Bitcoin-ETFs
„Bitcoin“ zur Spekulation an Börsen zugelassen
Die US-Börsenaufsicht hat auf Betreiben großer „Wall-Street-Häuser“ wie der weltgrößten Vermögensverwaltung BlackRock die Spekulation mit Bitcoin-ETFs [1] an den offiziellen Börsen genehmigt.
Die mit Kryptologie [2] Geschäfte machende Branche feierte den jetzt möglichen Zugang zu den offiziellen Börsen als einen wirtschaftspolitischen Durchbruch, für den sie lange gekämpft hat. ETFs sind Pakete aus Aktien oder Anleihen, Anteilen an Immobilien oder anderen Wertpapieren. Ihr Wert hängt von der Kursentwicklung der in solch einem Paket enthaltenen Anlagen ab. Der Wert eines Bitcoin-ETFs hängt dagegen nur von der Preisentwicklung des Bitcoin ab.
Ein Bitcoin ist aber bloß eine höchst kompliziert verschlüsselte digitale Zeichenfolge, die als Datenbankeintrag in einem dezentralen Buchungssystem existiert. Alle Bitcoins bilden eine Kette solcher Einträge, die mit jeder Transaktion immer länger wird. Jeder Eintrag ist jemanden als „Eigentum“ zugeordnet und kann gehandelt werden. Bitcoins repräsentieren also keine realen Werte, sondern existieren nur virtuell [3]. Sie werden allerdings mit einem hohem Energieaufwand "produziert". Sie erhalten ihren Wert nicht, weil sie irgendwelche Waren repräsentieren würden, oder weil sie eine „Kryptowährung“ [4] oder irgend eine Form von Geld wären, sondern ausschließlich durch die Nachfrage von Folgekäufern für diese spekulativen Investments. Das Versprechen schnellen Reichtums lockt Anleger. Grundlage ist allein die Hoffnung, dass ein späterer Anleger noch mehr zu zahlen bereit ist.
Woher kommt der „Run“ auf Bitcoins?
Die Weltwirtschafts- und Finanzkrise nach 2008 – die nach bürgerlicher Lesart ihre Ursache nicht in der kapitalistischen Produktionsweise hatte, sondern vermeintlich durch die Casino-Mentalität der Großbanken ausgelöst wurde – führte dazu, dass die Kritik am von den Banken abhängigen Finanzsystem sprunghaft zunahm. Protestbewegungen wie »Occupy Wall Street« entstanden, die eine stärkere Kontrolle des Finanzsektors und eine Bankenunabhängigkeit für Finanztransaktionen forderten. Da kam 2009 die sogenannte Kryptowährung »Bitcoin« gerade recht. Sie versprach, Online-Zahlungen direkt miteinander ohne Beteiligung einer Bank zu ermöglichen. Das ist technologisch auch machbar. Die realen Umsätze bei Online-Geschäften blieben aber bis heute weitgehend bedeutungslos. Sie waren u.a. viel teurer als der Handel mit den „alten“ Kreditkarten. Stattdessen wurde Bitcoin ein fast ausschließliches Spekulationssystem. Weil Transaktionen bei „Kryptowährungen“ schwerer nachzuvollziehen sind, nutzen auch Kriminelle den Bitcoin-Handel massenhaft für Geldwäsche oder wie der IS zur Finanzierung ihres Terrors.
Neue Stufe irrwitziger Spekulationen
Der Bitcoin-Handel war bisher vom offiziellen Börsenhandel ausgeschlossen, weil er sich der Kontrolle der Banken entzog. Nun aber befinden sich Bitcoin und Co. auf dem Weg in den „Mainstream“ der Spekulation, sie werden „salonfähig“. Die neuen Bitcoin-ETFs sind nun auch durch eine Aufsichtsbehörde lizensiert, was bei dem bisherigen außerhalb der Bankenwelt betriebenen Bitcoin-Handel nicht der Fall war. „Der Schritt legitimiert Kryptowährungen als Asset (=Vermögensanlage)klasse“, sagte Oliver Eckhard, Chef von „Protocap“, einer Investmentfirma für Fonds mit „Kryptowährungen“. BlackRock fuhr unmittelbar nach der Zulassung mit dem Verkauf eines neu geschaffenen Bitcoin-ETFs riesige Gewinne ein. Deren Käufer rechnen offenbar damit, dass die Bitcoin-Kurse nun weiter nach oben schießen.
Die Einbeziehung von Bitcoin ist bezeichnend für ein immer irrwitzigeres weltweites Finanz-Spekulations-System, das von den realen Gewinnerwartungen in der Produktion fast vollkommen losgelöst ist. Schon jetzt sind die Börsenkurse unermesslich überzogen – sie steigen auf immer neue Höhen, während die Weltindustrieproduktion knapp auf dem Niveau von 2018 liegt und zurzeit sogar wieder schrumpft. Die Einbeziehung von Bitcoin-ETFS in den offiziellen Börsenbetrieb bläst die schon gigantische Spekulationsblase noch einmal stärker auf. Umso lauter wird der Knall sein, wenn sie platzt.