Reallöhne weiter gesunken
Preistreiberei und Reallohnsenkung: „Das Maß ist voll“
Der Preis für die Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest beträgt dieses Jahr bis zu 14,50 Euro, gegenüber 13,70 Euro im Vorjahr. Das interessiert jetzt allerdings viele Menschen nicht so sehr.
Weit aus mehr Menschen schauen mit Sorge auf die Preise für Kraftstoffe an den Tankstellen. Sie zogen bekanntlich rechtzeitig in der Schul-Sommerzeit an und schnellen aktuell weiter nach oben. Laut ADAC Auswertung vom 12. September müssen Autofahrer für einen Liter Diesel im bundesweiten Mittel 1,838 Euro bezahlen, das ist gegenüber der Vorwoche ein kräftiger Anstieg um 5,2 Cent. Auch Super E10 wird teurer: Ein Liter kostet durchschnittlich 1,889 Euro, das sind 1,5 Cent mehr als vor Wochenfrist. [1] Für den ADAC ist diese Preistreiberei „nicht nachvollziehbar“.
Dies hat zum einen damit zu tun, dass die wenigen Mineralölkonzerne eine Monopolstellung haben, wodurch sie in der Lage sind, Raubpreise abzusprechen und durchzusetzen. Bei der Preisentwicklung bei Diesel wird besonders deutlich, dass es sich um eine spekulationsgetriebene Inflation handelt, wie es die MLPD qualifiziert. So lag lange Zeit der Dieselpreis über dem des Superbenzins, weil die Herrschenden den Ukrainekrieg mit einer Propaganda von der angeblichen Energiekrise verbanden.
Während Teile der bürgerlichen Politiker und Medien den Eindruck vermitteln, dass das Schlimmste bei der Inflation vorbei ist, liegt diese immer noch offiziell über sechs Prozent. Die Preise waren im August um 6,1% höher als 2022. Als konkrete Gründe nennt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes: „Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie liegen oberhalb der Gesamtteuerung und halten die Inflationsrate hoch“ [2].
Deshalb haben die Tarifabschlüsse im ersten Halbjahr 2023 nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung die Inflation nicht ausgleichen können. „Ohne die steuer- und abgabenfrei gestellten Einmalzahlungen seien die Reallöhne im ersten Halbjahr um durchschnittlich 1,7 Prozent gesunken“. [3]
Die MLPD und ihre Betriebsgruppen werden deshalb diese Entwicklung zur Belebung der Diskussionen in Betrieben und Gewerkschaften nutzen, wie wir Arbeiter und Angestellten einen Lohnnachschlag in selbständigen Streiks durchsetzen können. Dazu müssen die Leute mit der sozialchauvinistischen Stimmungsmache fertig werden. Danach drohe Deutschland zum „kranken Mann Europas“ zu werden, weshalb jetzt die Wirtschaft gestärkt werden müsste – und wir Opfer bringen! Doch krank ist der Kapitalismus, bei dem die Fortschritte der Produktivkräfte nicht der Gesellschaft in Einklang mit der Natur zugute kommen, sondern in Krisen und Kriege umschlagen.