Große politische Bedeutung

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Streik der US-amerikanischen Autoarbeiterinnen und -arbeiter: "Euer Kampf ist unser Kampf!"

Nach fast zwei Wochen Streik hat die Gewerkschaft "United Auto Workers" (UAW) die Streiks in der US-amerikanischen Autoindustrie ausgeweitet. Statt bislang drei sollen künftig 38 Fabriken bestreikt werden. Mittlerweile sind 20 Bundesstaaten betroffen. Das zeigt ein Erwachen des kämpferischen gewerkschaftlichen Bewusstseins.

Von gp
Streik der US-amerikanischen Autoarbeiterinnen und -arbeiter: "Euer Kampf ist unser Kampf!"
Streikende UAW-Arbeiterinnen und -Arbeiter in Alabama (Foto: UAW)

Der Streik richtet sich erstmals seit Jahrzehnten gegen die „Big Three“ der US-amerikanischen Autoindustrie, Ford, GM und Stellantis. Die Automobilarbeiterinnen und -arbeiter in Deutschland stehen den gleichen Monopolen gegenüber, die in den USA bestreikt werden. Kürzlich haben die Arbeiter von Opel Rüsselsheim die Übernahme von 150 Leiharbeitern erkämpft. In einer Botschaft an andere Stellantis-Belegschaften und von Ford Saarlouis schrieben sie: "Heute sind wir nicht Opelaner oder Leiharbeiter, heute sind wir eine Belegschaft in einem weltweit arbeitenden Unternehmen. Heute sind wir Arbeiter, international!“

32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und Streikrecht gegen Werksschließungen

Die US-Gewerkschaft fordert für die knapp 150 000 Kolleginnen und Kollegen 36 Prozent mehr Lohn auf vier Jahre, die 32-Stunden-Woche als Vier-Tage Woche bei vollem Lohnausgleich, eine Abschaffung der Lohnstaffelung und das Recht, gegen Werksschließungen zu streiken. Die Gewerkschaft UAW hat die Arbeiter schon seit Monaten auf den Streik vorbereitet und ihnen empfohlen, Geld zur Seite zu legen, um mit dem zusätzlichen Streikgeld einen langen Streik durchhalten zu können. Der Streik belegt, dass sich weltweit die Industriearbeiter gegen die Abwälzung der Krisen- und Kriegslasten durch Monopole und Regierungen an die Spitze setzen. Die Autokonzerne haben bislang nur die Hälfte an Lohnerhöhung angeboten. Haben die drei Autokonzerne beim Ausbruch der damaligen Weltwirtschafts- und Finanzkrise  2008 mit Milliarden staatlicher Gelder Tausende Arbeitsplätze vernichtet, machen sie inzwischen Milliarden Umsätze.

 

Die offiziellen Profite der "Big Three" sind allein zwischen 2013 und 2022 um 92 Prozent gestiegen. Zusammen haben sie in diesem Zeitraum 250 Milliarden US-Dollar eingestrichen. Während die Belegschaft inflationsbedingt weniger Geld zur Verfügung hat als vor ein paar Jahren, sind die Gehälter in den Chefetagen in die Höhe geschossen. Die CEO von General Motors, Mary Barra, beispielsweise verdient 34 Prozent mehr als vor vier Jahren. Es sind jährlich 29 Millionen Dollar.

Joe Biden und Donald Trump heucheln Verbundenheit mit den Arbeiterinnen und Arbeitern

Der Streik ist hochpolitisch. So haben zuerst der US-Präsident Joe Biden am Dienstag und am Mittwoch Donald Trump die Streikenden besucht und sich dabei als Arbeiterfreunde aufgespielt. So sagte Biden bei seinem Besuch bei Streikenden: „Den Autoherstellern geht es gut. Wisst ihr was? Euch sollte es genauso gut gehen.“ Er will damit vergessen machen, dass er 2009 als Vizepräsident an der durch Milliarden subventionierten Massenentlassungen bei GM und Chrysler beteiligt war. Trump und Biden wissen, dass Michigan ein sogenannter „Swing-Staat“ ist, bei dem mal die Demokraten, mal die Republikaner bei Präsidentenwahlen die Nase vorn haben.

 

Trump macht Biden für den „Mord an der Autoindustrie“ verantwortlich und bezeichnet die staatliche Elektroautoförderung als „einen Anschlag auf die ganze Branche“. Trump bezeichnet die sogenannte „Klimawende“ von Biden, als ein „Idee von Umweltverrückten aus der Hölle“. Damit bleibt er bei seiner Leugnung  der Umweltkrise, die mit der begonnenen globalen Umweltkatastrophe in eine neue, die Menschheit bedrohende  Phase eingetreten ist. Bidens „Klimawende“ ist allerdings im Wesentlichen nichts anderes als ein billionenschweres Geschenk für einen Großteil der US-Monopole und eine Reaktion auf das gewachsene Umweltbewusstsein. Trump macht nicht die Auto-Monopole für die Lage der Arbeiter verantwortlich. Dabei nutzt er demagogisch die Tatsache, dass der Ausstieg aus der Verbrennertechnologie nach Logik der Autokonzerne Arbeitsplätze kostet. Eine Antwort darauf ist der Kampf um eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, wie sie die Streikenden fordern. Trump hingegen versucht, die Arbeiter gegen die Umweltbewegung und dringend notwendige sofortige Schutzmaßnahmen aufzuhetzen.

