Volle Durchsetzung

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Stahltarifrunde 2023 – Provokation der Stahlkonzerne – Für Urabstimmung und Streik!

Die IG Metall fordert in der Stahltarifrunde für die nordwest- und ostdeutschen Stahlindustrie 8,5 Prozent mehr Geld auf zwölf Monate, 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, Verlängerung der Tarifverträge zur Altersteilzeit und Beschäftigungssicherung sowie einen Bonus für IG-Metall-Mitglieder.

Von Korrespondenten aus Duisburg
Stahltarifrunde 2023 – Provokation der Stahlkonzerne – Für Urabstimmung und Streik!
(foto: screenshot)

Das Angebot der Stahlkonzerne nach zwei Verhandlungen: 3,1 Prozent auf 15 Monate, keine Arbeitszeitverkürzung. Das ist eine Provokation für die Stahlarbeiter. Die Konzernvertreter begründen es mit der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung und damit, dass der Transformationsfond der Bundesregierung über 60 Milliarden Euro geplatzt ist. Der Reallohnverlust der Stahlarbeiterfamilien interessiert sie einen feuchten Kehricht.

 

Mit Ende der Friedenspflicht am 30. November legten die Kolleginnen und Kollegen von Arcelor-Mittal in Eisenhüttenstadt, bei Salzgitter, bei der Georgsmarienhütte und bei Thyssenkrupp Finnnentrop um 0 Uhr die Arbeit nieder und läuteten damit eine Serie von Warnstreiks bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 11. Dezember ein. Sollten bei diesen Verhandlungen die Stahlkonzerne nicht auf die Forderungen der IG Metall eingehen, sind 24-Stunden-streiks für den 12. Dezember geplant.

 

Die Stimmung unter den Kolleginnen ist insgesamt gut. „8,5 Prozent ist zwar zu wenig, wir haben eine zweistellige Forderung aufgestellt. Deshalb sind die 8,5 Prozent das Mindeste,“ so ein Kollege aus Dortmund. Deshalb müssen diese Streiks sofort ausgeweitet und die Urabstimmung muss eingeleitet werden. Die Stahlarbeiterfamilien mussten über zwei Jahre lang Reallohnverluste von monatlich gut 500 Euro hinnehmen. Deshalb steht nach wie vor die Forderung von 3000 Euro Einmalzahlung und Lohnnachschlag von monatlich 500 Euro auf der Tagesordnung, wie es in einigen Abteilungen bereits diskutiert wurde. Diese  müssen jedoch gegebenenfalls mit einem selbständigen Streik durchgesetzt werden.

 

Die Stahlkonzerne schießen vor allem gegen die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und wollen darüber nicht verhandeln. Diese wäre angesichts des „Fachkräftemangels“ völlig fehl am Platz, meint Herr Osburg, Vorstand von ThyssenKrupp Steel (tkSE). Will er die Kollegen veräppeln? Arbeitsplatzvernichtung bei Vallourec, DEW, Tata, Acelor-Mittal. Lasst uns ein Beispiel an der GDL nehmen, die sofort die Urabstimmung eingeleitet hat, nachdem die Bahnkonzerne die Verhandlungen über die Forderung nach der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich abgelehnt haben!

 

Die MLPD und ihre Betriebsgruppen verankern seit Jahrzehnten die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als eine ökonomische Kernforderung der Arbeiterklasse auf dem Weg zur Arbeiteroffensive.

 

Sie richtet sich direkt gegen die hemmungslose Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und die Vernichtung von Arbeitsplätzen auf der Jagd nach Maximalprofiten. Eben gegen die kapitalistische Gesetzmäßigkeit, dass die Steigerung der Produktivität zur Vernichtung von Arbeitsplätzen führt. Arbeitszeitverkürzung kann die Arbeitslosigkeit im Kapitalismus zwar nicht grundsätzlich beseitigen, aber sie kann Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen - auf Kosten der Konzernprofite. Es wirft auch die Frage nach einer grundsätzlichen gesellschaftlichen Alternative auf, in der die Produktivitätsfortschritte der Gesellschaft zugute kommen und nicht den privaten Besitzern der Produktionsmittel und Börsenspekulanten. In der die Arbeiter, die alle Werte schaffen, auch den Arbeitern und der ganzen Gesellschaft zu Gute kommt. Dies ist der echte Sozialismus!

 

„Ich hoffe, dass wir dieses Mal nicht wieder ausgebremst werden, und mal richtig gestreikt wird. Wofür hat die IG Metall denn eine Streikkasse“, fragt ein Kollege aus Duisburg. Gerade wenn die Produktion zurückgeht, sind die Stahlkapitalisten scharf auf jeden Auftrag und jede Tonne. Es spielt den Stahlarbeitern in die Karten, dass in fünf weiteren Branchen mit zusammen 8,8 Millionen Beschäftigten Tarifrunden stattfinden. Was liegt hier näher, als die Kräfte zu bündeln, wie dies im Frühjahr Ver.di und EVG gemacht haben?

 

Ein Streik macht den Arbeitern bewusst, welche Kraft sie haben, nicht nur im Kampf gegen die Abwälzung der Krisen- und Kriegslasten und die sofortige Umstellung der Stahlproduktion auf das Direktreduktionsverfahren mit grünem Wasserstoff auf Kosten der Konzerne. Die Mitglieder der MLPD-Betriebsgruppen stehen mit ihren Kolleginnen und Kollegen vorne dran, damit die volle gewerkschaftliche Kampfkraft zum Einsatz kommt. Die MLPD nutzt die Tarifrunde aber auch, um die Verantwortung der Kolleginnen und Kollegen für weitergehende politische Fragen herauszufordern. Vor allem darum, sich mit an die Spitze zu stellen im Kampf gegen die drohende Gefahr eines Dritten Weltkriegs und gegen die begonnene globale Umweltkatastrophe, die beide die menschliche Existenz gefährden.