Bericht von Michalis Aiwaliotis
Die aktuelle Situation in Palästina beschäftigt jeden Menschen hier auf der Insel
Michalis Aiwaliotis von der Selbstorganisation der Flüchtlinge im Camp Kara Tepe auf Lesbos / Griechenland, „Stand by me Lesvos“ (SBML), berichtet:
Liebe Freunde, Brüder und Schwestern aus Deutschland. Die aktuelle Situation in Palästina, das Auslöschen des palästinensischen Volkes durch die israelische Armee mit voller Unterstützung der Regierung der USA, der EU und der NATO sowie unserer Regierung beschäftigt jeden Menschen hier auf der Insel. Das wird auch überall auf der Welt so sein. Ich habe keine einzige Stimme gehört, die diesen Genozid befürwortet. Im Gegenteil: Die Forderungen nach dem sofortigen Ende der Bombardierung und nach Freiheit für Palästina sind unüberhörbar! Mein Herz geht auf, wenn ich durch die Stadt Mytilene laufe und in vielen Häusern palästinensische Fahnen als Symbol der weltweiten Forderung: „Freiheit für Palästina!“ sehe.
Ich habe ja über die Proteste gegen das Morden am palästinensischen Volk im Lager Samos berichtet. Das hat nicht nur die griechische Regierung aufgeschreckt, sondern auch die EU. Viele Palästinenser schaffen es derzeit, als Flüchtlinge zu uns zu kommen. Aber sie werden nicht ins Lager gelassen! Es wurde eine Kommission gebildet, die ihnen sofort Asyl gewährt und alles organisiert, damit sie schnell nach Athen kommen. Es ist also möglich, so etwas zu organisieren! Andere Flüchtlinge werden jahrelang in Lagern festgehalten, ihre Asylanträge werden nicht bearbeitet. Sie landen schließlich - wie viele Flüchtlinge - hilflos in den Parks und unter den Brücken von Athen, ohne Hilfe und Unterstützung!
Wir alle sind entsetzt, dass das Flüchtlingslager Jabaliya zum dritten Mal bombardiert wurde und dabei 100 hilflose Menschen getötet wurden. Jabaliya ist das größte Flüchtlingslager im Gazastreifen. Über 100.000 Flüchtlinge aus aller Welt leben dort. Fällt diese Bombardierung auch unter das Selbstverteidigungsrecht Israels? Sind die Menschen in Israel nun besser geschützt?
Ich möchte euch von unserem Leben hier erzählen:
Vielen Dank für eure Spenden. Es ist eine Unterstützung für SBML und die Flüchtlinge im Lager, die von der EU und der griechischen Regierung dem Hunger überlassen werden. Wir haben uns schon vor längerer Zeit mit verschiedenen Organisationen zusammengetan, um etwas zu tun, damit diese Menschen, die vor Hunger, Krieg und Gewalt geflohen sind, nicht verhungern müssen. Es gibt Organisationen, die Fertiggerichte liefern. Wir liefern vor allem Dinge, die die Flüchtlinge selbst nach ihrem Geschmack kochen können. Das kommt bei den Flüchtlingen gut an. Letzten Freitag haben wir Kartoffeln verteilt.
Inzwischen bin ich vom Bildungsministerium zum Koordinator für Flüchtlingsbildung im Lager Mytilene ernannt worden. Das ist eine wichtige Position für die Bildung der Flüchtlingskinder in Mytilene. Inzwischen durfte ich ein Büro im Lager eröffnen. Das erleichtert die Arbeit von SBML sehr. Eine unserer Aufgaben ist es, die Kinder aus dem Lager in richtigen Schulen in Mytilene unterzubringen. Das haben wir auch schon geschafft. Wenn die Kinder aus der Schule kommen, haben sie leuchtende Augen und die Mütter nehmen sie in die Arme und sind ganz stolz auf ihre Kleinen.
Das Recycling-Projekt läuft gut. Die Maschinen sind da. Aber ich möchte sie in einem großen Container unterbringen, damit viele Flüchtlinge mitmachen können. Vor allem Jugendliche unter 20 Jahren möchte ich zum Mitmachen bewegen.