Afrika

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Der vergessene Krieg im Sudan

Seit dem 15. April 2023 herrscht im Sudan wieder Krieg. Nach verschiedenen kurzen Waffenstillständen und wechselseitig gebrochenen Vereinbarungen ist die Lage der Menschen dramatisch. Derweil endet die politische UNO-Mission.

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Der vergessene Krieg im Sudan
So sieht die militärische Lage nach letztem Kenntnisstand aus: In graublau die von der RSF, in rot die von der SAF, in dunkelrot die von der SLA/M und in gelb die von der SPLM-N al-Hilu kontrollierten Gebiete. (Bild: ElijahPepe (CC BY-SA 4.0))

Die Militärregierung hatte das Ende der UNO-Mission gefordert. UN-Generalsekretär Antonio Guterres appellierte, sich auf einen sofortigen Waffenstillstand zu einigen. Der Konflikt hat verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Staatliche Institutionen haben weitestgehend aufgehört, zu funktionieren. 6 Millionen sollen geflohen sein, die meisten innerhalb des Sudan - Von den etwa 45 Millionen Einwohnern des Sudan lebte über ein Fünftel in der Hauptstadtregion um Khartum, die seit April umkämpft ist.

Einfluss imperialistischer und neuimperialistischer Mächte

Der Sudan ist reich an Rohstoffen und um deren Kontrolle dreht sich dieser Krieg wirklich. Die Militärregierung von General Abdel Fattah Burhan wird vom US-Imperialismus unterstützt. Verbündeter der Militärregierung ist die ebenfalls von den USA unterstützte "Sudanesischen Befreiungsarmee", die das Gebiet um die Stadt Tawila im Westen des Landes hinter den Linien der "Rapid Support Forces" eroberte, westlich der weiterhin umkämpften Stadt Al-Fashir.

 

Die islamischen „Rapid Support Forces“ (dt. „Schnelle Eingreiftruppe“, zwischen 70.000 und 150.000 Kämpfer stark) unter Generalleutnant Mohammed Hamdan Daglo werden in erster Linie von den Neuimperialisten Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate, aber auch von Russland unterstützt. Daglo unterstützte dafür seinerseits mit ca. 30.000 Kämpfern die saudische Intervention im jemenitischen Bürgerkrieg gegen die Huthi-Rebellen.

ICOR charakterisierte den Krieg sofort

 

Die ICOR hatte bereits am 24. April 2023 eine Resolution mit dem Titel "Nieder mit dem reaktionären Krieg im Sudan! Nieder mit den reaktionären Milizen! Sieg für die sudanesischen Arbeiter und Massen!" herausgegeben, in der sie die Situation treffend qualifizierte: "Der Krieg ist Ausdruck jeweils dahinter stehender, rivalisierender imperialistischer Mächte und dient nicht den Interessen des sudanesischen Volkes." 30 Parteien und Organisationen haben die Resolution international unterschrieben.

Militärregierung evakuierte nach Port Sudan

Die Kämpfe konzentrieren sich auf die südliche Hälfte des Landes. Die Militärregierung behauptet zwar, 45% der Kräfte der "Rapid Support Forces" vernichtet zu haben – diese aber hält weiterhin Stellungen in der Hauptstadt Khartum. Tatsächlich musste General Burhan sogar am 24. August letzten Jahres in einer waghalsigen militärischen Kommando-Mission aus seiner belagerten Basis in der Hauptstadt Khartum flüchten. Die Militärregierung wurde in Folge dessen in das noch sichere Port Sudan an der Küste des roten Meeres im Norden des Landes verlegt.

 

Die "Rapid Support Forces" konnte das von ihr kontrollierte Gebiet im Süden außerdem ausweiten. Sie umzingelte die Städte En Nahud und Al-Fulah. Einer dritten Stadt, Babanusa mit knapp 32.000 Einwohnern, droht die Einschließung.

Die Volksbefreiungsbewegung - Eine Dritte Kraft?

Die "Volksbefreiungsbewegung des Sudan – Nord" steht für die Trennung von Religion und Staat. Sie hat sich zu einer scheinbar weitgehend eigenständigen Kraft entwickelt und kontrolliert den Bundesstaat an-Nil al-azraq größtenteils. Seit dem 15. Juli greift sie in die Kämpfe ein: gegen Militärregierung und "Rapid Support Force".

 

Zivilgesellschaftliche Organisationen in diesen Gebieten erklärten gegenüber der sudanesischen Presse, der Vormarsch der Volksbefreiungsbewegung diene vor allen Dingen dem Schutz der Zivilbevölkerung vor den Kämpfen und möglichen Übergriffen. Bei Kämpfen in Süd-Kurdufan hat die Volksbefreiungsbewegung am 8. Januar die zweitgrößte Stadt des Bundesstaats, Dilling, eingenommen und Angriffe der "Rapid Support Forces" zurück geschlagen. Dilling war zuvor unter Kontrolle der Militärregierung.

 

Sie hat ein Bündnis mit der sudanesischen Kommunistischen Partei aus dem revisionistischen Spektrum abgeschlossen, die nach Ausbruch der Kämpfe einen Waffenstillstand gefordert hatte. Auch sie hat Feinde auf beiden Seiten des Bürgerkriegs: Am 25. Mai 2023 stürmte und besetzte die "Rapid Support Force" das Hauptquartier der Partei in Khartum. Am 19. August überfielen dann die Truppen des Nachrichtendienstes der Militärregierung das regionale Büro der Partei in an-Nil al-azraq.