Kämpferische Tarifrunde

Kämpferische Tarifrunde

Beim Warnstreik bei tkSE in Duisburg - wieder richtig streiken lernen!

Die IG Metall hat am 11. Dezember um 12:00 zum Warnstreik in der Tarifrunde an allen fünf großen Toren bei tkSE - thyssenkrupp Steel Europe - in Duisburg Hamborn-Beekerwerth aufgerufen. Es war eine gute und kämpferische Aktion: alle Anlagen wurden runtergefahren bzw. auf Notbetrieb gesetzt, alle großen Tore für zwei Stunden besetzt und dichtgemacht.

Von Kreisleitung Duisburg der MLPD
Beim Warnstreik bei tkSE in Duisburg - wieder richtig streiken lernen!
tkse-Warnstreik: Die Arbeiter machen fünf Tore dicht (rf-foto)

Ca. 300 LKWs konnten nicht einfahren und stauten sich vor den LKW-Toren bis zurück auf die Autobahn. Die Azubis aus der Lehrwerkstatt beteiligten sich aktiv. Schon bei der Betriebsversammlung letzte Woche waren sie gemeinsam kämpferisch aufgetreten.

 

Die meisten der teilnehmenden Kollegen wissen gar nicht, dass sie damit das Verbot des Vorstands: „Zugänge und Zufahrten zum Betrieb dürfen nicht versperrt werden“ durchkreuzten. Dies hatte die Geschäftsleitung Tage davor mit einem Merkblatt: „Wichtige Hinweise für Arbeitnehmer im Falle eines Warnstreiks“ verkündet. Die Kollegen machten selbstbewusst die Tore dicht und waren richtig stolz, dass keiner mehr reinkam.

 

Unter den Kollegen muss der Inhalt des Merkblatts, seine politische Brisanz, bekannt gemacht und diskutiert werden. Es richtet sich v.a. gegen die „Teilnahme an illegalen Streiks“ d.h. „nicht von der Gewerkschaft geführte Streiks“ und „politische Streiks“, es werden „fristlose Entlassung“ und „gar die strafrechtliche Verfolgung“ angedroht. Umso mehr setzt dies die Forderung nach einem allseitigen und vollständigen gesetzlichen Streikrecht auf die Tagesordnung!

 

Vor der selbst für gewerkschaftliche Streiks angedrohten härteren Gangart ist der tkSE-Vorstand am Montag allerdings zurückgewichen – nicht gerade ein Ausdruck von Stärke. Daraus sollten die Stahlarbeiter für den angekündigten 24-Stunden-Streik selbstbewusst ihre Konsquenzen ziehen!

 

Den meisten Kollegen geht es in der Tarifrunde v.a. ums Geld, die geforderten 8,5%, und eine kurze Tariflaufzeit. Es ist viel Zustimmung zu: „Volle Durchsetzung der 8,5 %“ „nicht lange fackeln, Urabstimmung“ oder „wann wurde bei tkse das letzte Mal richtig gestreikt – vor 45 Jahren - das wäre längst nötig“ oder „die Lokführer machen es richtig“. Allerdings kritisieren viele Kollegen, dass durch die üblichen Verhandlungen, begleitet von einfachen Warnstreiks, wieder nur ein fauler Kompromiss um die 4 – 6% rauskommt und sie sind deshalb auch noch nicht mit vollem Herzen aktiv. Mit einem machtvollen 24-Stunden-Streik kann sich dies ändern, wenn er mit der Forderung nach Abbruch der Verhandlungen, Urabstimmung und Vollstreik verbunden wird. Und mit der Propagierung selbständiger Streiks und dem Durchbrechen des gewerkschaftlichen Rahmens, wenn das erforderliich ist, z.B. wenn es doch zu einem Abschluss kommt. Es muss auch noch intensiver um die Tarifforderung nach Arbeitszeitverkürzung auf 32 h mit vollem Lohnausgleich gestritten werden. Sie ist noch nicht so fest verankert wie die Lohnforderung.

 

Wir haben die Kollegen an den Toren darauf angesprochen, dass es um eine kämpferische Tarifrunde geht – aber um noch weit mehr: der Kapitalismus setzt die Existenz der Menschheit auf's Spiel. Deshalb müssen die Arbeiter für eine gesellschaftliche Alternative, für die Rettung von Mensch und Natur, in die Offensive gehen – und dafür richtig kämpfen lernen. Wir stellten das neue Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen“ vor und es zeigt sich, dass sich die meisten Kollegen tiefgreifende Gedanken machen, wo das hinführen soll. Nicht wenige unterschätzen die Dramatik der Entwicklung dennoch und bei der Frage, was man gegen die globale Umweltkatastrophe machen kann, gehen die Meinungen weit auseinander. „Dann ist es aus mit uns, da kannste nichts dagegen machen“ oder „es nützt nichts, wenn wir in Deutschland Umweltschutz machen und China und Indien nicht“.

 

Die Grünen stehen teils heftig in der Kritik für die Abwälzung der Krisenlasten, hier ist eine intensive Auseinandersetzung nötig, dass sie dies nicht „für den Umweltschutz“ machen, sondern für Greenwashing und Subventionierung der Konzernprofite. Es schlossen sich nicht wenige ernsthafte Diskussionen an, dass ein weltweiter Kampf um sofortiges Umsteuern in der Umweltpolitik, um Linderungs- und Schutzmaßnahmen notwendig ist – vor allem aber, dass die kapitalistische Profitwirtschaft abgeschafft werden muss. Einige Gespräche gingen dann um den Verrat am Sozialismus in den ehemals sozialistischen Ländern, um Demokratie im Sozialismus, welche Lehren die MLPD aus dem Verrat des Sozialismus in diesen Ländern gezogen hat. Spannende Diskussionen, die es (nicht nur) beim 24-Stunden-Streik zu vertiefen lohnt!