DDR | DEFA-Spielfilm

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DDR-Spielfilm „Zement“ - nur mit unseren Erkenntnissen sehenswert

Die Bedrohung der Menschheit durch die begonnene globale Umweltkatastrophe und die Gefahr eines Dritten Weltkriegs erfordert den Kampf um die grundsätzliche Alternative zum Kapitalismus – den Sozialismus. Dem Sozialismus neues Ansehen zu verschaffen ist nur möglich, wenn wir uns mit den unauslöschlichen Errungenschaften und mit den Fehlern und Mängeln beim Aufbau des Sozialismus auseinandersetzen und Schlussfolgerungen ziehen.

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Dazu müssen und können die reichhaltigen Erfahrungen in der Sowjetunion und in der DDR aufgearbeitet werden. Zahlreiche Filme aus dem DDR-Fernsehen oder der DEFA bieten wertvolles Anschauungsmaterial.

 

Das Willi-Dickhut-Museum hat dazu einen Stick mit 22 Filmen über den Sozialismus hergestellt und verbreitet – darunter auch viele aus der DDR. Schon Willi Dickhut warnte, dass diese Filme nur mit größter Vorsicht gesehen werden können. Denn sie sind meist metaphysisch und blenden weitgehend den Kampf um die Denkweise aus. Nur, wenn sie im Licht unserer heutigen Erkenntnisse angeschaut und ausgewertet werden, können sie dazu beitragen, dem Sozialismus auf Grundlage der proletarischen Denkweise neues Ansehen zu verschaffen.

 

Ein Beispiel dafür ist „Zement“, ein 2-teiliger Spielfilm der DEFA, gedreht 1973 (nach dem Roman von Fjodor Gladkow). Er handelt im Frühjahr 1921 an der ukrainischen Schwarzmeerküste unmittelbar nach Ende des Bürgerkriegs: Unter schwierigsten Bedingungen wird ein Zementwerk nach sozialistischen Prinzipien unter Führung von Kommunisten wieder aufgebaut. Der 1973 in der DDR gedrehte Film schildert anschaulich die riesigen Ausgangsprobleme beim Aufbau des Sozialismus nach dem 3-jährigen Bürgerkrieg.

 

Drastisch zeigt er die schon damals entstehende Bürokratie und die massiven Erscheinungen der kleinbürgerlichen Denkweise unter Funktionären, aber auch unter Arbeitern. Das entstehende neue Selbstbewusstsein proletarischer Frauen und Genossinnen und auch der Mut und die Siegeszuversicht des kommunistischen Protagonisten wird deutlich.

 

Die große Schwäche des Film ist: Er bringt nur selten Tiefgang, eine Erläuterung der Probleme und zieht keine Schlussfolgerungen daraus. Die Streitkultur ist meist effekthascherisch durch wilde Schreiereien geprägt. Der Erkenntnisprozess zur Klärung der Widersprüche zwischen den kommunistischen Protagonisten und den Massen der Arbeiter und Frauen oder auch den Bürokraten wird kaum deutlich.

 

Der Film erreicht so nie das Format und die Tiefe des zugrundeliegenden 1927 geschriebenen Romans. Er hinterlässt beim ungeschulten Zuschauer eher Verwirrung und das Gefühl: „So kann das mit dem Sozialismus nichts werden.“ Mit einer kurzen Einführung auf Grundlage des Buches von Willi Dickhut „Sozialismus am Ende?“ über die Lehren für einen Sozialismus auf Grundlage der proletarischen Denkweise ist er aber sehenswert und lehrreich.