Emden
„Die Moorsoldaten“ stärkt die antifaschistische Aktion in Ostfriesland
Am 5. August fand vor Pewsum in Ostfriesland, einem Ort in der Nähe von Emden, aus dem sich die Belegschaft des dortigen VW-Werkes mit über 8000 Kolleginnen und Kollegen rekrutiert, ein Faschistentreffen mit Konzert statt. Eine Provokation für die internationale Belegschaft und alle Demokraten und Antifaschisten. Diese ließen sich das nicht gefallen.
Dabei arbeiten die Faschisten mit Einschüchterung z.B. der Journalisten vor Ort. Ihr „Sicherheitsdienst“ rekrutierte sich aus der seit wenigen Tagen in Deutschland verbotenen faschistischen Terrorgruppe „Hammerskins“, aus der auch ein führender Organisator des Treffens stammt. Mitglieder der Band „GVV - Gehasst-Verdammt-Vergöttert“, die auftrat, gehören dem faschistischen Netzwerk „Combat18“ an.
Innerhalb von fünf Tagen nach diesen Enthüllungen wurde eine Protestaktion mit ca. 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern direkt gegenüber der Veranstaltung organisiert. Die Faschisten versammelten 100 Teilnehmer. Nach den Protesten und dem Werbeverbot trat „GVV“ unter falschem Namen auf. Dem Lohnunternehmer Voss, auf dessen Gelände das Faschistentreffen stattfand, wurden nach den Protesten zwei staatliche Großaufträge gekündigt.
Bei der antifaschistischen Protestaktion wurden gemeinsam das Moorsoldatenlied und „Bella Ciao“ gesungen. Das stärkte den kämpferischen Zusammenhalt. Dazu gehörten auch Plakate wie: „Wehret den Anfängen!“ und "Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda!".
Beim Verteilen der Liedtexte gab es Bedenken: Das Moorsoldatenlied sei doch sehr traurig. Doch die Ansage zu diesem Lied klärte auf: Es entstand im gemeinsam organisierten Widerstand von Christen, Gewerkschaftern, Sozialdemokraten und Kommunisten gegen den Hitler-Faschismus im nahegelegenen KZ Börgermoor.² Das wird heute von führenden Medien oft verschwiegen.
Was viele Antifaschisten besonders aufhorchen ließ, war die Tatsache, dass aufgrund des erfolgreichen Widerstandes der Häftlinge sogar die SS-Mannschaft im KZ ausgetauscht werden musste. Willi Dickhut schildert dies in seinem Buch „So war's damals“ aus eigenem Erleben: Geeignete Genossen wurden auf bestimmte Posten im Lager eingeschleust, um die Wachmannschaften behutsam und geschickt politisch zu beeinflussen. Ziel: Schläger von Nichtschlägern zu trennen. Die Schläger machten auch die Umgebung unsicher, Beschwerden aus der Bevölkerung häuften sich. „Wir verstärkten unsere politische Arbeit unter den Wachmannschaften … Die Wachmannschaften mussten durch die Polizei abgelöst werden.“³
Die Jugendlichen, die wir bei der antifaschistischen Aktion ansprachen, waren sich einig, dass der antifaschistische Kampf eine positive gesellschaftliche Perspektive haben muss. Sie zeigten Interesse am Sozialismus, am Jugendverband REBELL und an der MLPD.