Arbeiterbildungszentrum Süd gestern
Punk, Rock & More mit fortschrittlichen Songs sorgten für einen heißen Abend
Über hundert Leute von Jung bis Alt waren an diesem Spätsommer-Abend am 15. September gekommen, um die Musik von „Sündflut“ und „Gehörwäsche“ zu hören, zu spüren und darauf abzutanzen.
Bis zum Konzertbeginn wurde die Gelegenheit gerne genutzt, an den Biertischen im Hof zu essen und zu trinken sowie mit Freunden und Bekannten zu „schwätzen“. Es gab Lieder und kurze Begrüßungen vom Jugendverbands REBELL und den Rotfüchsen. Daran beteiligte sich auch ein Vertreter von YDG Stuttgart (Neue Demokratische Jugend), einer kurdisch-revolutionären Jugendorganisation. Es folgten stimmungsvolle Lieder von zwei Mercedes-Arbeiterinnen.
Kurz nach 21 Uhr stieg an der Bühne Nebel hoch und gab den Blick frei auf „Sündflut“. Mit ihrem Mix aus Punk-, Ska- und Rockmusik sorgte sie dafür, dass sich die Tanzfläche im Nu füllte. Auch ihr Mix an Bandmitgliedern kann sich sehen lassen: vom beschaulichen Bempflingen, am Fuße der schwäbischen Alb, bis Kalifornien und Kolumbien. Mit antifaschistischen Texten „Damals wie heute“, „Kein Bock auf Nazis“ oder dem Umweltsong „Fünf vor 12“, sowie mit ihrem rebellischem Stil gehören sie auch zu den gefeierten Bands bei fortschrittlichen politischen Aktionen. So hatte „Sündflut“ nachmittags einen Auftritt auf der FFF-Demo in Konstanz und reiste von dort ins Arbeiterbildungszentrum in Stuttgart. Gratulation! Während die Weltanschauung vieler Punk-Bands „No Future“ heißt, spürt man z.B. bei Sündfluts Version von „Bella Ciao“, dass sie für die Vision einer Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung stehen.
Nach einer kurzen Umbau- und Abkühlungsphase für das Publikum ging es weiter mit „Gehörwäsche“ aus Köln, die gerade auf Tour in Süddeutschland sind. Diese griff mit ihren Liedern sozusagen den gesellschaftskritischen Bogen von „Sündflut“ auf, indem sie diesem eine optimistisch-revolutionäre Antwort gaben. So mit dem ersten Song, wo es heißt: „Es braucht eine Revolution, um die Welt zu verändern“ oder mit dem Lied „Kommunist“. Dass dies nicht nur den Kopf, sondern auch den ganzen Körper anregt – dafür sorgt auch ihre Musik. Als sie hier zum Reggae mit seinen afrikanisch beeinflussten Wurzeln übergingen, hielt es auch unsere afrikanischen Freunde nicht mehr an der Beobachter-Seitenlinie.
Große Freude und zusätzlicher Schwung kam auf, als Bandmitglieder von Gehörwäsche von der Absage der unsäglichen Veranstaltung mit dem reaktionären und antikommunistischen Ex-Verfassungsschützer Rudolf van Hüllen berichteten, den rechte IG-Metall-Betriebsräte bei Ford eingeladen hatten. Die Absage war ein wichtiger Erfolg der Proteste aus den Reihen der IG Metall und ihren Funktionären im Kampf gegen den Antikommunismus.
Und so beflügelt, ging das Konzert noch lange in die Nacht. Auf dem Nachhauseweg sprach ich mit anderen Gästen. Alle waren vom Konzert mit den beiden Bands begeistert. Wir waren uns einig, dass fortschrittlich-alternative Kultur nicht nur das Gegenstück zur kommerziellen und reaktionären bis faschistischen Musik ist. Sie fördert auch den Zusammenhalt, den Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung und den Kampf dafür.