An Zynismus kaum zu überbieten
"Blue Carbon" pachtet riesige Gebiete in Afrika, um mit CO₂-Zertifikaten zu handeln
Vor einem Jahr gründete Scheich Ahmed Dalmuk al-Maktum, Mitglied der ultrareaktionären königlichen Familie in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die Firma "Blue Carbon". Ihr Geschäftsfeld: Handel mit CO₂-Zertifikaten.
Der Scheich schlägt als gewiefter Geschäftsmann Kapital aus der begonnenen Klimakatastrophe, von der der afrikanische Kontinent besonders betroffen ist. "Blue Carbon" erwirbt Rechte über weite Regionen afrikanischer Staaten, die als CO2-Reiniger gelten – vor allem Wälder und Naturschutzgebiete. Das sind rund zwanzig Prozent der Landesfläche Simbabwes, zehn Prozent von Liberia sowie Teile Tansanias, Sambias und Kenias. Insgesamt entspricht das einer Fläche von der Größe Großbritanniens.
Nach einer Vereinbarung des Pariser Klimagipfels vor acht Jahren verfügen diese Staaten über ein "Kohlenstoff-Guthaben". Sie gehören zu den Ländern, die den geringsten Anteil an den CO2-Emmissionen haben, aber den größten Schaden. Der Kontinent trägt bisher lediglich vier Prozent zum Ausstoß von Treibhausgasen weltweit bei. Dafür hat er die härtesten Dürren, Überschwemmungen und Hitzerekorde zu ertragen. Schutzmaßnahmen werden die 55 Staaten des Kontinents jährlich bis zu 250 Milliarden US-Dollar kosten. Von den Hauptverursachern bzw. deren Regierungen hat Afrika bisher einen winzigen Bruchteil dieser Summe bekommen.
Das soll sich mit dem "Exportartikel" Kohlenstoff-Guthaben jetzt ändern. Das Ganze ist ein Riesenbetrug. Scheich Ahmed Dalmook al-Maktoum knöpft den betreffenden Staaten dieses "Guthaben" für billiges Geld ab und verscherbelt es an Unternehmen oder Regierungen im reichen Norden oder Mittleren Osten, die das aus der Portokasse bezahlen können. Damit gedenken sie sich von ihren "Nachhaltigkeits-Pflichten" freizukaufen. Dabei geht es um Milliardenbeträge. Die britische Tageszeitung Guardian sagt, sie habe entsprechende Verträge gesehen. Der Prinz streicht für seine Vermittlerdienste 70 Prozent der vermittelten Summe als Provision ein. Ausgerechnet ein Mitglied der reaktionären Scheich-Dynastie der VAE, die mit am meisten Profite aus der Verbrennung fossiler Ressourcen gescheffelt hat und weiterhin scheffelt.
Auf dem ersten Afrikanischen Klimagipfel im September in Nairobi sagte der kenianische Präsident William Ruto, dass der Emissionshandel eine "einzigartige wirtschaftliche Goldmine" sei. Die Kohlenstoffkredite sollten zu einem „bedeutenden Exportartikel“ der afrikanischen Staaten werden, der bisher gänzlich vernachlässigt werde. Nach Schätzungen der „Afrikanischen Kohlenstoffmarkt Initiative“ (Acmi) nimmt der Kontinent derzeit nur zwei Prozent des Potenzials des Emissionshandels in Anspruch.
Mit dem Kuhandel, der laut Fachleuten einen Umfang von bis zu 800 Milliarden Dollar jährlich umfassen könne, werden die Massen in Afrika und weltweit gleich mehrfach betrogen. Ein Großteil des Geldes wird den afrikanischen Kontinent nicht erreichen, weil Leute wie der Erdölscheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten es unterwegs abgreift. Betrogen werden die Massen weltweit, weil der Emissionshandel keinerlei Umweltschutzmaßnahmen bewirkt. Die Hauptverursacher der globalen Klima- und Umweltkatastrophe kaufen Zertifikate und fahren skrupellos fort, weiterhin Millionen Tonnen CO2 in die Luft zu blasen. Zertifikate gibt es z. B. auch für Projekte, die auch ohne Geld aus dem Emissionshandel laufen würden.
Der Handel mit CO2-Zertifikaten ist das hauptsächliche Mittel für den Betrug mit der angeblichen Klimaneutralität. Gigantische Umweltzerstörung und Finanzierung selbst einiger richtiger Schutzmaßnahmen neutralisieren sich nicht gegenseitig. Und: "Schon allein der Grundgedanke, sich von CO2-Emmissionen freikaufen zu können, statt sie rigoros zu reduzieren, ist ein zynischer Ausdruck der imperialistischen Profitmacherei und zynischen Doppelmoral" - so im Buch "Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen" auf Seite 355.
Der Emisionshandel gehört wie die CO2-Bepreisung abgeschafft! Er nutzt der Umwelt rein gar nichts, wälzt weitere Kosten auf die Massen ab und spült sprudelnde Gewinne in die Taschen von Monopolen, imperialistischen Regierungen und Ölscheichs. In den "Leitlinien für ein erweitertes Kampfprogramm" im oben genannten Buch wird die Forderung aufgestellt: Kostenübernahme von 80 Prozent aller Klimaschutzmaßnahmen in neokolonial abhängigen Ländern. Zahlen müssen die imperialistischen Regierungen vor allem der G20, der BRICS-Staaten und die internationalen Monopole entsprechend ihren Emissionen und ihrem Platz im Ranking der Länder beim Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen.