Gelsenkirchen
Die Bergarbeiterkoordinierung und die United Front können weltpolitische Bedeutung bekommen, wenn ...
190 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am 17. September in den Kultursaal der Horster Mitte in Gelsenkirchen gekommen, um an der Veranstaltung "Aus erster Hand berichtet: Das war die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz (IMC) und der 1. Kongress der Einheitsfront (UF)“ teilzunehmen. Eingeladen hatte neben diesen beiden internationalen Zusammenschlüssen das Internationalistische Bündnis fortschrittlicher und revolutionärer Kräfte aus Deutschland, dem 41 Organisationen, Bewegungen und Bündnisse angehören.
Moderatorin Celina Jacobs vom Jugendverband REBELL und der Koordinierungsgruppe des Internationalistischen Bündnisses begrüßte die Podiumsgäste: Andreas Tadysiak, Hauptkoordinator der Internationalen Bergarbeiterkoordinierung, Monika Gärtner-Engel, Co-Präsidentin der United Front, Eugene Badibanga, Delegierter der Bergarbeiterkonferenz von der kongolesischen Bergarbeitergewerkschaft FOSYCO, und Divine Malaika, ebenfalls Mitglied von FOSYCO und kongolesische Delegierte der Bergarbeiterkonferenz. Die Besucher freuten sich über die ca. fünfminütigen Kurzfilme über die Bergarbeiterkonferenz und den Weltkongress der United Front, die das Filmteam der Mediengruppe Neuer Weg in kurzer Zeit aus hunderten von Stunden Rohmaterial zusammengestellt hatten. Sie brachten insbesondere die internationale Verbrüderung und Verschwisterung auf den beiden Konferenzen lebendig zum Ausdruck.
Als erstes berichtete Andreas Tadysiak: „Seit der 1. Internationalen Bergarbeiterkonferenz ist die Zahl der Bergleute der Welt auf 50 Millionen angewachsen – eine gewaltige Kraft, aber auch Verantwortung! ... Ein Drittel der Bergarbeiter sind Frauen, meist im wachsenden handwerklichen Bergbau, der auch vor der Ausbeutung von Kindern nicht halt macht. ...“.
Er berichtete von harten Kämpfen in zahlreichen Ländern. Es wird um höhere Löhne, Arbeitsschutz, politische Rechte im Betrieb und Streikrecht gekämpft. Er betonte, dass diese Kämpfe bisher oft noch alleine standen. „Das muss sich ändern!“ ist Erkenntnis und Auftrag aus der Konferenz. Sie beschloss einen internationalen Kampftag der Bergarbeiterinnen und Bergarbeiter.
Stefan Engel, Leiter des theoretischen Organs der MLPD, REVOLUTIONÄRER WEG, langjähriger Hauptkoordinator der ICOR¹ und Impulsgeber für die Internationale Bergarbeiterkonferenz bezeichnete es als herausragend, dass eine Arbeiterkonferenz einstimmig eine Resolution gegen die globale Umweltkatastrophe verabschiedet hat. Er betonte, dass dies umso bedeutender ist, da die Arbeiterinnen und Arbeiter von den Monopolen und Regierungen ständig gegen die Umweltbewegung und gegen notwendige Umweltschutzmaßnahmen aufgebracht werden.
Monika Gärtner-Engel, bisherige und neue Co-Präsidentin der United Front informierte die Veranstaltungsbesucher in 20 prägnanten Thesen über den Entstehungsprozess der United Front, den 1. Weltkongress und wesentliche Ergebnisse.
Sie betonte, dass der 1. Weltkongress der United Front im Verbund mit der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Verbindung mit den revolutionären Parteien der Welt weltpolitische Bedeutung bekommen wird, wenn die gefassten Beschlüsse zielstrebig in die Tat umgesetzt und beide Zusammenschlüsse entschlossen weiter aufgebaut werden!
Die Konferenz zeichnete sich durch eine hohe Einmütigkeit in den Beschlüssen, demokratische Streitkultur und den festen Willen aus, länderübergreifend zusammenzuarbeiten, um an einer dem Imperialismus überlegenen Kraft mitzuwirken. Sie brachte eine wachsende Vereinheitlichung über die Herausbildung neuimperialistischer Länder zum Ausdruck, was wesentlicher Hintergrund der Verschärfung der zwischenimperialistischen Widersprüche und wachsender Kriegsherde ist. In dieser Frage gibt es zugleich noch die größten Widersprüche, die es weiter geduldig und entschlossen auszutragen gilt.
Die führende Rolle der internationalen Arbeiterklasse als Rückgrat und führende Kraft der antiimperialistischen Einheitsfront wird im Aufruf der United Front betont. Die Geringschätzung der Arbeiterklasse und die einseitige Überbetonung des nationalen Befreiungskampfs unterdrückter Völker war eine der Differenzen zum ILPS (International League of People's Struggle), der ursprünglich die United Front mitinitiiert hatte, aber dann später ausstieg.
Der Aufbau der Einheitsfront ist mit einem Aufbruch der Frauen verbunden. Beide Co-Präsidentinnen, Edithluz Irene Castro Munoz aus Peru und Monika Gärtner-Engel aus Deutschland, sowie zwei der drei jungen Co-Präsidenten und Präsidentinnen sind Frauen.
Abschließend dankte Monika Gärtner-Engel den rund 250 Brigadisten, Helfern und Mitarbeitern aus vielen Ländern. Eugene Badibanga unterstrich in seinem Beitrag, dass die beiden Kongresse die Zusammenarbeit, den gemeinsamen Kampf und die Solidarität auf ein neues Niveau gehoben haben. Er wird alles dafür tun, um diese Entwicklung fortzusetzen.
Divine Malaika erzählte von den Bergarbeiterinnen aus dem Kongo im handwerklichen Sektor, die ohne jeglichen Gesundheitsschutz und ohne sichere Arbeitskleidung arbeiten müssen. Der Frauenverband Courage übergab ihr 600 Euro, die noch aus der Spendensammlung für das Mitbringbuffet zur Verfügung standen. Davon wird ihre Gewerkschaft eine Industrienähmaschine kaufen und Arbeitskleidung herstellen.
Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen dem Podium und den Teilnehmern. Ein Stahlarbeiter aus Duisburg berichtete, wie er und seine Kollegen auf einer Betriebsversammlung am Beispiel der Bergarbeiterkonferenz die internationale Arbeitereinheit als Antwort verankern konnten. Gabi Fechtner, die Vorsitzende der MLPD, betonte die Bedeutung der United Front als regelrechtes Gegenprogramm zur weltweiten Rechtsentwicklung der Regierungen, die unter der Prämisse „mein Land zuerst“ die Arbeiterklasse spalten und ihre Ausbeutung verschärfen. 609 Euro Spenden für den Aufbau und die Arbeit des Internationalistischen Bündnisses kamen zusammen, bevor die Veranstaltung mit dem gemeinsamen Singen der „Internationale“ endete.