Brasilien
Großer Streik bei GM
Die Belegschaften aller drei Werke des GM-Konzerns in Brasilien befinden sich seit Montag, dem 23. Oktober, in einem unbefristeten Streik gegen Massenentlassungen.
GM hatte am Samstag zuvor einer noch unbekannten Zahl von Arbeitern aller drei brasilianischen Standorte Sao Jose dos Campos, Sao Caetano und Mogi das Cruzes (Sao Paulo) per Telegramm und E-Mail fristlos gekündigt. Dies entgegen der brasilianischen Gesetzgebung, die eine vorherige Information der Gewerkschaften vorsieht, und entgegen einer erst im Juli 2023 für zwei Werke getroffenen Vereinbarung, alle Arbeitsplätze bis 2024 durch vorübergehende Kurzarbeit für Teile der Belegschaft zu erhalten.
Voller Wut und Empörung, aber umso geschlossener, versammelten sich bereits am Sonntag Tausende Arbeiter zu außerordentlichen Betriebsversammlungen und beschlossen den sofortigen Streikbeginn.
Am Montag bestätigten die insgesamt 12.000 Arbeiter aller drei Werke in Streikversammlungen einstimmig, dass sie die Arbeit erst wieder aufnehmen werden, wenn alle Kündigungen zurückgenommen sind und der Verzicht auf Entlassungen bis Mitte 2024 zugesichert wird.
Von großer Bedeutung für diesen Schritt ist die Zusammenarbeit verschiedener Gewerkschaftsverbände Brasiliens. Die drei Metallgewerkschaften von Sao Caetano do Sul, Sao Jose dos Campos und Sao Paulo / Mogi das Cruzes, die drei verschiedenen Dachverbänden angehören, stehen fest zusammen und erklären gemeinsam: „Die Entlassungen sind nicht zu rechtfertigen. Der Automobilhersteller behauptet, dass die Verkäufe zurückgegangen seien. Aber im Gegenteil verzeichnete GM zwischen April und Juni dieses Jahres einen Anstieg der brasilianischen Verkäufe um 18,18 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Darüber hinaus erwirtschaftete das Unternehmen im 2. Quartal 2023 einen Nettogewinn von 2,57 Mrd. US-Dollar, was einer Steigerung um 51,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Ablehnung der Massenentlassung (…) haben die GM-Arbeiter in Sao Caetano, Sao Jose dos Campos und Mogi das Cruzes (…) einen einheitlichen Streik auf unbestimmte Zeit beschlossen“
Diese Geschlossenheit über Werksgrenzen hinweg, auch bei unterschiedlicher Gewerkschaftszugehörigkeit, ist eine wichtige Schlussfolgerung aus früheren Kämpfen und insbesondere aus der massiven Unterdrückung des Kampfes der Embraer-Belegschaft im August 2023. Dort gelang es dem Luftfahrtkonzern durch den Einsatz von Militärpolizei und Verhaftungen zeitweise so stark einzuschüchtern, dass ein Teil der streikenden Arbeiter die Arbeit wieder aufnahm. Die Parallelen in der Verletzung bürgerlich-demokratischer Arbeitsgesetze sind bei GM und Embraer nicht zu übersehen, aber vor einem erneuten Einsatz von Polizei und Militär ist GM bisher zurückgeschreckt.
Die internationale Automobilarbeiterbewegung ist aufgerufen, ihre Solidarität mit den brasilianischen GM-Belegschaften und allen anderen Automobilarbeitergewerkschaften, die um Arbeitsplätze und Lohnerhöhungen kämpfen, auf breiter Basis zu bekunden. Die Metallarbeitergewerkschaften der GM-Werke erklären: „Die Metallarbeiter von GM im Bundesstaat Sao Paulo stehen in gegenseitiger Solidarität mit den GM-Arbeitern in den Vereinigten Staaten. Die US-Arbeiter streiken seit über einem Monat für Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen“.
Solidaritätserklärungen an
Metallarbeitergewerkschaft Sao Jose dos Campos:
secretaria@sindmetalsjc.org.br
Metallarbeitergewerkschaft Sao Caetano do Sul:
sindicato@metalurgicoscsul.org.br
Metallarbeitergewerkschaft Mogi das Cruzes/ Sao Paulo:
migueltorres@metalurgicos.org.br