Umfangreicher Forderungskatalog

Umfangreicher Forderungskatalog

US-Automobilarbeiter bei Ford, General Motors und Stellantis bereit zum Streik

Die ca. 146 000 Automobilarbeiter der drei großen Automobilhersteller „Big 3“ stehen ab Freitag bereit zum Streik. Am Donnerstag, um Mitternacht, läuft ihr Tarifvertrag aus. Im August stimmten 97% der Mitglieder der Automobilarbeitergewerkschaft UAW für einen Streik.

Von pi

Ihr Forderungskatalog ist umfangreich: 46% mehr Lohn über vier Jahre verteilt, 32-Stunden-Woche zum gleichen Lohn wie bei 40 Stunden, Festeinstellung der Leiharbeiter, Wiedereinführung eines Inflationsausgleichs, Abschaffung der unterschiedlichen Lohneinstufungen, Zulagen und Pensionen bei gleicher Arbeit, das Streikrecht bei Betriebsschließungen und das Recht, die Arbeiter der neuen Batteriefabriken zu vertreten, die als Joint Ventures mit südkoreanischen Herstellern gebaut werden.

 

Diese weitgehenden Forderungen und die große Streikbereitschaft sind auf dem Hintergrund des in den USA allgemein erwachten gewerkschaftlichen Bewusstseins sowie der besonderen Entwicklungen der vergangenen 15 Jahre in der Autobranche zu erklären. Mit Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise 2008 hat die Obama-Regierung die Autokonzerne mit 80 Milliarden US-Dollar „gerettet“ und die Automobilarbeiter zu erheblichen Zugeständnisse erpresst, u.a. zu unterschiedlichen Lohnstufen und Einfrieren der Gehälter. Diese wollen sie nicht länger hinnehmen. Mit ihrem Streik 2019 erreichten die UAW-Arbeiter eine Teilrücknahme dieser Lohnstufen. Nach einem Korruptionsskandal von 2019 bis 2021 stimmten die Gewerkschaftsmitglieder für eine direkte Wahl der nationalen Führung. Der neue Präsident, Shawn Fain, versprach ein mehr kämpferisches Vorgehen.

 

Inzwischen machen die Automobilhersteller wieder Rekordprofite. Die Konzernchefs verdienen bis zu 40% mehr – und das bei mehreren Millionen an Einkommen. Ihr Gejammer über die Forderungen der Arbeiter bedient die gleichen Argumente, die in der ganzen Welt benutzt werden, um die Arbeiter zu spalten: die Löhne in Asien seien viel niedriger, die Verkaufszahlen der Autos würden aufgrund der folglich steigenden Autopreise in den USA fallen.

 

Bei manchen Kollegen werden Erinnerungen an den großen Streik von Flint, Michigan, 1936 wach. Ob es tatsächlich zum Streik kommt, ist noch offen. Gerade war bei UPS ein bundesweiter Streik der ca. 340 000 Beschäftigten abgesagt worden, nachdem die Geschäftsleitung erhebliche Zugeständnisse gemacht hatte. Viele Forderungen der UPS-Belegschaft glichen denen der Automobilarbeiter. Der Tarifvertrag wurde von 86,3% der UPS-Kollegen angenommen. Mehr wäre drin gewesen, hätte die Teamsters Gewerkschaft die volle Kampfkraft eingesetzt. Die Sympathien der Bevölkerung waren auf ihrer Seite. Sicherlich wäre dies ähnlich, wenn die Automobilarbeiter ihre Kampfkraft in die Waagschale legen. Und dies wäre ein Ansporn für die Arbeiter in den ganzen USA.