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Zum 65. Todestag von Lion Feuchtwanger
Der große bürgerliche Schriftsteller Lion Feuchtwanger starb vor 65 Jahren, am 21. Dezember, in Los Angeles. Dorthin war er mit seiner Frau vor dem Hitlerfaschismus geflohen. Er kehrte nie wieder nach Deutschland zurück. Die amerikanische Staatsbürgerschaft blieb ihm allerdings versagt.
Aufgewachsen war Feuchtwanger in einer begüterten jüdisch-orthodoxen Familie in München. Seine schulische Laufbahn beschrieb er in "Ein Buch nur für meine Freunde" so: "Er (d. i. Lion Feuchtwanger) wurde von insgesamt 98 Lehrern in 211 Disziplinen unterrichtet, darunter waren Hebräisch, angewandte Psychologie, Geschichte der altbayerischen Fürsten, Sanskrit, Zinseszinsrechnung, Gotisch und Turnen, nicht aber waren darunter englische Sprache, Nationalökonomie oder amerikanische Geschichte. Der Schriftsteller L.F. brauchte 19 Jahre, um von diesen 211 Disziplinen 172 vollständig aus seinem Gedächtnis auszurotten. Es wurde im Laufe seines Unterrichts der Name Plato 14 203mal, der Name Friedrich der Große 22 641mal, der Name Karl Marx keinmal genannt."
Die Errichtung des Hitler-Faschismus zwang ihn und seine Frau ins Exil, zunächst nach Frankreich, später in die USA. Der Literaturpreis der Stadt München wäre ihm um ein Haar wieder aberkannt worden, weil er ein Glückwunschtelegramm zum 40. Jahrestag der Oktober-Revolution an die Sowjetunion geschickt hatte.
Mit „Moskau 1937 – ein Reisebericht für meine Freunde“ hat Lion Feuchtwanger einen wichtigen Beitrag für die Arbeiter- und kommunistische Bewegung geleistet. Er musste sich deswegen einer Menge antikommunistischer Anfeindungen erwehren. Er ist nicht eingeknickt, mutig verteidigte er seinen Standpunkt – unterstützt übrigens vom Philosophen Ernst Bloch. „Ich machte mich auf den Weg als ein ‚Sympathisierender‘“, schreibt Lion Feuchtwanger im Vorwort von „Moskau 1937“. „Ein Schriftsteller aber, wenn er etwas Großes gesehen, darf sich nicht davor drücken, Zeugnis abzulegen, auch wenn dieses Große nicht populär ist und seine Worte vielen nicht angenehm klingen. Ich lege also Zeugnis ab.“
Die Lage der Juden in der sozialistischen Sowjetunion beschrieb er so: "Bewegend ist die Einhelligkeit, mit der die Juden, denen ich begegnete, betonten, wie einverstanden sie seien mit dem neuen Staatswesen. Früher waren sie Geächtete gewesen, Verfolgte, Leute ohne Beruf, deren Leben keinen Sinn hatte; ’Luftmenschen‘; jetzt waren sie Bauern, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten, und erfüllt von Dank für die neue Ordnung.“ Feuchtwanger schildert auch, dass es für die Juden, die nicht assimiliert werden wollten, eine eigene Republik gab.
In der bürgerlichen Kritik wird „Moskau 1937“ als Ausrutscher Feuchtwangers, als schwerer Irrtum und als „Nicht-Literatur“ eingeordnet. Für alle Revolutionäre, die die unauslöschlichen Errungenschaften des sozialistischen Aufbaus verteidigen und aus den Fehlern lernen und lernen wollen, ist "Moskau 1937" ein wichtiges Dokument.