Raststätte Gräfenhausen

Raststätte Gräfenhausen

Streikende LKW-Fahrer treten in den Hungerstreik

Seit neun Wochen streiken Lkw-Fahrer einer polnischen Spedition an der Autobahnraststätte Gräfenhausen in Südhessen. Jetzt sind die Streikenden in einen Hungerstreik getreten.

Rote Fahne News hat mehrfach berichtet, MLPD-Delegationen haben die Streikenden besucht und Solidarität organisiert.

 

Der polnische Spediteur Mazur schuldet den Arbeitern aus Usbekistan, Georgien, Kasachstan und Tadschikistan eine halbe Millioen Euro an Löhnen. Als im Frühjahr schon einmal rund 60 Lkw-Fahrer in Gräfenhausen ausharrten, hetzte Mazur eine paramilitärische Einheit auf sie. Ende Juni zahlte Mazur eine Teilsumme, womit die Kollegen aber zu Recht nicht zufrieden waren. Als sich die Fernfahrer Mitte Juli zum zweiten Mal in Gräfenhausen zum Streik verabredeten, zeigte der polnische Spediteur sie - allerdings erfolglos - wegen Erpressung an.

 

"Meine Familie wartet auf das Geld", sagen die LKW-Fahrer. Seit Dienstag sind 30 der 84 verbliebenen Fahrer in den Hungerstreik getreten. Einer von ihnen, dem 5300 Euro Lohn zustehen: "Ich bleibe so lange im Hungerstreik, bis Mazur zahlt."

 

Unterstützung erhalten die Fahrer von der europäischen Transportarbeiter-Gewerkschaft. Den niederländischen Gewerkschafter Edwin Atema bestimmten die Trucker zum Verhandlungsführer. Er sieht die Kunden der polnischen Spedition in der Pflicht. Große deutsche Logistikunternehmen, Handelsketten und Automobilkonzerne - für sie transportieren die Fernfahrer Waren quer durch Europa. Sie sollten den ausstehenden Lohn direkt an die Männer aus Osteuropa und Zentralasien zahlen, sagt Atema. Dass der Spediteur zahlt, glaubt er nicht. Verhandlungen gibt es derzeit keine, auch auf Medienanfragen hat das Unternehmen seit Wochen nicht reagiert.

 

Seit langem kritisieren Gewerkschafter die Umstände, unter denen Beschäftigte im Transportgewerbe tätig sind. "Mit ihrer Aktion haben die Fahrer auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche hingewiesen, die leider keine Einzelfälle, sondern die Regel in der europäischen Logistikbranche sind", sagte Stefan Körzell, Mitglied im DGB-Bundesvorstand, schon beim ersten Streik im Frühjahr.