Tarifrunde

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Uniklinik Essen: Kämpferischer Auftakt der Warnstreiksaison

Das Wetter ist bescheiden an diesem Donnerstagmorgen, 9. November, aber die Stimmung am Uniklinikum Essen ist herzlich und kämpferisch. „Schade, dass die Tarifrunde immer im November ist - Juni wäre schön“, scherzt eine Kollegin.

Korrespondenz

Aber zum Spaß sind sie nicht hier: „Eine Frechheit, einfach nichts anzubieten“, sagen sie zum Verhalten der Länder. Während es die einen noch mit dem Sprichwort halten: „Lieber den Spatz in der Hand“ und damit auf einen Abschluss wie bei den Kommunen mit 5,5 Prozent anspielen, sind andere entschlossen: „Die 10,5 Prozent müssen auch wirklich rauskommen, bei den Kosten, die wir haben“. Dass von den Ländervertretern sogar gesagt wurde, es sei normal, dass manche Wohngeld beantragen müssten, das dürfe man nicht stigmatisieren, macht richtig wütend. Sie dürfen einen arm machen, aber wenn man das kritisiert, ist das Stigmatisierung?


Sie kommen aus allen Bereichen: aus der Pflege, aber auch aus dem Transport, aus dem Service, aus der Werkstatt, aus der IT usw. Manche Kollegen haben sich bewusst verabredet, sind gemeinsam gekommen und haben gemeinsam Schilder mit ihren Forderungen gemalt. So konnten einerseits neue Gewerkschaftsmitglieder gewonnen werden und andererseits Kollegen, die zum ersten Mal mitstreiken. Auch die Auszubildenden sind dabei, wenn auch heute nur wenige. Aber, so der JAV-Vertreter: „Nächste Woche mit dem ganzen Kurs!“ Schon heute sind es laut Ver.di mit 200 Teilnehmern mehr als beim ersten Warnstreiktag in der letzten Tarifrunde.


Die Streikversammlung beschließt einstimmig eine Solidaritätserklärung mit den Ver.di-Kolleginnen und Kollegen im Hamburger Hafen und versichert ihnen: „Kein Kampf darf allein stehen!“ Am Uniklinikum Essen ist es gute Tradition, Solidarität mit anderen Belegschaften zu organisieren. Dass es in der kommenden Woche am Mittwoch eine gemeinsame Kundgebung mit den Kolleginnen und Kollegen der Universität und des Amtsgerichts geben wird, ist eine gute Nachricht.

 

Das gilt auch für die Möglichkeit, bei Bedarf gemeinsam mit den Kollegen aus dem Handel zu streiken. Eine wichtige Entwicklung dagegen, den Warnstreik wie ein Ritual immer gleich zu zelebrieren. Die volle gewerkschaftliche Kampfkraft zu entfalten und die 10,5 Prozent in voller Höhe durchzusetzen, das kommt nicht von allein.


Eine Kollegin schüttelt nur noch den Kopf über die Weltlage: "Ich mag schon gar keine Tagesschau mehr gucken. Aber sie teilt unsere Kritik an so einer Vogel-Strauß-Taktik, den Kopf in die Couch zu stecken: „Stimmt, so ändert sich nichts, deshalb bin ich heute auch hier“.

 

Im Redebeitrag der MLPD auf der Streikversammlung stellen wir in den Mittelpunkt, dass wir Arbeiterinnen und Arbeiter angesichts der ganzen Krisenhaftigkeit, die mit Weltkriegsgefahr und Umweltkatastrophe die Existenz der Menschheit bedroht, uns mit Inflation usw. drangsaliert, unsere eigene Rechnung aufmachen müssen. Das braucht eine gesellschaftliche Perspektive! Die Kollegen sind diskussionsfreudig und einige Rote Fahne Magazine wechseln den Besitzer.


Mit einem kämpferischen Zug über das Klinikgelände endet die heutige Aktion - wir sehen uns nächsten Mittwoch!