VW-Vorstand geht zu offeneren Angriffen über

VW-Vorstand geht zu offeneren Angriffen über

Es rumort bei VW Zwickau

Auf der gestrigen Betriebsversammlung kündigte das VW-Management offene Massenentlassungen, zunächst bei Befristeten, an.

Von einem Korrespondenten
Es rumort bei VW Zwickau
Kämpferische Kollegen bei VW in Braunschweig (rf-foto)

Die ersten 269 KollegInnen werden bereits zum 31. Oktober arbeitslos! Dass noch hunderte oder gar tausende Entlassungen folgen können, zählt sich die Zwickauer Belegschaft an einer Hand ab. Denn von 10.700 VW-Beschäftigten sind ganze 2.200 noch in Befristung, für bis zu 48 Monate, großteils bis zum 31.12.2024. Unter den IG Metall-Vertrauensleuten und Kollegen gibt es eine bisher nicht gekannte Empörung über den VW-Konzern, über „die da oben“. Breit wird diskutiert, wie es weitergeht, dass man das nicht kampflos hinnehmen kann, dass man als ganze Belegschaft mit den Befristeten gemeinsam kämpfen muss. Aber es gibt auch viele Bedenken, ob man kämpfen kann, ob der Umstieg auf E-Autos ein Fehler war usw. Die Vertrauenskörperleitung der IG-Metall veröffentlichte einen Offenen Brief, in dem es heißt: "„Es reicht! Die Stimmung in der Belegschaft wird immer schlechter. Alle fragen sich, wie es weitergeht“. Bei der Belegschaftsversammlungen trugen hunderte VW-Kolleginnen und Kollegen IG-Metall-Schilder "Unser Werk - Unsere Region - Unsere Zukunft". Nach der Belegschaftsversammlung gab es kritische und wütende Töne. Aber auch Hoffnungen wie, dass VW nur eine zeitweise „Durststrecke“ meistern müsse, denn „Irgendwann werden die E-Autos ja gebraucht.“


VW begründet das mit der „aktuellen Marktsituation“ bei E-Autos. Wie selbstverständlich betet die bürgerliche Presse nach, „VW (habe) zu wenig Käufer für seine E-Autos. Deshalb müssen fast 300 befristet Beschäftigte gehen“ (sächsische.de). Diese Selbstdarstellung als Opfer der Umweltpolitik (Streichung der E-Auto-Kaufprämien) und der mangelnden Kauflust der Massen ist doppelt dreist. Es sind doch die Monopole die für die Rekordinflation verantwortlich sind, so das es normalen Arbeitern kaum möglich ist, ein E-Auto zu kaufen. Tatsache ist außerdem, dass VW den Produktionsrückgang in Zwickau teilweise provoziert hat, indem die Fahrzeuge für den US-Markt in das US-Werk Tennessee und für China in ein chinesisches Werk verlagert wurden. Die ID.3-Produktion wurde ergänzend auch im VW-Werk Wolfsburg hochgezogen, um dortige Produktionsrückgänge infolge der Wirtschaftskrise auszugleichen. Die Betriebsgruppen der MLPD treten dafür ein, dass der Kampf um Arbeitsplätze nicht gegen den Umweltschutz ausgespielt wird. Für die qualifizierten VW-Arbeiter gäbe es hier mehr als genug zu tun. 


Mit diesen ersten Massenentlassungen in dem ersten vollständig auf E-Autos umgestellten VW-Werk platzt die Hinhaltetaktik des VW-Vorstands und die reformistische Illusion, es gebe in Verbindung mit dem Umstieg auf E-Mobilität keine betriebsbedingten Kündigungen.Auch andere Autokonzerne bereiten offenere Angriffe auf die Arbeiterklasse vor. Über 220.000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie - 1/3. aller- stehen nach bürgerlichen Studien"zur Disposition". VW hält mit weiteren Angriffen auch aus Angst vor der Zwickauer Belegschaft noch hinter dem Berg. Diese hat ihre Kampfkraft mehr als einmal bewiesen, nicht zuletzt in einem drei Jahrzehnte währenden Kampf um die Angleichung an die 35-Stunden-Woche in Westdeutschland und der Solidarität mit der Eisenacher Opel-Belegschaft gegen die Werksschließung.

 

Was ist jetzt zu tun? Gewerkschaften und Betriebsräten sind durch die sog. "Friedenspflicht" und das reaktionäre Betriebsverfassungsgesetz Streiks gegen solche Angriffe verboten. Die VW-Arbeiter müssen den Weg des selbständigen Streiks um jeden Arbeitsplatz und für Lohnnachschlag gehen. Jetzt ist auch Solidarität und gemeinsamer Kampf und selbständiger Streik der Belegschaften des VW-Konzerns und anderer Automobilbelegschaften gefragt!