Redebeitrag von Stefan Engel zu „Sozialismus statt AfD und Rechtsentwicklung“
Sozialismus ist das einzige System, das die Menschheit überleben lässt!
Den folgenden Redebeitrag hat Stefan Engel auf der Open-Air-Veranstaltung der MLPD Gelsenkirchen-Gladbeck „Sozialismus statt AfD und Rechtsentwicklung“ am 30. September in Gelsenkirchen-Buer gehalten:
Liebe Freunde und Kollegen! Das rückständigste Land in der imperialistischen Welt war das zaristische Russland. Es wurde durch den Sozialismus aus der Rückständigkeit der Diktatur des Zarismus herausgeführt. Während des Zarismus hatte Russland nur 5 Prozent Industrie. Der Rest war Landwirtschaft. Es war ein kapitalistisches und imperialistisches Land, aber in den Grundstrukturen noch feudal organisiert. Im Sozialismus wurde Russland zum zweitgrößten Industrieland der Welt. Dort wurden ungeheure Errungenschaften erkämpft: in der Industrie, in der Wissenschaft, in der Bildung und nicht zuletzt in der Umweltpolitik. Aus einem Land mit 90 Prozent Analphabeten wurde ein Land mit einem der besten Bildungssysteme der Welt.
Trotzdem hat der Sozialismus den Kampf gegen den Kapitalismus verloren. Die Frage ist: warum? Der Kapitalismus hat den Sozialismus von Anfang an bis aufs Messer bekämpft. Zuerst durch Kriege, dann aber vor allem von innen. Der entscheidende Kampf wurde über die Denkweise geführt. Die kleinbürgerliche Denkweise hat sehr stark im Funktionärskörper der KPdSU - in der Partei, der Staatsführung und in der Wirtschaftsführung - Einfluss genommen. Sie hat Einfluss genommen auf Funktionäre, die angefangen haben, sich Privilegien herauszunehmen und ihre Macht zu missbrauchen. Es drang eine kleinbürgerlich-egoistische und kleinbürgerlich-karrieristische Denkweise bei diesen Funktionären vor. Mit diesem Problem ist der Sozialismus nicht fertig geworden. Das ging bis dahin, dass der Sozialismus 1956 durch einen bürokratischen Kapitalismus ersetzt wurde. Stalin hat dagegen gekämpft. Aber er hat auch mit Methoden gekämpft, die zum Teil sehr fragwürdig sind. Er hat sich einseitig und administrativ auf die Geheimdienste gestützt. Das war ein Riesenfehler.
Wir müssen aus diesen Fehlern lernen. Die MLPD ist keine Partei, die einfach sagt: „Es war alles okay, was früher war“. Sie untersucht das kritisch und selbstkritisch und hat festgestellt: Wir können den Sozialismus nur auf der Grundlage einer Denkweise aufbauen, die tatsächlich frei von der bürgerlichen Ideologie ist. Wie kommen wir dahin? Nicht durch Gehirnwäsche oder Unterdrückung oder Bilderbuchgeschichten, was alles im Sozialismus war, sondern indem man den Massen eine andere Rolle einräumt. Das heißt zum Beispiel, dass man eine andere Streitkultur braucht. Es kann doch nicht sein, dass die Leute Angst haben müssen, eine andere Meinung zu äußern. Wie kann das denn sein? Es gab doch viele Probleme, die gelöst werden mussten. Das geht nur mit einer richtigen Streitkultur, die man auch fördert und nicht unterdrückt. Wenn das nicht gegeben ist, haben wir schon ein Riesenproblem.
Das zweite Problem ist das, dass tatsächlich die Massen eine Kontrolle über ihre Führung ausüben müssen. Dazu müssen sie auch Rechte haben, Leute abzusetzen, die nicht mehr im Sinne des Sozialismus arbeiten. Nicht umgekehrt: dass diese Funktionäre dann alles dominieren und die Leute unterdrücken, wenn diese Kritik haben. Das darf nicht sein! Wir brauchen ein System der Selbstkontrolle – Kontrolle von oben, Kontrolle von unten und Selbstkontrolle.
Für diese Kontrollfunktion braucht es auch Strukturen: Gewerkschaften, Massenorganisationen, die Rechte haben – weitgehende Rechte - und die tatsächlich die Herrschaft der arbeitenden Menschen ausüben, über Leute, die den Kapitalismus wieder einführen wollen, oder die sich nur selbst bereichern wollen.
Hierfür muss man Organisationsformen entwickeln, bei denen die Leute einbezogen werden, und eben nicht so, dass sie von der Politik ausgeschlossen werden - nach dem Motto: „Das machen die da oben schon“. Das geht nicht! Der Sozialismus funktioniert nur, wenn die Leute das selber tragen und selbst die Herrschaft haben.
Ein weiteres Problem des Sozialismus ist natürlich auch das, dass man die Entwicklung immer richtig untersucht und nicht über Probleme hinweg geht. Und auch das kritisieren wir an Stalin, dass er etliche gravierende Probleme schöngeredet hat.
Es gibt Feinde des Sozialismus, die auch bekämpft werden müssen. Dabei muss man aber sehr sorgfältig herangehen. Eine „Kopf-ab-Politik“ ist metaphysisch, weil sie nicht von der Veränderlichkeit der Denkweise beziehungsweise der Menschen ausgeht. Stalin hat sich sehr unkritisch auf die Geheimdienste gestützt, die zum Teil selbst vom kleinbürgerlichen Bürokratismus befallen waren. Dabei sind zigtausende Unschuldige zu Tode gekommen. Das ist unverzeihlich!
Und trotzdem ist es so, dass der Sozialismus ein überlegenes System ist. Er ist das einzige System, das die Menschheit überleben lässt! Der Kapitalismus ist nicht in der Lage, diese Umweltzerstörung zu stoppen. Heute muss jeder Kapitalist die Umwelt zerstören, um seine Profite zu bekommen. Solange das so ist, wird es auch keinen Umweltschutz geben, der wirklich etwas bewirkt! Was die jetzt machen, ist nichts anderes, als Umweltschutz auf Kosten der Leute und zugunsten der Monopole, die die Gelder vorne und hinten reingeschoben bekommen. Und wir sollen das bezahlen? Wir haben schon genug Probleme! Es ist nicht einzusehen, dass wir die dreckige Politik dieser Herrschaften bezahlen sollen.
Der Sozialismus ist die einzige Alternative und wir stehen hier für eine Diskussion, für eine kritisch-selbstkritische Diskussion über die Erfahrungen. Aber wir halten daran fest, dass der Sozialismus der einzige Weg ist, der die Menschheit zum Überleben führt und auch die Probleme löst. Das können wir nur selber erreichen und in diesem Sinn bin ich ein begeisterter Anhänger des Sozialismus und freue mich für und über jeden, der mit uns in die Diskussion eintritt und sich an dieser Diskussion über diese einzige Alternative für die Menschheit beteiligt. Glück auf!