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Aktive Gewerkschafter erwirken Gehaltserhöhung bei Tesla

Am 3. November hat die MLPD am Bahnhof Fangschleuse in Grünheide die "Rote Fahne" verkauft und dabei sehr viele interessante Gespräche geführt. Viele der insgesamt 11.000 Kolleginnen und Kollegen von Tesla fahren von dort aus mit den Shuttle-Bussen zur Arbeit ins Tesla Werk in Grünheide.

Von einem Korrespondenten
Aktive Gewerkschafter erwirken Gehaltserhöhung bei Tesla
Da war sie noch im Bau: Die Gigafactory von Tesla in Grünheide im Jahr 2021 (foto: Albrecht Köhler (CC BY-SA 4.0))

Am Freitag trafen wir besonders viele Kolleginnen und Kollegen, denn die Geschäftsleitung hatte zuvor das ganze Werk zu einer Versammlung zusammengetrommelt. Sie wollte die Belegschaft über die anstehenden Gehaltserhöhungen informieren, außerdem wurde eine große Überraschung versprochen. Die große Überraschung war Elon Musk, der sich angesichts der wachsenden Unzufriedenheit der Belegschaft und der zunehmenden gewerkschaftlichen Organisierung genötigt sah, sich persönlich an die Belegschaft zu wenden.

 

Viele Kolleginnen und Kollegen wussten oder ahnten schon, dass Musk persönlich zum „Team Huddle“ (so nennt die Geschäftsleitung ihre Belegschaftsversammlungen) kommen wird. Umso größer war die Enttäuschung über seinen Auftritt. Einige hatten gehofft, dass er gekommen war, um die Probleme und Missstände im Werk anzusprechen, die mittlerweile weit über das Werk hinaus bekannt sind: Zermürbender Arbeitsdruck, Personalmangel, zum Teil katastrophaler Arbeitsschutz, sehr hohe Krankenstände usw.

 

Diese Erwartungen wurden schnell enttäuscht. Die Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir sprachen, empörten sich darüber, dass ihre Sorgen und Probleme nicht mit einem Wort thematisiert wurden, weder von Elon Musk, noch von der Geschäftsleitung in Grünheide. Stattdessen gab es allgemeine Phrasen, heuchlerische Danksagungen und die Ankündigung, dass im Werk demnächst 7000 statt 5000 Autos pro Woche vom Band laufen sollen, als wäre der Druck auf die Belegschaft nicht jetzt schon unerträglich. Viele Kollegen fanden den Auftritt von Musk langweilig, belanglos oder völlig an der Realität vorbei.

 

Natürlich durfte bei seinem Auftritt auch die Hetze gegen Gewerkschaften nicht fehlen. Eine Kollegin berichtete uns, dass Musk im Bezug auf Gewerkschaften sagte, dass „wir nicht zulassen dürfen, dass jemand von außen uns vorschreibt, was wir zu tun haben“, dieses Werk sei unser „Baby“ und nicht das „Baby“ der Gewerkschaft.

 

Ja, es stimmt, dass die Kolleginnen und Kollegen bei Tesla dieses Werk mit großem Einsatz und in Rekordzeit aufgebaut und zum Laufen gebracht haben. Trotzdem bleibt das Werk im Besitz von Elon Musk und anderen Großaktionären. Für sie zählt einzig und allein der Profit und sie allein bestimmen was im Werk wie gemacht wird. Gleichzeitig sind sie auf die Ausbeutung der Arbeits- und Schöpferkraft der Produktionsarbeiter, Techniker und Ingenieure angewiesen, ohne die nicht ein einziges Auto das Werk verlassen würde, und wenn der Automatisierungsgrad noch so hoch ist.

 

Im Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ heißt es dazu: „Für die kapitalistische Logik der Missachtung der Arbeiter war es durchaus unkonventionell, welche Rolle Musk ihnen zuschreibt. So berichtet der Autor Karl-Heinz Land, dass ‚Musk oft mehr auf die Arbeiter am Band höre als auf seine Manager.‘ So ‚werden Entscheidungen und Verantwortung dorthin verlagert, wo sie hingehören, nämlich zu den Menschen und Teams mit dem entsprechenden Wissen und Knowhow.‘“

 

Das ist aber nicht einer vermeintlich arbeiterfreundlichen Denkweise des Elon Musk zuzuschreiben, sondern entspricht schlicht der Entwicklung der revolutionären Produktivkräfte, dass viele Facharbeiter und Ingenieure in ihren Bereichen immer mehr zu besten Kennern, ja Kontrolleuren und Dirigenten der hochautomatisierten und technisierten Produktionsabläufe werden. Doch diese Rolle kann und will die überlebte kapitalistische Gesellschaft der Ausbeutung von Mensch und Natur den Arbeitern niemals geben.

