Gelsenkirchen
Kämpferische Demonstration der ZF-Kollegen in Schalke: „Wir lassen uns nicht spalten!“
Ca. 250 Kolleginnen und Kollegen demonstrierten heute vom ZF-Werk in Gelsenkirchen-Schalke zur Berliner Brücke. Kurz vor Weihnachten hatte der ZF-Vorstand verkündet, 210 Industriearbeitsplätze bis Ende 2024 zu vernichten. Hatte sich die ZF-Belegschaft vergangenen Donnerstag bereits mit den warnstreikenden TKES-Kollegen verbunden, waren heute Delegationen aus 26 ZF-Standorten angereist, um der Schalker Belegschaft den Rücken zu stärken.
Aus Schweinfurt waren 35 Kollegen direkt aus der Nachtschicht angereist. Auf ihrem Plakat stand: „In den Farben getrennt – in der Solidarität vereint!“. Ihr Vertreter rief unter großem Beifall auf der Abschlusskundgebung: „Fußball ist ein Spiel – das hier ist bittere Realität! Lasst uns zusammenstehen, dann können wir ganz viel erreichen.“ Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Achim Dietrich sagte: „Es gibt keinen sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen!“ und warnte: „Wenn Schalke fällt, gibt es einen Dominoeffekt!“. Er rief dazu auf, am 17. Januar zur Aufsichtsratssitzung von ZF und parallelen Gesamtbetriebsratssitzung nach Friedrichshafen zu kommen. MdB Markus Töns/SPD und MdL Christin Siebel/SPD luden wahlweise die ZF-Kollegen nach Berlin bzw. Düsseldorf ein, um dem ZF-Vorstand „Dampf“ zu machen.
Für die Solidaritätserklärung der MLPD, die statt auf parlamentarische Hoffnungen voll auf den Weg der Arbeiteroffensive setzt, für konsequenten Streik für jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz – konzernweit - eintritt, war – so der Betriebsratsvorsitzende Ugur Coskun - „leider“ keine Zeit mehr. Nichtsdestotrotz führten die Genossinnen und Genossen der MLPD intensive Diskussionen mit den Kollegen, stießen auf große Aufgeschlossenheit und Interesse an unserer Broschüre „Kapitalismus ist Krise - WIR SIND DER FORTSCHRITT!“ und diskutierten intensiv über eine sozialistische Alternative zum Krisenchaos in Berlin und der Welt.
Vorschläge des Betriebsrats, dass Leih- und Zeitarbeiter aus anderen Standorten gekündigt und Überstunden-Aufträge aus anderen Standorten nach Gelsenkirchen geholt werden sollen, sind untauglich und würden nur die Belegschaften spalten. Das sahen alle angesprochenen Kollegen auch so. Über 20 € Spenden für die MLPD wurden gesammelt, Streikrechtsbroschüren und ein Parteiprogramm wechselten den Besitzer. Für viele Kollegen war es ein neuer, aber auch nachdenkenswerter Gedanke, dass heute eine internationale Arbeitereinheit geschmiedet werden muss und wir von der Tesla-Belegschaft oder den Automobilarbeitern in den USA lernen können, die erstmals und erfolgreich konzernübergreifend gestreikt haben.
Eine ver.di-Vertreterin brachte die Forderung nach der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich ein, was mit viel Beifall quittiert wurde. Zur kämpferischen Stimmung trugen Arbeiterlieder, gesungen von Peter Reichmann, bei, die die Erfahrungen u.a. aus dem Opel-Streik verarbeiten. Sie wurden gerne mitgeschmettert und mit anerkennendem Trillern und Rätschen gewürdigt. Während die Schalker ZF-Kollegen nach circa 2 Stunden wieder an den Arbeitsplatz gingen, wurde allen Delegationen eine gute Heimreise und allen Kollegen erholsame Feiertage – trotz alledem – gewünscht. „Wir sehen uns wieder!“ Klar ist für alle: Im neuen Jahr muss der Kampf entschlossen fortgeführt werden.