Militarisierung

Militarisierung

Imperialistische Politik im Weltall neues Hauptmerkmal der globalen Umweltkatastrophe

Am 18. November explodierten beide Raketenstufen der unbemannten Mega-Rakete „Starship“ („Sternenschiff“) nach dem Start in Boca Chica (Texas). Zuerst nach wenigen Minuten die erste Stufe, der Booster namens „Super Heavy“ („Super Schwer“), die zweite Raketenstufe dann in 140 Kilometer Höhe. „Starship“ ist mit 120 Metern Höhe die weltgrößte Rakete. Entwickelt wurde sie von der US-Firma SpaceX, die Elon Musk gehört.

Von dr
Imperialistische Politik im Weltall neues Hauptmerkmal der globalen Umweltkatastrophe
Frachtraumschiff im All (shutterstock_676230658)

Sie hat Potenzial durch ihre Wiederverwendbarkeit und die Fähigkeit, große Mengen an Fracht (100 Tonnen) und Passagiere in den Weltraum zu befördern. NASA-Chef Bill Nelson gratulierte Elon Musk für den Testflug und verklärte die Raumfahrt als „kühnes Abenteuer, das Einsatzbereitschaft und Innovation erfordert“. Bei den Plänen zur Ermöglichung von Leben auf anderen Planeten geht es allerdings um mehr als Abenteuer.

Elon Musk´s „edle“ Motive

Er „will bis 2027 mit seinem Programm 'Starlink' 12 000 Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn schießen. Offiziell will er damit lediglich für die ganze Welt eine satellitengestützte Internet- Breitband-Verbindung herstellen. Der Einsatz im Ukrainekrieg zeigt aber, dass dabei auch die Kriegstauglichkeit von größerem Interesse ist.“ [1] Neben kommerziellen Satelliten, die Internet und Fernsehangebote liefern, spielen Militärsatelliten eine wichtige Rolle für die Imperialisten zur Herstellung ihrer militärischen Überlegenheit. Allein Anfang September brachte SpaceX für die amerikanische „Space Force“ 13 Militärsatelliten erfolgreich in die Erdumlaufbahn. Wer glaubt, dass Elon Musk mit den geplanten bemannten Missionen zum Mond und Mars nur der Wissenschaft oder der Gewinnung seltener Rohstoffe dienen will, unterschätzt seine Rolle im industriell-militärischen Komplex: es geht auch um die Errichtung von Militärbasen im außerirdischen Raum zur Absicherung der Macht des Hauptkriegstreibers USA.

Die Militarisierung des Weltraums

Das Wettrüsten im All mit Beobachtungssatelliten, Killersatelliten, Raketenabwehrsystemen und Weltraumwaffen war lange die Domäne der „alten“ Imperialisten. Nach einer Analyse des „Europäischen Rat für Auswärtige Beziehungen“ aus dem Jahr 2021 kommen die USA auf 240 Militärsatelliten, Russland auf 108, Frankreich auf 15, Italien auf neun, Deutschland auf acht und Israel auf elf. Die neuimperialistischen Länder haben deutlich aufgeholt. China besitzt inzwischen auf Rang zwei 155 Stück, Indien acht, die Vereinigten Emirate drei, die Türkei und Mexiko je zwei. Mit dem „Georg-System (Global Electro Optical Reconnaissance System) besitzt der Bundesnachrichtendienst (BND) zwei Satelliten zur weltweiten Spionage. [2] Neben den rein militärischen Satelliten liefern die 15 000 Satelliten, die die Welt umkreisen, Daten, die auch das Militär nutzt. Zivile und militärische Nutzung sind oft gar nicht voneinander zu trennen. Die Dominanz im Weltraum wird immer mehr zu einem kriegsentscheidenden Faktor. Völlig dekadent ist auch der aufkommende Weltraumtourismus von SpaceX, Blue Origin und Virgin Galactic für 450 OOO Euro pro Flug. Das US-Unternehmen Orbital Assembly plant für 2027 das allererste Weltraumhotel. Hat die Menschheit nicht andere Probleme, die es zu lösen gilt?

Umweltpolitische Gefahren durch Treibstoffe

Allein der Boom der vielen Raketenstarts hat messbaren Einfluss auf das Klima. Neben flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff werden Kerosin, Hydrazine, Distickstoffmonoxid und -tetroxid als Treibstoffe eingesetzt. Stickoxide und Ruß, die bei der Verbrennung entstehen, beschleunigen die Erderwärmung und tragen zum Abbau der Ozonschicht bei. Auch der entstehende Wasserdampf aus Wasserstoffantrieben zerstört Ozon. Der CO2-Ausstoß einer kerosinbetriebenen Rakete setzt 200 bis 300 Tonnen Kohlendioxid frei, soviel wie ein Langstreckenflug eines Flugzeugs. Die Triebwerke von SpaceX nutzen Methan-Sauerstoff, was die Methanbelastung der Atmosphäre durch unvollständige Verbrennung oder Explosionen steigert.

Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen

469 Seiten

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Weltraumschrott vermüllt die Umlaufbahnen

Weltraumschrott gefährdet die aktiven Satelliten. Die Trümmer von ausgemusterten Satelliten und Oberstufen von Raketen, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen, wirken sich auch negativ auf deren Zusammensetzung aus. Rund 34 Tonnen kosmisches Material erreichen täglich die Erde. „Derzeit macht der vom Menschen verursachte Eintrag von Material rund drei Prozent der jährlich injizierten Masse natürlichen Ursprungs aus“ so der Wissenschaftler Leonard Schulz, vom Institut für Geophysik und extraterristrische Physik in Braunschweig [3]. Je nach Szenario rechnet er mit einem Anstieg auf 13 bzw. 40 Prozent in den nächsten Jahren. Satelliten bestehen aus Metallen, vor allem Aluminium. Aluminiumpartikel gelangen aus der Mesosphäre in 50 bis 80 Kilometern Höhe in die darunter liegende Schicht der Stratosphäre und fördern in Folge chemischer Reaktionen den Ozonabbau; ebenso die Schockwellen durch den Wiedereintritt der Weltraumtrümmer.

Schutz der Erde gegen imperialistische Nutzung Weltall

Im Buch, „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen“ heißt es dazu: „Bisher ignoriert die weltweite Umweltbewegung noch weitgehend die imperialistische Nutzung des Weltalls. Sein Missbrauch als Mülldeponie, als Ort, um Satelliten und Kriegswaffen zu stationieren, um auf anderen Planeten Rohstoffe abzubauen, sowie für kommerzialisierte Expeditionen und Weltraumreisen nimmt jedoch bedrohlich zu. Globale Verantwortung heißt auch, den Planeten Erde als Teil des Universums zu schützen.“ [4]