Studierendenpolitischer Ratschlag
Studierende entwickeln zunehmend antikapitalistisches Bewusstsein
Vorgestern fand in Köln eine kleine Demonstration von Studierenden statt. Immer wieder ertönte der Sprechchor: "Kapitalismus raus aus den Unis!"
Aufgerufen hatten die ASten der Uni, der Fachhochschule und der Sporthochschule, obwohl die Studierenden am Anfang des Semesters noch in der Orientierungsphase sind. Die Studierenden verknüpfen ihre unmittelbaren Probleme immer mehr mit den gesellschaftlichen Krisen. So stellte Luca-Marie Heinrich, AStA der Universität zu Köln, fest: „Fakt ist, dass die Studierendenzahlen in den letzten Jahren massiv rückläufig sind. Das ist kein Wunder: Die finanzielle Lage der Studierenden ... hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert. Durch die Inflation ... wird dies nochmals beschleunigt.“ (Homepage Asta)
Dann folgten Beiträge wie der von Timo Giebel vom AStA der TH Köln: „Unerlässlich für die Verbesserung des planetaren Zustandes und der menschlichen Lebensbedingungen bis hin zur gerechten und humanen Lösung aktueller und zukünftiger Konflikte, ist eine zivile und am Gemeinwohl ausgerichtete Wissenschaft. Insbesondere aber auch mit Blick auf die gegenwärtig erschreckend hohe Bereitschaft zur gewaltsamen und undemokratischen Lösung von Krisen und Konflikten und dem hierbei expandierenden militärisch-Industriellen-Komplex müssen die Hochschulen Laboratorien eines friedlichen gesellschaftlichen Fortschritts sein."
Bezahlt und beherrscht vom Kapitalismus, der die akute Infragestellung der Lebensgrundlagen der Menschheit und auch die heutigen ungerechten Kriege zu verantworten hat, sollen Unis labormäßig Denkmodelle für einen „friedlichen gesellschaftlichen Fortschritt“ entwickeln? Hier mischen sich richtige Kritiken mit revisionistischen Illusionen in den Kapitalismus.
Wir haben es mittlerweile mit der Situation zu tun, dass die globale Umweltkatastrophe begonnen hat. Bei der bürgerlichen Umweltforschung und Wissenschaft sucht man vergebens nach dieser treffenden Beurteilung der ganzen Tragweite dieses neuartigen Problems der gesamten Menschheit. Und das, weil sie aufgrund ihrer Klasseninteressen dies nicht begreifen können und wollen. Sie haben zwar eine schier unendliche Vielzahl von Analysen, aber kommen auch wegen ihrer positivistischen und pragmatischen Denk– und Arbeitsweise nicht zur entscheidenden Qualifizierung und damit auch zu den richtigen Schlussfolgerungen.
Dagegen ist sehr wichtig und lädt der Studierendenpolitische Ratschlag ein, dass sich Studenten mit Arbeitern austauschen und diskutieren über die Kritik an der Krise dieser bürgerlichen Wissenschaft und die Perspektive einer von Profitstreben des international allein herrschenden Finanzkapitals befreiten Naturwissenschaft im echten Sozialismus.
Zur kontroversen Auseinandersetzung und Vertiefung all dieser vor allem auch weltanschaulichen Fragen kommt der 1. Studierendenpolitische Ratschlag am 2. und 3. Dezember in Göttingen gerade recht. Ein Mitglied des Vorbereitungskomitees, berichtet dazu von den Erfahrungen in der Werbung in Göttingen: „Wir haben mit einer breiten Mobilisierung mit Hilfe der Flyer begonnen, mit Infoständen vor der Mensa, Diskussionen auf Erstsemesterparties, in den ersten Vorlesungen. Viele Studierende waren zunächst an den brennenden sozialen Fragen interessiert: Zu wenig und zu teure Wohnungen - mies vor allem für internationale Studierende; zu wenig oder kein Bafög. Aber sobald wir in ein längeres Gespräch kamen, zeigten sich - oft unerwartet wie bei einem indischen Studenten - viele grundsätzlich kapitalismuskritische Standpunkte; erst war er desinteressiert, dann aber entwickelte er eine fundierte kämpferische Kritik an dem faschistoiden indischen Präsidenten Modi.
Wir müssen nicht nur in die Breite gehen, sondern auch noch mehr und gezielt Bündnispartner ansprechen: Für die verschiedenen Foren werdet ihr gebraucht, tragt dort eure Ansichten in Impulsreferaten vor! Es ist auch möglich, weitere Foren einzurichten. Gerade z.B. zu Israel-Palästina gibt es viele Diskussionen und Fragen. Unterstützt diesen wichtigen Ratschlag mit Vorschlägen – und intensiver Mobilisierung!“
Aus dem Aufruf des Vorbereitungsteams des Studierendenpolitischen Ratschlags: „Viele Studierende pflegen einen kritischen Geist, sind unzufrieden mit Lehrinhalten, wollen etwas für die Gesellschaft tun: für Umweltschutz, internationale Solidarität, gegen Krieg und Faschismus. Die Kapitalismuskritik nimmt zu. Doch im Hochschulsystem wird Anpassung und Karrierismus gefördert. Krisenmanagement und pragmatisches „durchwurschteln“ prägen das Geschehen, statt gründliche Ausbildung für die Masse. Steigende Preise, hohe Mieten oder marginale „Bafög“-Erhöhung – so kann das nicht weitergehen! Wir wollen einen Beitrag zur Lösung der Menschheitsfragen leisten.“