Von A wie Amazon bis Z wie ZF Friedrichshafen
Steigende Massenarbeitslosigkeit: Herausforderung an den gemeinsamen Kampf um Arbeitsplätze auf Kosten der Profite
Die selbstverschuldete Klage der Monopole und ihrer Verbände über den Fachkräftemangel verdeckt, dass die offiziellen Arbeitslosenzahlen von Januar bis November 2023 im Schnitt um 200.000 über dem vom Vorjahr lagen. [1] Aktuell sind 2,6 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet und 3,4 Mio. unterbeschäftigt [2].
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet für 2024 mit einer Zunahme der Arbeitslosen um 2,1 Prozent auf 2,7 Mio. Doch auch damit könnte sie erneut daneben liegen. Der Geschäftsführer von Gesamtmetall, Stefan Wolf: „rechnet damit, dass die Firmen 2024 Personal abbauen werden“.[3] Kurz danach bewahrheitet sich das: Bosch will alleine in seinem Stammwerk Stuttgart-Feuerbach und dem Entwicklungsstandort Schwieberdingen in den nächsten zwei Jahren 1500 Arbeitsplätze vernichten; darunter sehr viele von Ingenieuren im Bereich der Verbrenner-Technologie. Denn deren Umschulung bzw. das dazu erforderliche Zweitstudium zum Software-Entwickler ist dem Konzern zu teuer! Auch Audi in Neckarsulm und Porsche in S-Zuffenhausen haben angekündigt, Hunderte von Leih- und Zeitarbeitern zu entlassen.
Auch wenn sich die massenhafte Arbeitsplatzvernichtung in der Automobilbranche und in Regionen wie dem Mittleren Neckarraum konzentriert, ist die Liste der Konzerne lang, die umfangreichen Personalabbau angekündigt haben. Das reicht von A wie dem Onlineversandhandels-Riesen Amazon, der weltweit 9000 Arbeitsplätze vernichten will, B mit 4200 Jobs bei BASF bis zum Autozulieferer ZF Friedrichshafen, bei dem laut Betriebsrat bis zu 9000 Arbeitsplätze in Gefahr sind.
Ein Grund ist die Zunahme von Insolvenzen von Unternehmen um 23,5 Prozent auf 18.100 gegenüber dem Vorjahr. Es wird geschätzt, dass dadurch 205.000 Arbeitsplätze vernichtet wurden. [4] In der sich weiter vertiefenden weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise liegt der eigentliche Grund für diese aktuelle Entwicklung. Bei kleinen und mittleren Betrieben, die schon länger von den Konzernen an die Wand gedrückt werden, haben die hohen Energiepreise und Zinsen zur Zahlungsunfähigkeit geführt. Anders liegt z.B. der Fall der Insolvenz der Signa Holding, zu der auch die GALERIA Karstadt Kaufhof gehört. Der Investor und Milliardär René Benko bekam 680 Mio. Euro an Staatshilfe für die Sanierung und der damit verbundenen Vernichtung von tausenden von Arbeitsplätzen. Weil er sich verspekuliert hat, müssen jetzt 16.000 Beschäftigte bei GALERIA um ihren Arbeitsplatz bangen. Damit dürfen Benko und seine Großaktionäre nicht durchkommen!
Der Hauptgrund dafür, dass in Deutschland 26 Prozent der Konzernvorstände „spürbaren Personalabbau“ planen, erklärt ein Manager der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) so: „Die Sondersituation der Pandemie und der Lieferschwierigkeiten (sowie Preistreiberei - wb), die den Unternehmen teils rekordhohe Margen bescherten, ist vorbei. Jetzt haben wir einen Mix aus lahmender Konjunktur, anhaltend hoher Inflation, politischen Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Da setzen immer mehr Unternehmen den Rotstift an.“ [5] Das soll wohl Verständnis für die arbeiterfeindlichen Maßnahmen der „armen Monopole“ wecken. Doch diese verzichten nicht auf ihre Rekordprofite. Deshalb setzten sie alles dran, den wirtschaftlichen Rückfall der deutschen Industrie und ihrer Monopole im internationalen Konkurrenzkampf durch eine massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen und Verschärfung der Ausbeutung wieder wett zu machen. Interessant und neu ist das Eingeständnis, dass Monopole und Konzerne während der Corona-Pandemie riesige Profite einstreichen konnten.
Befeuert wird das durch die Strukturkrise auf der Grundlage der E-Mobilität, Digitalisierung und De-Karbonisierung. Die damit verbundene sprunghafte Produktivität wollen die Konzerne für eine Arbeitsplatzvernichtung in neuer Dimension zur Profitmaximierung nutzen. So könnten bei der Umstellung der Stahlindustrie auf „grünen Stahl“ bis zu 17.000 Arbeitsplätze „wegfallen“. [6] Und bei der Umstellung der Automobilmonopole auf die E-Mobilität gehen Experten von bis zu 200.000 Arbeitsplätzen aus.
Weil sich die Vorstände nicht auf breiter Front mit den kampfstarken Automobilarbeitern anlegen wollen, vermeiden sie meist noch genaue Zahlen und die Ankündigung von Entlassungen von Stammbeschäftigten. Die Betriebsgruppen der MLPD arbeiten darauf hin, dass die bereits stattfindenden Massenentlassungen von Leiharbeitern oder der Abbau von Arbeitsplätzen durch Abfindungen oder Altersteilzeit nicht hingenommen werden und der gemeinsame Kampf um jeden Arbeitsplatz mit der offensiven Forderung nach der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich verbunden wird. Statt abzuwarten, bis die Konzerne Entlassungen ankündigen, gilt es jetzt die Initiative für den gewerkschaftlichen und selbständigen Kampf zu ergreifen, bei dem sich die Arbeiter das Recht auf Streik außerhalb von Tarifrunden zu nehmen. Der Tarifkampf um die 32-Stundenwoche bei Stahl oder der GDL für die Verkürzung der Arbeitszeit der Bahnbeschäftigten im Schichtdienst muss dazu genutzt werden.
Ein solcher Kampf wäre auch ein Zeichen, dass die Kolleginnen und Kollegen die massiv betriebenen Monopolpropaganda ablehnen, nach der die Konzerne aufgrund der hohen Energiepreise und Löhne, sowie geringeren Staatshilfen, zur Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland gezwungen wären. Dazu müssen sie auch die sozialchauvinistischen Töne von Gewerkschaftsführungen kritisieren. Denn der weltweite Subventionswettlauf kann nicht unsere Sache sein. Er wird auf dem Rücken der Beschäftigten und zum Preis der weiteren Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ausgetragen. Der bereits von Karl Marx und Friedrich Engels angeprangerte teilweise Umschlag von Produktiv- in Destruktivkräfte im Kapitalismus wirft die Frage nach der gesellschaftlichen Alternative des echten Sozialismus auf. Wer hier zu den Trendsettern gehören will, der sollte jetzt Mitglied in der MLPD oder im REBELL werden.