20-Stunden-Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL
„Wer nicht hören will…“
Die GDL hat von heute, 22 Uhr, bis morgen, 18 Uhr, zu einem Warnstreik bei der Deutschen Bahn aufgerufen.
Die GDL hat Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen zu einem 20-stündigen Warnstreik bei DB Netz aufgerufen. DB-Personalvorstand Martin Seiler reagiert genervt: „Der Streikbeschluss zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Unding. … wir haben bereits in der Auftaktrunde ein 11-Prozent-Angebot auf den Tisch gelegt.“¹ Allerdings verteilt auf 32 Monate, das wären gerade mal 4,2 Prozent umgerechnet auf zwölf Monate.
"Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend", kommentierte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky den Vorschlag. Die GDL fordert 550 Euro monatlich plus eine „Inflationsausgleichsprämie von bis zu 2850 Euro“ und eine Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter von 38 auf 35-Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich!
Die Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit mit vollem Lohnausgleich ist für die GDL eine „Kernforderung“. Sie begründet dies unter anderem mit der hohen Belastung der Schichtarbeit. Die GDL-Mitglieder stehen voll hinter den Forderungen, „die Frage ist nicht ob, sondern wann der Streik beginnt.“
Die Forderungen der GDL hat Personalvorstand Seiler sofort als „unerfüllbar“ zurückgewiesen. Als durchaus „erfüllbar“ allerdings war für den DB-Vorstand der Beschluss, das leistungsunabhängige Grundgehalt ihrer Mitglieder gleich um 77 Prozent zu erhöhen - nämlich von 396.000 Euro auf 700.000 Euro.²
Die GDL begründet den Warnstreik, der jetzt vor der zweiten Verhandlungsrunde am 16. und 17. November stattfinden wird, mit der Weigerung des DB-Vorstands, überhaupt über die Arbeitszeitverkürzung zu verhandeln.
Noch vor Beginn der Verhandlungen hatte Bahnvorstand Seiler der GDL den Vorschlag gemacht, „von Beginn an unter Vermittlung von Konfliktberatern im Stile einer Art Schlichtung moderiert ins Gespräch zu gehen“. Das alles sollte „in einem geschützten Raum, also letztlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ stattfinden.³ Ein Eingeständnis der Angst der DB und ihrer Regierung vor der hohen Kampfbereitschaft der GDL-Mitglieder.
Diese reiht sich in die, in letzter Zeit offensiv geführten Tarifauseinandersetzungen - bis hin zum vierschichtigen selbständigen Streik der Hamburger Hafenarbeiter am Burchardkai - ein. Das sorgt für Unruhe und Besorgnis bei Monopolen und ihrer Berliner Regierung. Vor allem fürchten sie ein wachsendes Klassenbewusstsein und eine Politisierung, wenn sich die Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Tarifrunden bei Ver.di, Stahl, GDL gegenseitig unterstützen, sich Streikende bei der Deutschen Bahn mit streikenden Bahnkollegen in Belgien verbrüdern und sich dabei die Klassenselbständigkeit, vor allem durch selbständige Streiks der Arbeiterklasse, weiter herausbildet.