Kali-Werra-Revier
K+S lässt die Katze aus dem Sack! Geplante Vernichtung von Arbeitsplätzen - Jetzt erst recht: Rücknahme der fristlosen Kündigung von Julian Wächter!
Auf der Belegschaftsversammlung im Werk Werra am 18. Dezember ließ Kali und Salz (K+S) die Katze aus dem Sack! In der Fabrik in Unterbreizbach sollen 250-300 Arbeitsplätze vernichtet werden. Weitere „Umstrukturierungspläne“ - sprich: Vernichtung von Arbeitsplätzen - bis 2029 wurden angekündigt.
Konkret soll die Förderung von Rohsalz bis Mitte 2027 im Schacht Unterbreizbach I eingestellt werden. Die dort geförderten Kalisalze sollen dann an beiden hessischen Werksstandorten Hattorf (Philippsthal/Hohenroda) und Wintershall (Heringen) an die Erdoberfläche gebracht und dort weiter verarbeitet werden. In Unterbreizbach soll sich die Fabrik auf die Granulierung des in Heringen produzierten feinen Kali-Korns konzentrieren. Damit entfällt für K+S der Bau einer elektrostatischen Trennung (Esta-Verfahren) zur trockenen Salzaufbereitung in Unterbreizbach und einer neuen Granulierungsanlage in Heringen.
Das Ergebnis dieser „Synergieeffekte“ für K+S ist die Vernichtung von Arbeitsplätzen! K+S soll bereits mit dem Betriebsrat Sozialplanverhandlungen zur Abwicklung der Vernichtung der Arbeitsplätze begonnen haben. Das läuft unter dem Motto „Keiner fällt ins Bergfreie.“ Davon können die Kumpel aus Bischofferode ein Lied singen. Jeder vernichtete Arbeitsplatz fehlt aber der Jugend und den Arbeitern heute. Ob Beschäftigungsgesellschaft, Bewerbertrainung oder mit einer Abfindung aufs Abstellgleis - das ist keine Perspektive für gestandene Bergleute. Der Betriebsrat muss die Verhandlungen über Arbeitsplatzabbau und Sozialplan abbrechen! Null Toleranz für Arbeitsplatzvernichtung!
Jetzt wird offensichtlich, weshalb K+S den jungen Bergmann Julian Wächter nach seiner Rede auf der letzten Belegschaftsversammlung zunächst aus dem Betrieb „gesäubert“ hat. Dort hat er nämlich u.a. auch die Frage nach den Plänen zur Vernichtung von Arbeitsplätzen im Rahmen von „Werra 2060“ gestellt und ob es bereits Sozialplanverhandlungen dazu gebe. Und er hat den Horizont zu gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen eröffnet. K+S reagierte panisch auf diesen kritischen Redebeitrag. Daraus spricht die Angst, dass sich dieser kritische Geist in den Belegschaften verbreitet, die Kolleginnen und Kollegen nicht länger bereit sind, die Angriffe von K+S kampflos hinzunehmen.
Inzwischen hat sich nämlich unter den Bergleuten, in der Region und international eine Solidaritätsbewegung mit dem jungen Bergmann entwickelt. Die lässt sich auch nicht durch Gewalt unterdrücken. So hatte K+S vor der Belegschaftsversammlung zehn (!) Security-Leute angeworben, um drei Vertreter der „Kumpel für Auf-Gruppe Kali-Werra-Revier“ am Verteilen von Infoblättern über das Ergebnis des Gütetermins zwischen Julian und K+S zu hindern. Eine Verteilerin berichtet: „Zwei Security-Männer behinderten uns rigoros, rissen einer Verteilerin die Flyer gewaltsam aus der Hand und verletzten sie auch. Sie versuchten, Kumpels den Flyer wieder abzunehmen. Das ganze Vorgehen von K+S stieß auch auf Empörung, was einzelne Kumpel auch sehr deutlich äußerten: 'Das geht alles gar nicht!'"
All dies widerlegt, dass die Kündigung von Julian Wächter ein Einzelfall sei. Auf der Güteverhandlung vor Gericht hatte K+S die Kündigung von Julian mit der Rede auf der Belegschaftsversammlung begründet. Weil dies aber rechtlich nicht zu halten ist und auch auf breite Empörung in der Öffentlichkeit stößt, wurde jetzt wohl aus lauter Verzweiflung auf der Belegschaftsversammlung eine andere Begründung aus der Tasche gezogen: „Julian ist nicht wegen seiner Rede auf der Belegschaftsversammlung gekündigt worden, sondern wegen etwas anderem.“ Mit dem Verweis auf das laufende Verfahren könne man sich nicht dazu äußern. Ein plumpes und verlogenes Ablenkungsmanöver! Ohne zu sagen, was damit gemeint ist, werden Gerüchte in die Welt gesetzt und Vorbehalte geschürt. Beidem wird die Solidaritätsbewegung entschieden entgegentreten.
Hintergrund der Nervosität von K+S sind die Folgen des Weltwirtschaftskrieges, der anhaltenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise, der Sanktionen gegen Belarus und Russland als Folge des Ukrainekrieges und der Neuordnung ökonomischer, politischer und militärischer Einflussgebiete auf der Welt. All das hat Auswirkungen auf den Weltkalimarkt. Das von K+S 2022 aufgesetzte Konzept „Werra 2060“ zielt auf einen Ausbau der Weltmarktstellung und Maxilmalprofitsteigerung unter diesen Bedingungen und zusätzlich eines stark schwankenden Kalipreises. [1] Der K+S-Vorstandsvorsitzende Lohr begründet die neue Strategie ausdrücklich damit, dass der Kali-Weltmarktpreis stark zyklisch ist und alle Geschäftsbereiche auch in Niedrigpreisphasen einen „positiven cashflow“, sprich Maximalprofit erwirtschaften sollen.
Als Antwort auf die Abwälzung des Konkurrenzkampfes unter den weltweit führenden Kali-Konzernen [2] steht die Aufgabe der Bergarbeiter, sich international zusammenzuschließen. „Kein Kampf darf mehr allein bleiben!“ hat die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz im September in Thüringen beschlossen. Die Kündigung von Julian hat sicher auch damit zu tun, dass er Mitglied der deutschen Delegation auf der 3. IMC war.
Die Karten liegen jetzt auf dem Tisch und die Kolleginnen und Kollegen sind herausgefordert, den Fehdehandschuh von K+S aufzugreifen, gewerkschaftliche und selbständige Streiks vorzubereiten.
- Schluss mit den Sozialplanverhandlungen, Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz!
- Keine Absenkung der sozialen Leistungen! Die Vollconti-Schichtpläne müssen vom Tisch!
- Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
- Jetzt erst recht: die fristlose Kündigung von Julian Wächter muss vom Tisch! Für freie politische und gewerkschaftliche Betätigung vor dem und im Betrieb!
- Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!
- Für die Einheit vom Kampf um soziale Rechte und Interessen und gegen die begonnene globale Umweltkatastrophe und die Gefahr eines Dritten Weltkrieges!
Nutzt dies, um die IGBCE, die kämpferische Bergarbeiterbewegung „Kumpel für AuF“ zu stärken und aufzubauen. Macht mit beim Aufbau von Betriebsgruppen der revolutionären Arbeiterpartei MLPD, denn nur der echte Sozialismus auf Grundlage der proletarischen Denkweise kann der Jugend eine Zukunft bieten, ohne Ausbeutung der Menschen, Zerstörung der Lebensgrundlagen und einem atomaren Weltkrieg.