GDL-Vorsitzender
Claus Weselsky zur Frage der Denkweise
In einem Interview [1] erzählt Claus Weselsky, Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL, wie der Bahnvorstand im Streikjahr 2007 mit dem Versuch scheiterte, ihn mit dem Posten des Personalvorstands zu ködern:
„Ich wollte mich von den Lokführern auf dem Bahnsteig nicht anspucken lassen. Und das hätten sie gemacht. Und ich sage: Sie hätten es zurecht gemacht. Ich kann doch nicht Karriere machen in der Gewerkschaft, um dann zu wechseln, weil es als Vorstand mehr Geld gibt. Ist Geld denn alles? Geht es im Leben immer nur darum, so viel wie möglich zu verdienen? Oder hat man hier noch eine Haltung, eine Ehre im Leib?“ Und dann geht er hart ins Gericht mit Norbert Hansen, ehemals Vorsitzender der Gewerkschaft TRANSNET (später EVG), und dem heutigen DB-Personalvorstand Martin Sailer. Ersterer wurde unter Hartmut Mehdorn Personalvorstand und Martin Sailer, erst Betriebsrat bei Post, dann hauptamtlicher Funktionär bei der Postgewerkschaft, später bei verdi, wechselte 2003 ins Management – von der Deutschen Post über die Telekom zur DB.
Weselsky Entscheidung, sich von der Bahn nicht kaufen zu lassen, ist - wie sein Eintreten für eine kämpferische Gewerkschaftsarbeit - ausdrücklich zu respektieren. Allerdings greift es zu kurz, das Problem des Denkweise in der Arbeiterbewegung als Frage der „Haltung“ abzuhandeln und erst beim offensichtlichen Klassenverrat festzumachen.
„Die bürgerliche Ideologie ist in einer Krise und kann in ihren offenen reaktionären Formen immer weniger Einfluss auf die Massen ausüben. Um das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse zu zersetzen bzw. seine Höherentwicklung zu verhindern, haben die Herrschenden schrittweise ein ganzen System der kleinbürgerlichen Denkweise in der Gesellschaft zur Desorientierung, Desorganisation und Demoralisierung des proletarischen Klassenkampfs entwickelt. Es ist politisch zu einem tragenden Bestandteil der Macht der Monopole und zu ihrer gegenwärtigen Hauptmethode der Herrschaftsausübung geworden.“ [2]
Der Reformismus gehört neben dem Revisionismus zu den Hauptströmungen der bürgerlichen Ideologie in der Arbeitberbewegung [3] und wird maßgeblich von der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie in Form der kleinbürgerlich-reformistischen Denkweise hineingetragen. In der Praxis heißt das Beschränkung auf den gewerkschaftslegalistischen Rahmen, Gewerkschafts“karrieren“, Stellvertreterpolitik, Untergrabung der innergewerkschaftlichen Demokratie, Antikommunismus und Opportunismus - und immer wieder das Festhalten an der scheinbaren Reformierbarkeit des Kapitalismus!
Auch Claus Weselsky muss sich also selbstkritisch untersuchen, auf welcher Seite er letztendlich steht, und es wäre, wie er im Interview sagt, ein überfälliger Schritt, seine langewährende Überlegung in die Tat umzusetzen und aus der reaktionären bürgerlichen CDU auszutreten. Die MLPD hat ein bewährtes System der Selbstkontrolle aufgebaut, um mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden und eine Arbeit auf Grundlage der proletarischen Denkweise zu gewährleisten.