 

Trump arbeitet in seiner Heuchelei auch mit direktem Betrug. In dem Werk von Drake Enterprises, wo er sprach, waren während seiner Rede 400 bis 500 Trump-Anhänger im Werk. Drake Enterprises beschäftigt etwa 150 Arbeiter; die UAW vertritt nicht die Belegschaft des Unternehmens. Es war nicht klar, wie viele Automobilarbeiter bei der Rede, die an sie gerichtet war, in der Menge waren. Eine Person in der Menge, die ein Schild mit der Aufschrift „Gewerkschaftsmitglieder für Trump“ trug, gab zu, dass sie kein Gewerkschaftsmitglied sei, als sie nach der Veranstaltung von einem Reporter der Detroit News angesprochen wurde. Der Vorsitzende der United Auto Workers, Shawn Fain, traf sich nicht mit Trump. Von seinen früheren Versprechen hat Trump keines eingehalten. Zwei Jahre, nachdem er gesagt hatte: "Ihr werdet kein einziges Werk verlieren", schloss General Motors das größte seiner Werke in Detroit.

Kein Streik darf alleine stehen

Bei der 3. internationalen Bergarbiterkonferenz  verpflichtete sich die kämpferische Bergarbeiterbewegung auf ein höheres Niveau der Koordinierung und Kooperation – dieser Maßstab ist nicht auf die Bergarbeiterbewegung beschränkt. Die Losung „Kein Streik darf alleine stehen“ bedeutet, in der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung, in der betrieblichen Kleinarbeit und der IG Metall in den Automobilbetrieben eine praktische Solidaritätsarbeit und Schritte zum gemeinsamen Kampf zu entwickeln.

 

Macht diese Aufgabe vor allem auch zu einer Sache der Jugend! Dazu gehören gemeinsam verabschiedete Solierklärungen im Sinne von „Euer Kampf ist unser Kampf!“, verpflichtet euch, keine Streikbrecherarbeit zu machen. Fordert die Konzernvorstände auf, sofort die Forderung der UAW zu erfüllen und macht die eigene Rechnung auf. Malt Schilder und Transparente und schickt sie an die US-Automobilarbeiter. Schlagt gemeinsame Aktionen in den GM-, Stellantis- und Ford-Werken und anderen Autokonzernen vor bis hin zu Solidaritätsstreiks und bereitet sie vor. Sammelt Spenden zur Unterstützung der Streikenden und tretet auch in die Gewerkschaften ein. Die MLPD-Betriebsgruppen werden diese Aktivitäten aktiv fördern und mittragen, dabei die Notwendigkeit der Herstellung der internationalen Arbeitereinheit verankern und damit das internationalistische Klassenbewusstsein heben.   

 

Aktuell heißt es in einem Bericht: "Bei den Betriebsversammlungen bei Ford Köln war der Streik der 'Big Three' in den USA Thema. In der Aussprache begrüßten sowohl die 1. Ortsbevollmächtigte der IG Metall den gemeinsamen Streik, als auch Kollegen in ihren Redebeiträgen. Während für die Ortsbevollmächtigte hier der Gedanke eines Flächentarifs, wie er in Deutschland üblich ist, hervorgehoben wurde, gingen Beiträge von Kollegen einen Schritt weiter. Der gemeinsame Streik von über 140 000 Arbeiterinnen und Arbeitern, unter anderem bei Ford, wird beglückwünscht als Schritt der Überwindung einer Spaltung der Belegschaften. Statt sich dem gegenseitigen Abringen von Verkaufszahlen im gnadenlosen Konkurrenzkampf der Automonopole unterzuordnen, wird hier die vereinte Kampfkraft in die Waagschale geworfen und die eigene Rechnung aufgemacht. Das wurde mit der Situation in Deutschland verbunden: Hier muss der Kampf um jeden Arbeitsplatz gemeinsam und selbständig mit Streiks geführt werden - von allen Ford-Belegschaften von Valencia/Spanien über Saarlouis und Köln bis Craiova/Rumänien. Es wurde vorgeschlagen, dafür den Aufruf des europäischen Gewerkschaftsdachverbands zu folgen und den europaweiten Streik- und Aktionstag am 8. Dezember dafür und für den Kampf um Lohnnachschlag zu nutzen."