Magdeburg
Und es geht doch – die Demonstration in Magdeburg fand statt!: „Für eine humanitäre Waffenruhe in Gaza - stoppt den Krieg in Nahost!“
Es lief am Freitag, 10. November, über „Facebook“, über Mail, Telefon, die Lokalzeitung und das Radio: Das Demo-Verbot der Polizei ist gekippt! Viele konnten es kaum glauben.
Jetzt füllt sich der Platz neben Karstadt. Viele arabische Migranten sind gekommen. Über den Lautsprecher läuft die Hymne von Palästina. Der Anmelder, Daniel Wiegenstein, berichtet über den Weg über die Gerichte (mehr dazu hier). Die Gerichte gaben unserem Eilantrag in allen Punkten Recht. „Das ist ein Erfolg, dass wir alle hier stehen.“ Beifall und leuchtende Augen.
Der Beitrag der arabischen Community schildert die Situation in Gaza. Auf einem Schild steht: „4237 tote Kinder sind kein Kollateralschaden!“. Der Protest richtet sich gegen die Regierung Israels. Die Migranten stimmen Sprechchöre an: „Wir sind keine Anti-Juden! Wir sind keine Antisemiten!“ Der Redebeitrag der MLPD sagt: „Heute sind wir alle Palästinenser. Waffenstillstand jetzt! Für eine neue revolutionäre Intifada!“.
Hinter dem Front-Transparent für humanitäre Waffenruhe stellt sich der Demozug auf. Wir werden mehr, sind jetzt 400 Menschen. Zur Mobilisierung hatten wir wegen der juristischen Auseinandersetzungen nur einen knappen Tag Zeit.
Zu sehen sind Palästina-Flaggen, das Schild „Freiheit für Palästina und Kurdistan“, rote Fahnen und eine Fahne der MLPD, viele selbst gemalte Plakate. Die arabische Community prägt die Demo. Das Mikrofon geht von Hand zu Hand. Pausenlos wird gerufen: „Free, free Palestine!“ „Kinder schlafen nicht in Gaza!“ Kinder sterben jetzt in Gaza!“ „Deutschland finanziert, Israel bombardiert!“ „Hoch die internationale Solidarität!“ „Frieden und Freiheit für Palästina!“ Die Ordner leiten die Demonstration sehr gut, energisch aber solidarisch. Am Friedensplatz ist eine weitere Kundgebung. Hier sprechen die Frauen: der Frauenverband Courage und Frauenkampftag Stadtfeld-Ost. Eine arabische Krankenschwester berichtet über Operationen, die jetzt in Gaza ohne Narkose durchgeführt werden müssen. Viele Frauen warten auf die Entbindung, haben Frühgeburten im Stress des Bombenhagels.
Es geht weiter zum Hasselbachplatz. Mitten im Kreisverkehr setzen wir uns hin. Es wird still, wir machen eine Gedenkminute für alle Opfer dieses Krieges. Dann geht es weiter. Ein Junge, vielleicht zwölf Jahre alt, hält mit der rechten Hand eine Palästina Flagge, mit der linken zieht er den Bollerwagen mit der großen Lautsprecherbox. Ich spreche ihn an. „Du bist ein starker Junge. Aber vielleicht kann dir jemand helfen. Und du musst nicht beides halten.“ Er sagt: „Dann trage ich lieber die Fahne“, und ein Erwachsener zieht den Bollerwagen. Da zeigt sich Mut und Entschlossenheit schon bei den Kindern.
Bei Karstadt wird die nächste Demo für Freitag in zwei Wochen angekündigt. „Dann wollen wir doppelt so viele Leute sein.“ Die Demo wird beendet, großes Aufatmen im Bündnis. Alles gut gelaufen, wir haben uns gegen die Polizei durchgesetzt; es war eine kämpferische und bewegende Demo. Das alles ging nur, weil es eine gute Zusammenarbeit aller Aktiven gab.
Nachdem alles beendet und die Meisten gegangen waren, holt die Polizei jemand zur Personenkontrolle raus. Angeblich wegen einem Logos von Samidoun. Die Presse berichtet hinterher von mehreren Anzeigen wegen Volksverhetzung. Das kann nicht sein. Die Demonstranten sind in Sorge um die Menschen in Gaza, waren wütend, aber auch besonnen. Volksverhetzung gab es nicht. Wir protestieren dagegen.