Israel/Palästina
Israelische NGO "Standing Together" hat seit dem 7. Oktober großen Zulauf
Die 2015 gegründete Organisation «Standing Together», in der sich jüdische und palästinensische Israelis zusammen für" Gleichheit, Frieden, Gerechtigkeit und Sozialismus" einsetzen, gewinnt seit dem 7. Oktober an Zulauf.
Darüber berichtet ein Artikel vom 5. Januar 2024 in der Zeitung Haaretz.
"Die meisten der neuen Mitglieder sind junge Menschen, Araber und Juden, so die Leiter der Bewegung. Seit dem 7. Oktober wurden im ganzen Land ein Dutzend gemeinsamer arabisch-jüdischer Gruppen, die so genannten ‹Solidaritätswachen›, gegründet, die zu den acht bereits aktiven Zweigen hinzukommen. Zusätzlich zu den neun bereits bestehenden Gruppen wurden auch elf Studentengruppen gegründet."
Tamar Asadi, eine palästinensische Lehrerin im Norden Israels, berichtet: "In den Social Media […] waren alle Beiträge düster und beängstigend. Plötzlich aber sah ich einen lilafarbenen Beitrag, der etwas über Partnerschaft sagte, sowohl auf Hebräisch als auch auf Arabisch. Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand einen Rettungsring zuwarf. Ich schrieb den Leuten hinter dem Posting, die von Standing Together waren, und fragte, ob die Bewegung einen Zweig in Deir al-Asad hätte. Daraufhin beschloss ich, die Initiative zu ergreifen und eine Solidaritätswache der arabischen und jüdischen Gemeinden in Galiläa zu gründen. Innerhalb weniger Stunden hatten wir 350 neue Mitglieder. Wir hielten unser erstes Treffen per Zoom ab. Wir besuchten gemeinsam medizinische Teams von Arabern und Juden in Gesundheitseinrichtungen; wir statteten Maayan Sigal-Koren, deren fünf Angehörige aus dem Kibbuz Nir Yitzhak entführt wurden und von denen zwei immer noch in Gaza festgehalten werden, einen Solidaritätsbesuch ab; ich lud Freunde zu einem Treffen bei mir zu Hause ein und vieles mehr."
Seit dem 7. Oktober hat die Bewegung mehr als hundert Aktivitäten durchgeführt. Sie besuchten Krankenhäuser, um verwundete Soldaten zu treffen und mit jüdischen und arabischen Ärzteteams zu sprechen, säuberten öffentliche Unterkünfte, schickten Lebensmittelpakete und andere Dinge an Familien, deren Einkommensquelle versiegt ist, beobachteten Fälle von rassistischer Gewalt in Israel und machten Solidaritätsbesuche.
Untereinander haben sie große Diskussionen. "Eine Gruppe sagte: 'Lassen wir Gaza für den Moment beiseite, wir werden über Frieden zwischen Juden und Arabern innerhalb Israels sprechen, wir werden so unpolitisch wie möglich sein, um den größtmöglichen Raum für Partnerschaft zu schaffen, auch für all jene, die sagen, dass sie desillusioniert sind.' Die zweite Gruppe sagte: "Wenn wir nicht als Friedensbewegung auftreten und über den Tag danach sprechen, wird es niemand tun." Am Ende haben sie beschlossen, beides zu tun.
Die Aktivisten haben es auch mit erheblichem Gegenwind zu tun. Sie bekommen hasserfüllte E-Mails von überzeugten reaktionären Zionisten mit Drohungen und dem "Argument" «Go to Gaza».