30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich notwendig
Zweierlei Kritik an Arbeit im Homeoffice
Der „Telekom-Chef dringt auf Rückkehr ins Büro“ [1]. Diese Überschrift überrascht. Schließlich behalten viele Betriebe Homeoffice auch nach Ende der Corona-Jahre 2021/22 bei.
Denn das spart Energie- und die Kosten für Büroarbeitsplätze, samt PCs, Kopierer und anderem mehr.
Doch der Vorstandsvorsitzende von Telekom Timotheus Höttges "sorgt sich um die Kultur in seinem Unternehmen – sie sei von zentraler Bedeutung für das Ziel, das führende digitale Telekommunikationsunternehmen zu werden.“ Damit muss er unfreiwillig zugeben, dass die Kapitalisten heute mehr denn je auf die Schöpferkraft der Arbeiter und Angestellten und deren Identifikation mit den Unternehmenszielen angewiesen sind. Sie sollen ihre Klasseninteressen unter die Profitinteressen der Monopole unterordnen.
Doch was Höttges unter „Unternehmenskultur“ versteht, zeigt sich darin, dass er sich von Appellen an seine „lieben Mitarbeiter“, wieder mehr im Büro zu sein, wenig verspricht. Deshalb sollen jetzt die Führungskräfte verdonnert werden, vier bis fünf Tage (in der Woche) präsent zu sein; als „Vorbild“ oder mit der Motivation, dass ihre Untergebenen gefälligst dann auch wenigstens drei Tage in der Woche da sein sollen. „Das Ansinnen löst Unruhe und Unverständnis in der Belegschaft aus, zumal es bei der Deutschen Telekom einen mit der Gewerkschaft Ver.di abgeschlossenen Tarifvertrag zur Mobilen Arbeit gibt.“ Für die größte Unruhe sorgt die Ankündigung der Telekom, mehr als 1000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Soviel zur „Unternehmenskultur“ à la Höttges.
Die Gewerkschaft Ver.di sieht die Homeoffice-Arbeit diffenziert. Zum einen, weil es den Austausch und den Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen erschwert. „Zudem steht 2024 wieder eine Tarifrunde bei der Telekom an – die lasse sich nicht aus dem Homeoffice heraus bestreiten.“ Auch weil gute Betriebsratsarbeit besser über persönliche Kontakte funktioniere.
Die MLPD kritisiert darüber hinaus, dass mit dem Homeoffice die Ausbeutung der Arbeiter und Angestellten bis in das Familienleben hinein ausgedehnt wird. Meist fehlt es zuhause an ergonomischen Arbeitsplätzen. Und insbesondere Frauen müssen am PC oder am Telefon für die Firma arbeiten, während sie gleichzeitig Kinder versorgen. Die „eigene Gestaltung des Tagesablaufes“ bedeutet so eine gesteigerte Ausbeutung der Arbeitskraft, die die Familien einer noch größeren Zerreißprobe aussetzt. Die MLPD fordert daher die Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden in der Woche, bei vollem Lohnausgleich, zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Dann wäre auch Zeit für Erholung, Familie und gesellschaftspolitische Aktivitäten.