 

Daran kann auch eine Gewerkschaft nichts grundlegend ändern. Allerdings können die Arbeiter nur für die Durchsetzung konkreter Forderungen kämpfen wenn sie sich organisieren und als Arbeiterklasse zusammenschließen, über Werks- und Ländergrenzen hinweg. Der erfolgreiche Kampf der UAW (Automobilarbeitergewerkschaft) in den USA hat gezeigt, was möglich ist, wenn die Arbeiter organisiert kämpfen. Unter anderem haben sie 25% mehr Lohn und sogar die Wiedereröffnung eines stillgelegten Werks erkämpft. Und solche Kämpfe müssen als Schule des Klassenkampfs und der internationalen sozialistischen Revolution geführt werden.

 

Damit das Tesla-Werk wirklich zum Werk der Arbeiter wird, muss der Kapitalismus revolutionär überwunden werden und der Sozialismus erkämpft werden. Erst dort wird das große Potential, dass in den Arbeitern und im technologischen Fortschritt steckt vom Zwang zur Profitmaximierung befreit und so eingesetzt, dass er zur Lösung der drängendsten Probleme der Menschheit beiträgt. Angesichts der begonnenen globalen Umweltkatastrophe ist das dringend notwendig. In diesem Zusammenhang bewarben wir auch das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“, das unter einem Teil auf großes Interesse stieß. Gleichzeitig waren viele der Meinung, dass wir uns schon einig seien, dass es eine begonnene Umweltkatastrophe gibt. Es reicht aber nicht, sich in dieser Einschätzung einig zu sein. Es kommt darauf an, welche Schlüsse man daraus zieht und wie man sich verhält.

 

Ein anderer Kollege berichtete, dass er anfangs erschrocken war, weil Elon Musk, der Hauptverantwortliche für die miserablen Arbeitsbedingungen und schlechten Löhne, von einem Teil der Kollegen wie ein Rockstar bejubelt wurde, als er die Bühne betrat. Während der Fragerunde an Musk forderte dann ein Kollege, dass die harte Arbeit der Kollegen auch mit mehr Geld gewürdigt werden müsse. Der Applaus, den dieser Kollege erhielt war um ein vielfaches lauter und tosender, als der für Musk.

 

Entsprechend groß war dann die Ernüchterung über die versprochene Gehaltserhöhung: 4 Prozent mehr ab November und 2500 Euro mehr pro Jahr fest für alle Produktionsmitarbeiter. Eine Kollegin sagte, es sei zwar gut, dass es jetzt die Erhöhung kommt, vor allem die 2500 Euro pro Jahr seien für die Masse der Produktionsmitarbeiter eine deutliche Erhöhung, aber es sei viel weniger als sie und ihre Kollegen angesichts der großen Ankündigung erwartet haben.

 

Ein Ingenieur sagte uns: „Das ist ein Schritt zur Annäherung an die marktüblichen Gehälter aber es ist nichts Besonderes. Marktübliche Gehälter sollten aber für einen Konzern wie Tesla selbstverständlich sein.“

 

Für die meisten Kollegen war klar, dass diese Erhöhung ein erster erkämpfter Erfolg der IG Metall im Betrieb war. Ohne den Druck der Gewerkschaft hätte sich gar nichts getan. Es ist wohl kaum Zufall, dass die Erhöhung direkt nach der ersten öffentlichen Aktion der IG Metall im Betrieb, an der sich ca. 1000 Kolleginnen und Kollegen beteiligten, angekündigt wurde. Viele waren herausgefordert, jetzt erst recht gewerkschaftlich aktiv zu werden. Wenn Tesla schon nach einer symbolischen Aktion der Gewerkschaft den CEO schicken muss, um die Wogen zu glätten, bringt das zum Ausdruck, welche panische Angst Musk und seine Statthalter in Grünheide vor einer organisierten Arbeiterklasse haben, und das zu Recht. Hierbei ist die Organisierung in der IG Metall sehr wichtig und das eintreten dass sie zur Kampforganisation zur Verteidigung und Verbesserung der Lohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen werden. Aber auch die Organisierung in der MLPD, der revolutionären und sozialistischen Partei der Arbeiterklasse in Deutschland.