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150 Opel-Verträge durchgesetzt – der Anfang ist gemacht!

Mit der Losung aus der Metall-Tarifrunde „Leiharbeiter-Übernahme – alle – sofort!“ versammelten sich 150 Kolleginnen und Kollegen am 6. Juli in der großen Pause in der Rüsselsheimer Montagehalle K170.

Von "Blitz", Kollegenzeitung bei Opel
150 Opel-Verträge durchgesetzt – der Anfang ist gemacht!

Rote Fahne News berichtete mehrfach, u.a. hier: Rüsselsheim - Opel-Belegschaftsversammlung begrüßt 150 neue Kollegen

 

Eingeladen war Ralf Wangemann, Personaldirektor. Nach eineinhalb Jahren sollte er endlich zur Übernahme Stellung nehmen. Zu Beginn der Pausenversammlung wurden solidarische Grüße an die Belegschaften der Stellantis-Werke Wien-Aspern, Ellesmer Port und an die Belegschaft von Ford in Saarlouis beschlossen: „Heute sind wir nicht Opelaner oder Leiharbeiter, heute sind wir eine Belegschaft in einem weltweit arbeitenden Unternehmen. Heute sind wir Arbeiter, international!“ Dann ging es durch die Halle. E-Wagen fuhren, Sirenen heulten, IG-Metall-Fahnen vorne dran. Lange Gesichter bei den Chefs. Werksleiter Pieter Ruts musste sprechen. Er versprach: „Wir haben volles Verständnis für ihre Sorgen! Auf der Betriebsversammlung in zwei Wochen wird es eine Lösung geben“. So lange hat es dann nicht gedauert.

 

Denn die Aktion hat das Management in Panik versetzt. Innerhalb von zwei Stunden sagte Stellantis die Übernahme von 50 Festangestellten und von 100 in Zeitverträgen gebundenen Kolleginnen und Kollegen bei Opel zu. Wangemann sagte: „Wir freuen uns über die Einigung“. Aber noch drei Tage zuvor war die Einigungsstelle ohne Ergebnis auseinandergegangen. Wangemann forderte sogar eine Ausleihdauer von 48 Monaten! Gegen diesen Kurs haben wir die Übernahme erkämpft! Gratulation an die mutigen Kolleginnen und Kollegen!

 

Die Kombination aus gewerkschaftlichen Protesten bei der Tarifrunde, gemeinsamen Warnstreiks, Unterschriftensammlungen der IG-Metall-Vertrauensleute, die 4000 Kolleginnen und Kollegen unterstützen, den Protesten in der Tarifrunde Leiharbeit, den selbstständigen Initiativen und Pausenversammlungen für Übernahme und Lohnnachschlag hat uns stark gemacht. Durch das in Deutschland eingeschränkte Streikrecht muss eben auch selbstständig gekämpft werden. Wir können das aber auch!

 

Im ganzen Konzern gab es bisher keine Übernahme von Leiharbeitern. Den Zahn haben wir Tavares gezogen. Diese Trümpfe haben und stark gemacht:

 

  • Die Spaltung in Stamm- und Leiharbeiter schwächt die Kampfkraft der ganzen Belegschaft. Wir akzeptieren diese Ungerechtigkeit niemals, denken und handeln als eine Belegschaft!
    Nicht wenige dachten erst, man müsse nur nicht krank sein, viel arbeiten, nicht anecken. Das war eine Illusion, die Stellantis ausgenutzt hat. Echte Verbesserungen gibt es nur, wenn wir uns zusammen wehren.
  • Das Vertrauen in die eigene Kraft ist gewachsen. Wir halten den Laden am Laufen. Stellantis ist auf unsere Arbeitskraft, unseren Einsatz angewiesen – für ihre Profite.
    „Was gut ist für das Werk und Stellantis, ist auch gut für uns“, diese Täuschung haben wir nicht länger geglaubt. Immer wieder sollten wir abwarten. Sogar als immer mehr im Juni abgemeldet wurden. Nein, Angriff ist die beste Verteidigung!
  • Früher hieß es oft: “Geh nicht zu den Pausenversammlungen, das machen die Roten“. Aber wenn es heißt, sich nicht länger zu ducken, liegt unsere Stärke im überparteilichen Zusammenschluss auf antifaschistischer Grundlage. Wo wären wir ohne die Erfahrungen, dass Know-how der Arbeiterbewegung, der „Roten“?! Keine Chance dem Antikommunismus! Natürlich diskutieren wir auch über eine sozialistische Alternative, so kann es doch wirklich nicht weitergehen.
  • Das Management hatte gar nicht mit uns gerechnet. Zuerst sollten wir mit der Meldung von der Übernahme beruhigt werden. Dann kann die Keule der Unterdrückung. Mit E-Mails wurden Leiharbeits-Kolleginnen und -Kollegen mit fristlosen Kündigungen bedroht. Einzelne wurden zunächst abgemeldet. Der Tiefpunkt der Repression ist die Abmahnung von IG-Metall-Sprecher Fertigmontage, Erik Kordes. Er setzte sich mutig für alle ein. Mit der Abmahnung darf das Management nicht durchkommen! Es ist dagegen ein krasser Bruch der gewerkschaftlichen Solidarität, wenn einige Betriebsräte Erik unsolidarisch in den Rücken fallen und gegen die ganze Aktion hetzen. Deutlich wird auch: wir brauchen endlich ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht.

 

Der Erfolg vom Juli ist ein erstes Signal gegen den Kurs der rigorosen Arbeitsplatzvernichtung bei Stellantis und in der ganzen Automobilindustrie. Jetzt gilt es nachzusetzen: Übernahme aller Leiharbeiter und ein Lohnnachschlag von 500 Euro!

 

Dabei werden wir nicht stehen bleiben. Krisen wie noch nie schütteln den Kapitalismus. Die Gefahr eines Dritten Weltkriegs, die begonnene globale Umweltkatastrophe. Beide stellen die Zukunft der Menschheit grundlegend infrage. Wir produzieren längst international. Die internationalen Monopole wie Stellantis arbeiten und unterdrücken über Grenzen hinweg. Also muss auch unser Kampf international sein, damit wir Arbeiter eine überlegene Kraft werden. Es geht um die Existenz der Menschheit. Für diese Zukunft haben wir entscheidende Verantwortung. Die Leitlinie von Karl Marx: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ ist hochaktuell!

 

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