Nachlese zum letzten Tatort Krimi „Was bleibt?“

Nachlese zum letzten Tatort Krimi „Was bleibt?“

Mediale Begleitmusik einer reaktionären Flüchtlingspolitik

Der Titel dieses Tatorts stellt eine durchaus berechtigte Frage. Welche Gefühle hinterlässt ein solcher Film bei den Zuschauern? Die Hauptdarsteller dieses Tatorts aus Hamburg waren neben dem nuschelnden Kommissar Falke und seiner taffen Partnerin Grosz vor allem Flüchtlinge und leicht depressiv wirkende, offensichtlich überforderte Flüchtlingshelferinnen und -helfer.

Von jz

Der erste Flüchtling ist ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Krimineller, der äußerst aggressiv und verzweifelt durch die Landschaft irrt, um Geld für einen gefälschten Pass aufzutreiben. Dabei trifft er einen weiteren Flüchtling, einen ehemaligen Jugendfreund, welcher, versehen mit einer gestohlenen Identität, mit Frau und zwei Kindern in einer relativ gesicherten Existenz sein Dasein fristet. Diese Identität erhielt er nicht etwa von kriminellen Banden, sondern von einem in der Flüchtlingshilfe engagiertem Ehepaar, die einen Ersatzsohn für ihr unter mysteriösen Umständen verstorbenes und mit rechter Gesinnung missratenes Kind suchten.

 

Der erste Flüchtling erpresst seinen Jugendfreund. Entweder der lässt Geld rüberwachsen oder er lässt seine Identität auffliegen. Um dieser Erpressung Nachdruck zu verleihen, setzt er auch die Frau seines Jugendfreunds unter Druck. Sie hat nämlich auch eine illegale Identität, von der aber ihr Mann nichts weiß. Doch die zierlich wirkende Frau fackelt nicht lange und sticht mit einer Stoffschere ihren Erpresser in ihrem Laden für Brautkleider kurzerhand nieder. In der Zwischenzeit streckt der Mann mit der falschen Identität seinen besten Freund, Nachbarn und Chef nach einem Streitgespräch über seine Vergangenheit mit einem Faustschlag ebenfalls nieder.

 

Soweit kurz zusammengefasst die äußerst abstruse Handlung, meilenweit entfernt von den realen Problemen von Flüchtlingen und der vielen ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätigen Menschen.

 

Als dramatischen Schlussakt erlebt der Zuschauer dann noch einen sehr vordergründig inszenierten Abgang der Kommissarin Grosz. In einer völlig zusammenhanglos wirkenden Szene eilt sie einem von Schlägern bedrängtem Mann zu Hilfe und wird daraufhin von demselben eiskalt mit einem Messer abgestochen. Mit der epischen Schwülstigkeit einer Oper von Richard Wagner verblutet die Kommissarin im strömenden Regen auf offener Straße. Cut. Entscheidendes Detail der Szenerie: Der Täter hatte geradezu exemplarisch ungepflegtes langes schwarzes Haar und einen schwarzen Bart. Ganz so, als wollte der Regisseur am Schluss noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es auch noch solche Menschen mit Migrationshintergrund gibt, die selbst dann unberechenbar zustechen, wenn man ihnen zu Hilfe eilt. Die AfD-Führung mit Alice Weidel oder Björn Höcke wäre von dieser Schlussszene sicher hellauf begeistert.

 

In dem ganzen Film fällt kein einziges schlechtes Wort über Flüchtlinge. Der Film versucht möglichst unpolitisch herüberzukommen. Gleichzeitig zielt er aber darauf ab, mit wohl gesetzten Bildern und Dialogen reaktionäres Gedankengut und Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen gefühlsmäßig zu bestärken. Er zeichnet ein einseitig verzerrtes Bild von Flüchtlingen mit bedrohlichem Gewaltpotential und Problemen, welche unsere Gesellschaft, die es ja eigentlich nur gut mit ihnen meint, komplett überfordern würden. Solche Art Filme dürfen im Sinne des Antifaschismus und des gemeinsamen Kampfes für die Rechte von Flüchtlingen keine Schule machen und müssen auch unter den Medienschaffenden kritisch diskutiert werden.