Glyphosat ist nicht unschädlich

Glyphosat ist nicht unschädlich

Agrarproteste in Kiel

Anlässlich der Agrarministerkonferenz am 21. September protestierten Hunderte Landwirte, Fischer und Waldbesitzer gegen die Agrarpolitik der Ampel-Regierung.

Von gz
Agrarproteste in Kiel
Unverzichtbare Insekten - Bienen beim Brückenbau (fotolia)

Aufgerufen hatte die Bewegung Landwirtschaft verbindet Deutschland e. V. Sie hatte einen Offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir verfasst. Darin wird der Minister aufgefordert, „Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse anzuerkennen“. Leider liest man in dem Offenen Brief außer der allgemeinen Aufforderung nur Protesthaltung nach dem Motto: "Wir sind dagegen".

 

Das Herbizid Glyphosat (Markenname Roundup) sei unschädlich, heißt es in dem Papier unter Berufung auf Aussagen der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit), Kühe seien keine Klimakiller, weil die Methanemissionen weit überschätzt würden, ein Insektensterben gebe es nicht, die Untersuchungen der Krefelder Studien seien statistisch nicht abgesichert, etc.


Die behauptete Wissenschaftlichkeit wird damit von der LsV-Verbandsführung selbst verballhornt. Seit langem ist bekannt, dass sich die EFSA zu einem großen Teil auf die Versuche der Glyphosat-Industrie stützt. Der Großversuch in Südamerika, so muss man es nennen, mit sehr hohen Aufwandmengen glyphosathaltiger Produkte und Besprühung aus der Luft, zeigt überdeutlich die fruchtschädigende Wirkung bei Neugeborenen. Übrigens führt die Verfütterung von glyphosathaltigem Soja an Sauen zu den gleichen Schäden bei Ferkeln. Vor diesem Hintergrund ist der gelegentlich zu lesende Slogan „Ideologie macht nicht satt“ ein Hohn. Es gibt keine Ideologiefreiheit und die Ideologie der Agrarkonzerne tötet in diesem Fall!

 

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat sich dafür ausgesprochen, die Zulassung von Glyphosat nicht zu verlängern, so steht es auch im Koalitionsvertrag: "Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt.“ Es muss an Alternativen geforscht werden, so dass die kleinen und mittleren Bauern nicht im Regen stehen. Aber dass aufgehetzte Leute bei einem Auftritt in Chieming am Chiemsee lautstark gegen Özdemir grölen und sogar dazu auffordern, man könne mit Eiern, Tomaten und Steinen auf ihn werfen, geht zu weit. Zumal Özdemir anders als viele seiner Parteifreundinnen und -freunde noch ein wenig einen Draht zu kleinen Bauern hat, kommt er doch selbst aus einer türkischen Arbeitermigrantenfamilie. Die Parole "Bauerntod jetzt und hier - schuld sind Grüne und Özdemir" lenkt davon ab, dass die Monopole, voran die Agrar- und Chemiemonopole, das Bauernlegen besorgen, und der gemeinsame Kampf von kleinen und mittleren Bauern, von Umwelt- und Arbeiterbewegung nötig ist.

 

Kühe wären keine Klimakiller, wenn sie überwiegend auf der Weide gehalten würden. Die Kohlenstoffspeicherung durch Humusaufbau auf der Weide muss berechnet und abgezogen werden. Dafür muss die Weidehaltung gefördert und entsprechende Aufschläge auf den Milchpreis gefordert werden!


Wer das Insektensterben leugnen will, braucht schon eine ordentliche Portion Kaltschnäzigkeit! Um über 75 Prozent ist die Biomasse fliegender Insekten in den letzten 27 Jahren zurückgegangen. Der Weltbiodiversitätsbericht hat festgestellt, dass fast alle Ziele verfehlt wurden. Auch deshalb muss das Totalherbizid Glyphosat verboten werden. In Südamerika werden riesige Flächen damit behandelt, oft mehrmals im Jahr. Damit werden alle Beikräuter auf den Ackerflächen vernichtet und damit die Nahrungsgrundlage für viele Insekten, Tiere und Vögel. Alles im Interesse der hiesigen Großgrundbesitzer, der Sojahändler und der weltweit agierenden Schlachtkonzerne und natürlich der Chemiemonopole!


Die MLPD fordert dagegen höhere Erzeugerpreise für Klein- und Mittelbauern auf Kosten der Agrar- und Handelskonzerne! Sofortiges Verbot von Glyphosat! Ökologische Anbaumethoden und artgerechte Tierhaltung durchsetzen!