Tarifrunde der Länder
"Den Erfolg unserer besseren Organisiertheit kann uns in jedem Fall niemand nehmen"
Am Uni-Klinikum in Leipzig findet heute eine Versammlung der Streikaktivisten statt, um über die Empfehlung der großen Tarifkommission in der Tarifrunde der Länder zu beraten.
Jörg Weidemann, Krankenpfleger und aktiv bei den Warnstreiks dabei, kann an der Versammlung nicht teilnehmen und hat daher ein Statement dazu verfasst.
"Das ver.di-Flugblatt 'Einigung erzielt' wird bei uns überall rumgeschickt. Mich stört, das dies VOR der Diskussion schon immer als Einigung kommuniziert wird. Angeblich ist es ja nur eine Empfehlung. Warum wird von der großen Tarifkommission (TK) nicht erst diskutiert an der Basis und dann angenommen? Jeder, der jetzt gegen die Annahme ist, stellt sich dann schon Mal gegen die eigene TK und ihre Entscheidung. Demokratische Diskussion geht echt anders.
Meine Meinung ist, dass wir das Angebot NICHT ANNEHMEN sollen.
- Ist das Angebot ein großes Erfolg unseres Kampfes und nur durch ihn erkämpft. Wir sind gestärkt.
- Mit der Einleitung einer Urabstimmung wäre der Druck weiter erhöht worden.
- Von der natürlich schönen (für uns noch theoretischen*) Prämie abgesehen, sind 5,5 Prozent zu wenig, gleichen den Lohnverlust durch die Inflation der letzten zwei Jahre nicht aus, geschweige denn den künftigen.
- ist die Laufzeit viel zu lang. Durch einige statistische Tricks erscheint die Inflationsrate derzeit etwas niedriger (was trotzdem bedeutet, dass die Preise ordentlich weiter steigen). Aber sie kann nächstes Jahr schnell wieder nach oben gehen, braucht nur ein neuer Krieg oder eine neue Krise kommen, die Regierung ihre Haushaltsprobleme spekulativ lösen ...
Ich verstehe Kolleginnen und Kollegen, die zur Annahme neigen, aber die vier Argumente sollten bedacht werden. Den Erfolg unserer besseren Organisiertheit kann uns in jedem Fall niemand nehmen.
* "theoretisch" deshalb, weil noch nicht klar ist, ob diese Prämie in den Haustarifvertrag des Uniklinikum Leipzig übernommen wird. Anders als bei den Gehaltstabellen erfolgt dies nicht automatisch.