Pressemitteilung von Kumpel für AUF
Fristlose Kündigung: Die Angst des Bergbaukonzerns Kali und Salz (K+S) vor dem Redebeitrag bei einer Betriebsversammlung
Die Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF schreibt:
Der Ablauf von Betriebsversammlungen in Deutschland ist im Betriebsverfassungsgesetz geregelt. Dort steht, dass es bei den Versammlungen die Möglichkeit zur offenen Aussprache und Diskussion in der Belegschaft geben muss. Bei K+S im Werk Werra gelten offenbar andere Gesetze. Ein junger Bergmann unter Tage im Schacht Sünna in Unterbreizbach (Wartburgkreis) wurde vor kurzem nämlich genau wegen seines Redebeitrags bei einer Betriebsversammlung fristlos gekündigt.
Man fragt sich: Wie viel Angst muss der Konzern haben, wenn er versucht, die Bergleute mit einer illegitimen Kündigung einzuschüchtern und sie von kämpferischen Aktivitäten abzuhalten?
Denn der eigentliche Hintergrund für die fristlose Kündigung ist sicherlich der Inhalt seines Redebeitrags. Der Kollege fragte bei der Versammlung nach, ob an Plänen zur Vollkontischicht unter Tage etwas dran sei und an Gerüchten zu Verhandlungen über einen Sozialplan, der bei Entlassungen oftmals zum Tragen komme. Nachdem K+S 2022 noch Rekordgewinne gemacht hat, drängen russische und belarussische Konzerne inzwischen wieder auf den Weltmarkt - unter Umgehung der Sanktionen. Dadurch gerät K+S unter Druck und wälzt die Kriegs- und Krisenlasten auf die Belegschaft ab. Offenbar ist man extrem nervös und sorgt sich darüber, dass die Belegschaft dagegen in die Offensive geht. Der Kollege kritisierte auch die Arbeitsbedingungen unter Tage: mehrere Kollegen bekamen Herzprobleme, es gibt teilweise Temperaturen von fast 50 Grad, Samstagsarbeit ist die Regel.
Nach der fristlosen Kündigung fragt man sich jetzt natürlich, ob er mit seinem Beitrag nicht ins Schwarze getroffen hat. In Gesprächen, die „Kumpel für AUF“ vor den Schächten geführt hat, hörte man öfter: „K+S zahlt ja ganz gut, aber wehe man macht den Mund auf.“
Der junge Bergmann klagt jetzt gegen die Kündigung mit Rechtsschutz der Gewerkschaft. Doch nicht nur das: Er war Delegierter bei der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz 2023 in Thüringen, die in Dorndorf eröffnet wurde. Die Abschlusserklärung dieser Konferenz ist überschrieben mit: „Kein Kampf darf mehr alleine stehen!“ Dementsprechend gibt es auch schon Solidarität gegen die Kündigung aus Deutschland und international. Weltweit und auch in Deutschland macht die Arbeiterbewegung wieder mit Streiks und machtvollen Demonstrationen von sich reden. Das wird auch im Werra-Gebiet durch solche Repressalien nicht aufzuhalten sein.
Die „Kumpel-für-AUF“-Gruppe in der Kali-Werra-Region organisiert die Solidarität unter den Kumpeln bei K+S und darüber hinaus. Jeder, der das unterstützen möchte, kann zu ihren Treffen, freitags, um 17 Uhr, in die „Kulturwerkstatt EA“ in Eisenach, Katharinenstraße 42 kommen.