Hamburg / Kollegenzeitung „Docker zeigen Klare Kante“ Sonderausgabe
Selbstständiger Streik im Hamburger Hafen abgebrochen: Erhobenen Hauptes! - 8.11.
„Docker zeigen Klare Kante“, die Zeitung von Kollegen für Kollegen, berichtet in einer weiteren Sonderausgabe über den selbständigen Streik im Hamburger Hafen:
1. Einen solchen Streik gab es am Hafen seit Bestehen der BRD nicht!
Vier Schichten lang haben wir das erste Mal einen selbständigen Streik geführt. Obwohl es in Deutschland kein Streikrecht gibt, stand die Belegschaft am Burchardkai wie eine Eins: Mit Mut, Kampfgeist und unter Überwindung von Ängsten vor persönlichen Nachteilen. „So eine tolle Erfahrung habe ich noch nie gemacht“, so eine junge Kollegin.
Ohne einen Cent Bezahlung galt das Prinzip: Streikzeit ist Arbeitszeit! Mit offenem Mikro wurde demokratisch entschieden. In unserem Streik ließen wir uns von niemandem Vorschriften machen. In kurzer Zeit wurde etwas Neues zur Selbstverständlichkeit, wie die Arbeiter selbständig als Klasse handeln lernen.
Dieser Streik entwickelte sich weiter: Am Dienstag wurde verstärkt über die Weiterentwicklung der Streikorganisation beraten. Eine Streikkasse mit Kassierer und Kassenprüfer wurde beschlossen, und mit 400 Euro befüllt! Für eine Pausenversammlung Mittwoch früh bei CTT bestand die Option, sich dem Burchardkai anzuschließen. Eine Delegation sollte auch zu CTA entsendet werden.
2. Die Solidarität lief gerade an!
Unser Streik macht bundesweit von sich reden. Von Airbus, VW Hannover, Mercedes Sindelfingen, Amazon Niedersachsen, von Familie und Freunden, der MLPD von Ver.di-Streikenden erhielten wir Solidarität. Am Dienstag sagten über die „Internationale Hafenarbeiterkoordinierung“ sogar Hafenarbeiter aus Piräus und Rotterdam Solidarität zu! Auch wenn die anderen Terminals und Hafenbetriebe noch nicht mitstreikten: Keiner wird je die Gänsehaut vergessen, als die VC-Fahrer bei Eurogate sich mit Hupkonzert solidarisierten.
3. Unsere Gegner haben es mit der Angst zu tun gekriegt!
Der russische Revolutionär Lenin sagte einmal: „Jeder Streik erinnert die Kapitalisten daran, dass die wahren Herren nicht sie sind, sondern die Arbeiter“. Wohl wahr! Unser Streik zeigte Wirkung. Kilometerlange LKW-Schlangen stauten sich in Hamburg, so das im Radio vor „Blockaden“ gewarnt wurde. ProSieben warnt vor „Streik-Chaos“, die FAZ und das Managermagazin berichteten. Die Polizei war auf Anweisung der HHLA immer präsent.
Am Schluss ging die Panik der HHLA so weit, dass sie zum Mittel der Einschüchterung griffen: Jedem Streikenden wurde mit Kündigung gedroht! Das ist ein Skandal: HHLA, Senat und MSC können machen was sie wollen, während wir für die Inanspruchnahme elementarer Rechte derart unterdrückt und bedroht werden. Pfui Teufel! Diese Repressionen müssen ohne Wenn und Aber komplett vom Tisch!
4. Illusionen über den Staat, den Senat oder die HHLA überwinden.
Es ist nichts damit gewonnen, dass Senator Dressel bereit ist, mit uns zu sprechen. Reden können solche Herren Politiker bekanntlich viel! Warum sprachen sich einzelne Ver.di-Vertreter deshalb plötzlich für den Streikabbruch aus?
Im Streik machten sich manche noch falsche Illusionen in den Senat, den Staat, die „öffentliche Hand“ oder die HHLA. Diese erzählen uns gerne, nur für uns da zu sein. Doch das stimmt nicht. Der Staat ist der Dienstleister der Monopole und er steht auf der anderen Seite.
5. Besser organisiert sein!
Wenn wir Mängel an unserer Streikorganisation, der Verbindungen im Hafen, der Organisiertheit und dem Know-how in unserem Streik feststellen, dann gilt es, diese nun zielstrebig zu überwinden. Es gilt, Ver.di als wirkliche Kampforganisation zu stärken. Die MLPD war als Arbeiterpartei die ganze Zeit vor Ort und hat die Arbeitersolidarität organisiert. Sie steht für den Kampf für eine echte sozialistische Gesellschaft, indem der Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiter und der Zerstörung der Umwelt endlich ein Ende gesetzt wird. Arbeitet mit an der Internationalen Hafenarbeiterkoordinierung! Unterstützt die Kollegenzeitung „Klare Kante“, die ab jetzt wieder regelmäßig erscheinen wird. Bildet Redaktionen in euren Teams und Abteilungen. Diese Zeitung wird von Kollegen für Kollegen erstellt, damit alles gesagt werden kann, was gesagt werden muss.
Solch lehrreiche und intensive vier Schichten hat unsere Belegschaft noch nicht erlebt. Darauf können alle Beteiligten stolz sein!
Kommt zum Rathausmarkt zur Demo am 11. November. Zeit: 11 Uhr!
Weitere Berichte und Solidarität auf rf-news. de.
Hier gibt es die Sonderausgabe von "Docker zeigen Klare Kante" (Vorderseite)
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