Landesregierung will die Gelder drastisch kürzen

Landesregierung will die Gelder drastisch kürzen

NRW: Inklusion an allgemeinbildenden Schulen in Gefahr

Mitte September 2023 kündigte die Landesregierung Nordrhein-Westfalen im Haushaltsentwurf für 2024 an, die Gelder für die Inklusion an Schulen von 60 auf 10 Millionen Euro pro Jahr zu kürzen. Nach sofortigem Protest durch den Städtetag NRW sind die Kürzungen noch nicht vom Tisch.

Von gab
NRW: Inklusion an allgemeinbildenden Schulen in Gefahr
Gleichberechtigte Bildung und Förderung von Menschen mit Einschränkungen notwendig (Foto: andi weiland / CC BY-NC 2.0)

Die Zahl der Schüler, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf in NRW haben, sind innerhalb eines Jahres von 2021 auf 2022 - um 2,4% auf 144.280 gestiegen. Von diesen Kindern wurden 64.515 an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet, was nur mit den Inklusionsassistenten möglich ist.

 

In Deutschland unterscheidet man acht sonderpädagogische Förderschwerpunkte. Durch die großen bürokratischen Hürden, unzureichende Information und mangelnde Unterstützung der Eltern und Schulen, wird bei vielen Kindern kein Antrag auf Inklusion gestellt. Dieser muss von den Eltern gestellt werden, die oft damit überfordert sind, oder es auch nicht wissen. Viele ADHS-Kinder (ADHS = Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom) passen trotz Förderbedarf nicht in diese Förderschwerpunkte und werden damit unzureichend unterstützt, fallen durch das Raster, landen oft in Förderschulen oder Erreichen keinen Schulabschluss.

 

Werden diese Gelder wirklich gestrichen bzw. gekürzt, kommt das einer faktischen Abschaffung der Inklusion an allgemeinbildenden Schulen gleich. Das bedeutet eine Aussonderung dieser Kinder an Förderschulen. Denn schon mit den jetzigen Geldern können die Schulen dem Anspruch einer adäquaten Förderung nicht gerecht werden. So sind z.B. in einer Gesamtschule im Ruhrgebiet zwei sonderpädagogische Lehrkräfte für 67 Kinder zuständig.

 

Durch das faktische Ausbluten von Inklusion spielt die CDU der AfD mal wieder in die Hände. So bezeichnete der AfD-Politiker Björn Höcke im Sommerinterview des MDR im August Inklusion als „Ideologieprojekt“, von dem das Bildungssystem „befreit“ werden müsste. Wörtlich sagt er: „Alles das sind Projekte, die unsere Schüler nicht weiterbringen, die unsere Kinder nicht leistungsfähiger machen und die nicht dazu führen, dass wir aus unseren Kindern und Jugendlichen die Fachkräfte der Zukunft machen.“ Aussondern, Wegsperren -  das ist reaktionäre faschistische Ideologie, von der Höcke ja bekanntlich sein eigenes Lied singen kann! Von solchen Anschauungen muss das Bildungssystem „befreit“ werden und nicht von den Kindern mit Förderbedarf!

 

Um eine wirkliche Inklusion von Kindern mit Förderbedarf zu verwirklichen, muss sich das jetzige Schulsystem grundlegend ändern. Nicht nur die Gebäude müssen barrierefrei umgebaut werden, sondern es müssen zusätzliche Räume zum Lernen, Leben und Entspannen entstehen. Steht die Entwicklung der Kinder im Mittelpunkt, braucht es mehr Bewegungsangebote, Förderung der Kreativität und des gleichberechtigten Umgangs miteinander. Dazu wird umfassendes Fachpersonal benötigt. Ergotherapie, Sprachförderungen, psychologische Betreuung, Physiotherapie, all das gehört in die Schulen und darf nicht den Eltern aufgebürdet werden, die nach der Schule erst um diese Therapien kämpfen müssen, um dann ihre Kinder einzeln zu diesen Terminen zu bringen.

 

Immer mehr Lehrkräfte, Eltern, Schüler und Schülerinnen stehen auf. Sie finden sich mit diesem maroden Schulsystem nicht mehr ab. Bundesweit demonstrierten am 29.9. in 29 Städten tausende Menschen für eine Bildungswende jetzt. Sie fordern unter anderem 100 Mrd. Euro Sondervermögen Bildung und dauerhaft 10% des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung. Die MLPD tritt in ihrem Parteiprogramm für ein kostenloses, einheitliches und qualifiziertes Bildungssystem von der Krippe bis zur Hochschule ein.