Düsseldorf
„Zu viel ist zu viel“: Protestkonvoi von Bauern, Handwerkern und Spediteuren
Der Konvoi aus mindestens 400 Fahrzeugen – Traktoren, Kleinbusse von Handwerksbetrieben, Pritschenwagen, LKWs von Bau- und Entsorgungsunternehmen – zog sich mindestens eine Stunde hin, bis er im Düsseldorfer Rheinufertunnel eingefahren war.
Der Konvoi aus mindestens 400 Fahrzeugen – Traktoren, Kleinbussen von Handwerksbetrieben, Pritschenwagen, LKWs von Bau- und Entsorgungsunternehmen – zog sich mindestens eine Stunde hin, bis er im Düsseldorfer Rheinufertunnel eingefahren war. Immer wieder gab es Zuspruch von den hupenden Autos, die auf der Gegenfahrbahn unterwegs waren oder Grüße der wenigen Passanten, die trotz der beißenden Kälte entlang des Rheins unterwegs waren. „Zu viel ist zu viel“ stand auf dem Schild auf einer hochgereckten Traktorschaufel, was wohl die Stimmung des ganzen langen Fahrzeugzugs zum Ausdruck brachte. Viele betonten: „Gibt es keine Bauern mehr, bleibt auch dein Teller leer!“, was eher defensiv ist und an die „Vernunft“ der Herrschenden appelliert. Viele Forderungen sind berechtigt: Erhalt der Steuerbefreiung auf Diesel und Kerosin, Mitsprache der Bauern bei Agrarbeschlüssen, auch dass Naturschutz nur mit und nicht gegen die Bauern geht. Viele Tafeln wenden sich gegen die Bundesregierung, fordern deren Abtritt: „Schluss mit dem (Geh)Ampel!“! Aber was soll dann kommen?
Bereits im Jahr 2019 gab es Proteste der Landwirte gegen das Agrarpaket der Bundesregierung, damals geschnürt von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Bundesumweltministerin Svenja Schulte (SPD). CDU oder gar AfD als „Alternative“? Nie im Leben! Der Protest mancher Landwirte knüpft an durchaus fortschrittlichen Entwicklungen an: „Farmers for Future – not only fridays“ war an einigen Traktoren zu lesen, womit eine Verbindung zur Jugendumweltbewegung „Fridays for Future“ geschaffen wird. Eine ganze Reihe hatten auch gut lesbar Plakate an ihre Fahrerkabinen geklebt: „Landwirtschaft ist bunt, nicht braun!“. Damit protestierten sie gegen Versuche der AfD, der Faschisten vom III.Weg oder der „Heimat“ (ehedem NPD) und Querdenkern, sich auf den Bauernprotest drauf zu setzen und diesen zu instrumentalisieren. Völlig zurecht, denn immer wieder tauchten PKW mit Deutschlandfahnen auf. Ein LKW transportierte die Botschaft: „Ideologie macht nicht satt! Bauern sorgen für Essen. Ohne Bauern keine Zukunft!“ Hier sollen der Umweltschutz und die Umweltschutzbewegung als weltfremde Kopfgeburten verunglimpft werden, als „Ideologie der GRÜNEN“. Bizarr. Der „ideologiefreie“ Pragmatismus der GRÜNEN hat im Dienste des internationalen Finanzkapitals doch schon lange jeden wirksamen Umweltschutz beerdigt. Notwendig ist doch gerade eine Ideologie und Politik, die die Einheit von Mensch und Natur anstrebt und für die gemeinsamen Interessen von Arbeitern und Bauern eintritt, und das ist bei der revolutionären Arbeiterbewegung, bei der MLPD zu finden, beim Internationalistischen Bündnis oder der Umweltgewerkschaft. Berechtigte Forderungen und Interessen liegen im Widerstreit mit erzreaktionären, wie solcher, die „Freitagsschwänzer, Klimaaktivisten“ als überflüssig und unproduktiv darstellen. Auffällig ist, dass nicht ein Plakat die Großkonzerne im Lebensmittelhandel, der Agrarchemie, der Logistik usw. angreift. Kommenden Mittwoch sind erneut Bauernproteste in Düsseldorf geplant, vor den Büros der SPD, der Grünen und der FDP, und wir werden das nutzen, weiter ins Gespräch zu kommen, über die Notwendigkeit der Einheit des Kampfs der Arbeiter und der kleinen und mittleren Bauern und über die gemeinsame Perspektive, den echten Sozialismus.