzerne und bekommt in dieser Form eine nationalistische, völkische Richtung.
Bei der Abschlusskundgebung erklärten auch Vertreter der Bewegung „Oben bleiben“ gegen das unnütze Großprojekt S 21 und Klaus-Jürgen Hampejs von den Freunden der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz (IAC) ihre Solidarität mit dem Streik der GDL. Er bekam viel Beifall als er an den Kampf der IG-Metaller für die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich erinnerte, der laut dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl „dumm und töricht“ gewesen sei. Weiterer Beifall kam auf, als er sagte, dass heute der Kampf um die 30-Stunden-Woche anstehe.
Claus Weselsky „rockte dann die Menge“ in seiner bekannt polemischen und angriffslustigen Art zu reden. Er verstand es,, das Selbstbewusstsein und die Würde der Kolleginnen und Kollegen zu stärken, als er sagte: „Niemand muss sich hier für diesen Streik schämen“. Unser Kampf um die 35-Stunden-Woche ermutigt vielmehr unsere Kollegen im Beamtenstatus, die heute noch 41 Stunden in der Woche arbeiten müssen, sich für eine Arbeitszeitverkürzung stark zu machen. Der GDL-Führung wurde auf dieser Kundgebung die Solidaritätserklärung des Zentralkomitees der MLPD übergeben.
Kundgebungen am Freitag – Claus Weselsky auf der Offenen Akademie
Im Rahmen des aktuellen Streiks der Gewerkschaft GDL bei der Deutschen Bahn finden auch morgen wieder Kundgebungen in verschiedenen Städten Deutschlands statt. Unter anderem wird der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky in Dresden sprechen. Weselsky wird auch im Rahmen der Offenen Akademie in Gelsenkirchen einen Vortrag mit dem Titel „Kampf um die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeitende und Entflexibilisierung“ halten. Termin: Mittwoch, 27. März, 9 Uhr. Hier gibt es das komplette Programm der Offenen Akademie