Ab heute keine Tesla-Autos auf norwegischen und finnischen Schiffen
Internationale Solidarität mit den Tesla-Kollegen nötig!
Seit dem 27.10.23 werden die Werkstätten von Tesla in Schweden von der Gewerkschaft IF Metall bestreikt. Elon Musk verweigert den Abschluss von Tarifverträgen mit den Gewerkschaften.
Rote Fahne News berichtete mehrfach, zuletzt am 8. Dezember: "Internationale Streikbewegung gegen Tesla in Schweden“.
Inzwischen hat sich in der schwedischen Arbeiterklasse breite Solidarität entwickelt. Der Postdienst PostNord weigert sich, Plaketten für die Nummernschilder von Tesla-Fahrzeugen auszuliefern. Hafenarbeiter weigern sich, Tesla-Autos zu entladen. Auch internationale Solidarität entwickelt sich: Die finnische Gewerkschaft AKT und die größte norwegische Gewerkschaft, die Fellesforbundet, erklärten, ab 20.12. keine Tesla-Autos auf Schiffe zu verladen.
58% der Schweden stehen nach einer Umfrage hinter dem Streik, nur 20% sind dagegen. Ab Weihnachten will die schwedische Transportarbeitergewerkschaft die Müllabfuhr aus Teslawerken einstellen, Putzkräfte verweigern deren Reinigung, Elektriker die Reparatur von Ladesäulen. Mit dem Streik des Zulieferers „Hydro Extrusions Sweden AB“ werden auch keine Alu-Profile mehr für das Modell Y an das Tesla-Werk in Grünheide (Brandenburg) geliefert. Es ist beispielhaft, dass bisher 10 Gewerkschaften zusammenarbeiten. Musk fluchte auf X: „Das ist wahnsinnig“.
Das Bild von Elon Musk bekam immer mehr Risse, gleicht inzwischen einem Trümmerhaufen. Er setzt Zuckerbrot mit Versprechungen von Prämien und die Peitsche mit enormem Arbeitsdruck ein. Musk selbst bezeichnete die Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken als „Produktionshölle“. „Aber bedrohlicher als die >Produktionshölle< erscheint Musk offenbar die >Hölle< gewerkschaftlicher Organisierung und Interessensvertretung, weshalb er sie in seinen Fabriken mit allen Mitteln zu verhindern sucht.“ (Stefan Engel, Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft, S. 108) Bisher zeigt er keinerlei Bereitschaft zum Einlenken. Das könnte Tesla-Arbeiter weltweit ermutigen, sich gewerkschaftlich zu organisieren und gemeinsam als Klasse Tarifverträge zu erstreiken.
Auf der anderen Seite geht es den schwedischen Gewerkschaftsführern um das Überleben des „schwedischen Modells“. Sie sind eng verbunden mit der Sozialdemokratie, deren Krise sich vertiefen könnte. Arbeitsbedingungen und Löhne von 90% aller Arbeiter sind durch Tarifverträge geregelt, einen staatlich garantierten Mindestlohn gibt es nicht. Bei diesem System der Klassenzusammenarbeit mussten die Arbeiter in den letzten Jahren massive Reallohnverluste hinnehmen. Daher haben auch schwedische Kapitalisten Interesse an seinem Erhalt. Zwischen 2011 und 2020 fielen gerade einmal zwei Arbeitstage pro 1000 Arbeiter durch Streik aus (in Deutschland 18 Tage)¹. Der Trend unter den schwedischen Arbeitern geht jedoch auch in Richtung selbständiger Streiks. Am 17. April 2023 traten die Lokführer der Stockholmer S-Bahnen gegen den Willen ihrer Gewerkschaftsführer in einen dreitägigen Streik. Zugschaffner sollten eingespart werden.
Für die Arbeiterbewegung hat der Kampf um freie politische und gewerkschaftliche Betätigung gegen den stockreaktionären Elon Musk grundsätzliche Bedeutung. Der gewerkschaftliche Kampf kann zur Schule des Klassenkampfes werden, wenn er offensiv geführt, zum Massenkampf ausgeweitet wird und er politische Bedeutung bekommt. Klassenbewusste Arbeiter lassen sich auch nicht vom selbständigen Kampf um ihre Rechte, für den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt und gegen die Militarisierung abhalten. So plant die ultrarechte Kristersson-Regierung, die Rüstungsausgaben bis 2028 um 60% zu steigern.
„Solidarität ist der Eckpfeiler der Arbeiterbewegung und geht über die nationalen Grenzen hinaus!“² So begründete der dänische Gewerkschaftsführer Mortensen, warum auch die dänischen Häfen für Tesla-Produkte verschlossen sind und keine Arbeiter Autos nach Schweden fahren. Die skandinavischen Arbeiter haben das Recht auf Solidaritätsstreiks errungen. Den deutschen Arbeitern wird es nach Gesetzeslage verweigert. Hier ist der Kampf für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht notwendig. Die IG Metall kann nicht ohne weiteres zu Solidaritätsstreiks mit den schwedischen Kollegen aufrufen. Aber sie könnte Pausenversammlungen, Grußbotschaften, Kundgebungen, Solidaritätsadressen organisieren.
Elon Musk macht seine Nichtanerkennung von Gewerkschaften und Tarifverträgen zu einer Kraftprobe mit der internationalen Arbeiterklasse. Die skandinavischen Kollegen können nicht allein mit ihm fertigwerden. Auch die Tesla-Arbeiter in Grünheide kämpfen um freie politische und gewerkschaftliche Betätigung. Solidaritätsaktionen in und vor Tesla-Betrieben bis hin zu Solidaritätsstreiks mit den skandinavischen Kollegen sind notwendig. Und Hafenarbeiter in anderen Ländern stehen ebenso vor der Entscheidung, ob sie Tesla-Autos verladen.
Solidaritätsadressen bitte richten an postbox.fk@ifmetall.se und info@rf-news.de.
¹ WSI-Arbeitskampfbilanz 2021
² DR.Dk, veröffentlicht auf labournet.de